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Eingewanderter Widerstand

Von Pierre Deason-Tomory
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Demonstration zum Internationalen Frauentag 1982 in Düsseldorf

Die unmittelbare Vorgeschichte zum Internationalen Frauentag, der seit 1911 an einem Tag im März gefeiert wird und seit 1921 beziehungsweise 1975 am 8. dieses Monats, ist eine erfreulich subversive. In den USA war der 28. Februar 1909 zum ersten nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht ausgerufen worden, und auf den Straßen in Gottes eigenem Lande demonstrierten bürgerliche Frauenrechtlerinnen gemeinsam mit ihren sozialistischen Schwestern. Die gab es damals noch, bevor mit dem durch den Fall Assange wieder in den Fokus gerückten Espionage Act ab 1917 den linken Massenorganisationen in den Vereinigten Staaten der Garaus gemacht wurde. Und heute? Ist die Gleichberechtigung in Deutschland »Eine Fortschrittsgeschichte«? Darüber darf fernmündlich gestritten werden – unter der Rufnummer 00 800/44 64 44-64 in der »Lebenszeit« (Fr., 10.08 Uhr, DLF). Schon zum sechsten Mal in Folge macht dieses Datum fast den gesamten Tag Programm beim Freien Radio Corax aus Halle (Saale), die »Sendung zum internationalen feministischen Kampftag« erzählt von Frauen­widerstand weltweit (Fr., 10.00–24.00 Uhr). Das Programm ist mehrsprachig gestaltet, was wiederum an die Arbeit der sozialistischen Frauen­rechtlerinnen in den USA vor dem Espionage Act erinnert, die, wie das Engagement aller damaligen linken Organisationen dort, von Eingewanderten geprägt war.

Sonst: Ein neues ARD-»Radio­feature« gibt es in dieser Woche, es behandelt die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo und malt ein Desaster an die Dolomitenwand: »Der Alpenkollaps« (BR 2024, Do., 18.04 Uhr, MDR Kultur, Fr., 15.05 Uhr, SWR 2, Sa., 9.05 Uhr, SR 2, 13.05 Uhr, Bayern 2, 18.05 Uhr, Bremen 2, So., 13.04 Uhr, WDR 5, 18.04 Uhr, HR 2 Kultur, 21.05 Uhr, Bayern 2). In der »Spätlese«-Ausgabe »Porno. Eine unverschämte Analyse« wird das neue Buch der »sexpositiven« Feministin Madita Oeming vorgestellt (Di., 21.00 Uhr, HR 2 Kultur). Den britischen Bergarbeiterstreik 1984/85 und seine Folgen behandelt das Feature »Which Side Are You On?« (Mi., 19.30 Uhr, DLF Kultur). Der Wiener Öko­kabarettist Berni Wagner holt den Kärcher raus, um seine Hochdruckpointen aufs Publikum abzufeuern, für eine Invasion in Preußen soll er sogar Hochdeutsch gelernt haben. Die »Querköpfe« lassen sein »Lachen in Zeiten des Klimawandels« hören (Mi., 21.05 Uhr, DLF).

Die kommunistische Intelligenz dieser Radiokolumne konnte sich nicht entscheiden, welchen Operngig sie empfehlen möchte. Zur Auswahl stehen Verdis »Macht des Schicksals« live aus der Met in New York (Sa., 19.00 Uhr, BR Klassik, HR 2 Kultur, WDR 3, 19.30 Uhr, Ö 1) und »Lady Macbeth von Mzensk« von Dmitri Schostakowitsch, aufgezeichnet im Januar in der Staatsoper Hamburg (Sa., 19.04 Uhr, NDR Kultur). Ein neues Hörstück von Jan Jelinek, von ihm »Korridor« benamt, bringt »SWR 2 Ohne Limit« zu gewohnt später Stunde (SWR 2023, Ur­sendung, Sa., 23.03 Uhr). Damit wir gut informiert den staatlich angeordneten Drogentod erleiden, unterrichtet uns die zum Thema promovierte Historikerin Helena Barop über »Die Geschichte der Kriminalisierung von Drogen« (So., 8.30 Uhr, SWR 2). Auch das wohl schönste Hörkunstjuwel dieser Programmwoche zeigt uns der Südwestsender. Aus der Reportage von einem Boxkampf, John Dos Passos’ James-Dean-Text und dem Ginsberg-Gedicht »Howl« (Das Geheul) hat Alfred Andersch 1959 ein Hörspiel montiert, um »die finstere Jugend Amerikas« abzubilden; geholfen haben ihm dabei Musik und Trompete des jungen Miles Davis: »Der Tod des James Dean« (HR/RB/SWF, So., 18.20 Uhr, SWR 2).

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