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29.02.2024, 19:19:39 / Ausland

Raubkunst: Britisches Auktionshaus zieht Objekt zurück

Die Festung Magdala in Brand, nachdem die britische Expeditionsa
Die Festung Magdala in Brand, nachdem die britische Expeditionsarmee Theodor von Äthiopien besiegt hat

Newcastle/Addis Abeba. Nach Kritik aus Äthiopien hat ein Auktionshaus in England die Versteigerung eines mutmaßlich im 19. Jahrhundert geplünderten Artefakts gestoppt. Wie das Auktionshaus Anderson & Garland in Newcastle auf Anfrage von dpa mitteilte, wurde der Kriegerschild, der am Donnerstag hätte versteigert werden sollen, »nach gründlicher Überlegung« zurückgezogen. Die Angelegenheit sei an den Verkäufer verwiesen worden, hieß es in der Mitteilung weiter.

Der aus Leder gefertigte Schild mit Silberbeschlägen war als Teil der Beute des britischen Feldzugs gegen Äthiopien 1867/68 beworben worden. Er trägt die Inschrift »Magdala 13th April 1868«.

In Magdala besiegten damals britisch-indische Truppen die Verteidiger einer Festung des abessinischen Kaisers Theodor II, anschließend plünderten sie dessen Palast und eine Kirche. Anlass war die Geiselnahme mehrerer Missionare und britischer Gesandter. Theodor II. beging Suizid. Neben Kulturgütern wurde auch sein minderjähriger Sohn, Prinz Alemayehu, nach Großbritannien verschleppt, der dort bereits im Alter von 19 Jahren starb. Theodor II. gilt inzwischen als eine Art Nationalheld in Äthiopien.

Die äthiopische Regierung setzt sich für eine Rückgabe der sterblichen Überreste des Prinzen und der Gegenstände ein, die im Besitz verschiedener Museen, Institutionen und von Privatpersonen sind. Dem Autor Andrew Heaven zufolge, der ein Buch mit dem Titel »The Prince and the Plunder« über die Beutestücke geschrieben hat, befinden sich auch mehrere davon in Deutschland, darunter Manuskripte in der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn und der Staatsbibliothek in Berlin sowie ein Trinkhorn im Ethnologischen Museum in Berlin.

Vor der geplanten Auktion hatte ein Komitee im Auftrag der äthiopischen Altertumsbehörde gefordert, die Auktion zu stoppen und Gespräche mit den Verkäufern über die Rückgabe des Schilds zu vermitteln. Das Komitee begrüßte den Rückzug am Donnerstag. (dpa/jW)

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