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Aus: Ausgabe vom 05.03.2024, Seite 16 / Sport
Bobsport

Mal wieder die Deutschen

Erschreckend dominant: So waren die Bobweltmeisterschaften in Winterberg
Von Thomas Behlert
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Ein Geschenk: Geburtstagskind Vanessa Mark (r.) freut sich mit Pilotin Lisa Buckwitz (Winterberg, 2.3.2024)

Am vergangenen Wochenende konnte die Welt wieder über die deutschen Bobsportler staunen und sich über deren technische Aufrüstung wundern. Mit ihren schweren Kufengeräten holten sie in Winterberg, wo dieses Jahr vom 19. Februar bis 3. März die Weltmeisterschaften im Skeleton und Bob ausgetragen wurden, fast alle verfügbaren Medaillen.

Damit es auch bei den Frauen zwei Bobwettkämpfe gibt, wurde vor einigen Jahren der Monobob bei Weltmeisterschaften eine feste Größe. Bei Olympia ist er sogar Pflicht, wenn man auch Zweierbob fahren will. Zunächst konnten sich die Bundesdeutschen nur schwer mit der Variante anfreunden. Doch das ist mittlerweile Schnee von gestern, denn die deutschen Frauen gewinnen nun auch im Monobob. So startete Lisa Buckwitz am 24. Februar bei der diesjährigen WM furios in die ersten beiden Läufe und übernahm auch gleich die Führung. Doch bei Weltmeisterschaften gibt es immer vier Läufe, so musste sie noch zweimal durch die 1.609 Meter lange Eisrinne.

Buchwitz’ dritter Lauf am vorvergangenen Sonntag war dann sehr schwach, sie hämmerte im letzten Lauf in der neunten Kurve gleich doppelt an die Bande. So holte sich die cleverer fahrende Laura Nolte den Titel. Platz zwei belegte die US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor. Bis zum alles entscheidenden letzten Lauf hatte die Australierin Breeana Walker Bronze scheinbar sicher. Doch sie zeigte Nerven und legte eine unruhige und fehlerhafte Fahrt hin, so dass Lisa Buckwitz mit der besseren Zeit Platz drei belegte.

Beim Zweierbob der Männer war indes alles klar, es gab keine Überraschungen: Alle drei Plätze belegten deutsche Wintersportler. Francesco Friedrich gewann gemeinsam mit seinem Anschieber Alexander Schüller den Weltmeistertitel. Der erfolgreichste Bobsportler der Geschichte konnte so seine 15. Goldmedaille umhängen – und das auch noch mit drei Bahnrekorden. Die Ammour-Brüder Adam und Issam sowie Johannes Lochner mit Georg Fleischhauer belegten die Plätze zwei und drei. Lochner, der für den BC Stuttgart startet, hatte noch mit der Nackenverletzung vom Sturz in Altenberg zu kämpfen.

Auch die Zweierbobbesatzungen der deutschen Frauen durchfuhren die 15 Kurven der Bahn im Sauerland fast perfekt. Trotz der warmen Temperaturen, die die Bahn rauer machten und an einigen Stellen kleine Pfützen hinterließen, gab es keine neuen Stürze der Besten. Leider war bei den Frauen die internationale Konkurrenz bereits am ersten Wettkampftag chancenlos. Am Ende des vierten Laufes lautete die Plazierung: Buckwitz, Nolte und Kim Kalicki. Die Besten vom Rest waren das US-Team von Kaysha Love und die Australierin Breeana Walkers mit ihrer Anschieberin. Lisa Buckwitz, die 2018 als Anschieberin von Mariama Jamanka Olympiagold in Pjöngjang gewann, holte diesmal als Pilotin Gold und konnte ihrer Teamkollegin Vanessa Mark damit am 2. März ein Geburtstagsgeschenk machen. Nach diesem Dreifachsieg konnte der Bundestrainer der Bobmannschaften, René Spies, milde in sich hineinlächeln. Gefragt, was er für die Siege und zum Geburtstag spendiere, meinte er ziemlich gelassen: »Keinen Alkohol!«

Schließlich rasten am Sonnabend und Sonntag noch die Viererbesatzungen der Männer mit einer Höchstgeschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stunde durch die viertälteste Kunsteisbahn der Welt. Sie wurde in Winterberg bereits 1977 eingeweiht und erlebte schon einige Europa- und Weltmeisterschaften. Dass diesmal auch im Viererbobwettbewerb nur Deutsche auf dem Podest standen, sorgte für manche Enttäuschung. Die lettische Besatzung um den Piloten Emīls Cipulis hätte sich anstelle ihres vierten Platzes gerne mit einer Bronzemedaille belohnt. Auch die chinesischen Teams Chunjian Li und Kaizhi Sun kämpften am Ende »nur« um einen Platz unter den ersten zehn. Die Liechtensteiner Bobfans hatten von Martin Kranz und Besatzung mehr als nur den vorletzten Platz erwartet. Ach ja, gewonnen hat den Viererbobwettkampf Francesco Friedrich. Es war sein fünftes Double im 100. Rennen bei seiner zehnten Viererbobweltmeisterschaften. Nach einer holprigen Saison war der Perfektionist aus Oberbärenburg »auf den Punkt vorbereitet« (Friedrich über Friedrich) und ließ die Teams von Lochner und Ammour hinter sich.

Für alle Bobsportler heißt es nun kurz durchatmen, bevor die Vorbereitung auf die WM 2025 in Lake Placid und auf die Olympischen Spiele 2026 in Italien beginnt. Wo genau allerdings die olympischen Wettkämpfe in Rennschlitten, Skeleton und Bob stattfinden werden, wissen wohl weder die Italienischen Verantwortlichen noch das Olympische Komitee.

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