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Aus: Ausgabe vom 28.02.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Sanktionen gegen Russland

USA sanktionieren Öltanker

USA verschärfen Ölembargo gegen Russland und listen 14 Schiffe der größten staatlichen Reederei Sowcomflot
Von David Maiwald
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Sowcomflot-Tanker werden wohl weiterhin den Bosporus passieren

Die USA haben die Sanktionen gegen russische Ölexporte verschärft. Die dem US-Finanzministerium unterstellte Behörde zur Kontrolle von Auslandsvermögen (Office of Foreign Assets Control, OFAC) hatte am Freitag mitgeteilt, die Reederei Sowcomflot ins Visier genommen zu haben. Das OFAC liste nun 14 Tanker der Reederei, »um die Einnahmen Russlands aus Ölverkäufen verantwortungsvoll zu reduzieren«, wie es in der Meldung heißt, über die etwa die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag berichtete.

Durch den Schritt würde Russlands größter staatlicher Reederei »und ihren Schattenbetrieben ein schwerer Schlag versetzt«, erklärte der stellvertretende US-Finanzminister Adewale »Wally« Adeyemo. Die »Preisobergrenze« für russisches Öl diene weiterhin dem »doppelten Ziel, die Gewinne des Kremls zu begrenzen und gleichzeitig stabile Energiemärkte zu fördern«. Der von den USA zusammen mit der EU und Australien verhängte Preisdeckel auf höchstens 60 US-Dollar pro Barrel war im Dezember 2022 mit einem weitgehenden EU-Importverbot für Ölimporte aus Russland eingesetzt worden. Zudem dürfen Ölexporte per Schiff nur bei Einhaltung des Preisdeckels finanziert oder versichert werden.

Die Hinweise auf die russischen »Schattenbetriebe« zur Umgehung der westlichen Sanktionen stammen wohl von der Privatuniversität »Kyiv School of Economics« (KES), die die Wirksamkeit von Sanktionen gegen Russland seit Inkrafttreten zu verbessern versucht und schon im November vor einer »Schattenflotte« gewarnt hatte. Für Dezember allein schätzte die KES, dass 196 Tanker, mehrheitlich »vor 15 Jahren gebaut«, von russischen Häfen abgelegt hätten. Sie hätten dabei 3,2 Millionen Tonnen Rohöl oder Ölprodukte pro Tag verschifft, heißt es in ihrem »Russian Oil Tracker« von Januar. Diese unversicherte »Schattenflotte« berge »enorme Umweltrisiken« für Küstenländer der EU.

Reedereien mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten seien Kern dieser Flotte. Seit November 2023 würden »fünf neue Reedereien (…) mit intransparenter Organisations- und Eigentümerstruktur« und dortigem Sitz Rohölexporte aus Russland ohne Transportversicherungen durchführen, so die KES. Größter Abnehmer von Rohöl sei, trotz eines Einbruchs von 29 Prozent gegenüber den Importen von 2,2 Millionen Barrel pro Tag im Mai, weiterhin Indien, so die KES. Die Türkei habe im November und Dezember ein Rekordhoch bei Rohölimporten aus Russland erzielt, und sei im Dezember mit Gesamteinfuhren von 428.000 Barrel pro Tag der größte Abnehmer russischer Ölprodukte.

Der Informationsdienst Lloyd’s List Intelligence wies laut AFP am Dienstag ebenfalls auf eine wachsende »›dunklen Flotte‹ und ein nebulöses Netzwerk von Scheinfirmen und Mittelsmännern« hin. Ein von ­Lloyd’s List Intelligence für März angesetztes und an Unternehmen gerichtetes Webinar trägt den Titel »Wie Sie mit Störungen im Schiffsverkehr und sich entwickelnden Sanktionsrisiken umgehen können«.

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