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Kunst als Widerstand

Von Pierre Deason-Tomory
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Margaret Atwood spricht auf der Gala von PEN America in New York (22.5.2018)

Drei Nachrichten aus der freien Radioszene: Bei ­Lora in Zürich wird eine neue feministische Sendereihe entwickelt. Sie heißt »Radia Kulturbruch« und soll Kunst als politischen Widerstand vermitteln. Interessierte sind eingeladen zu einem offenen Treffen an diesem Donnerstag um 19 Uhr im Sender in der Züricher Militärstraße 85a. Derweil nimmt das Projekt der im November gegründeten mehrsprachigen Geflüchtetenredaktion bei Radio Blau in Leipzig Gestalt an. Die Kollegen tauften ihre Reihe auf den Namen »Echo Leipzig« und arbeiten an Sendungen mit sehr unterschiedlichen Perspektiven, zum Beispiel auf die Märchenwelt Myanmars oder auf die Hürden für Schutzsuchende auf Wohnungssuche. Der Einstieg in das Projekt ist jederzeit möglich, die Redaktion trifft sich mittwochs um 14 Uhr in der Paul-Gruner-Straße 64 in Leipzig. Noch bis Mittwoch kann frau sich anmelden für einen Workshop der Mädchenredaktion von Radio Orange 94.0 in Wien. Er richtet sich an 12- bis 18jährige und läuft am kommenden Sonnabend von 10 bis 15 Uhr, Kontakt unter maedchenredax@o94.at.

In den Programmvorschlägen für diese Woche finden sich drei hornalte und einige nagelneue Hörspiele sowie Lesungen aus zwei frisch gedruckten Büchern. Als erstes davon seien Kostproben der Romansatire  »Content« von Elias Hirschl genannt, eingesprochen von Petra Staduan (Mi., 11.05 Uhr, Ö 1). »Schreibende Arbeiter*Innen« in der DDR, konkret die des Zirkels am Hallischen Volkspark, sind Thema einer Sendung beim Freien Radio Corax (Mi., 16 Uhr). Neue Hörkunst aus der freien Szene wird wieder in der  »Kurzstrecke 140« präsentiert (Ursendung, Do., 22.03 Uhr, DLF Kultur). Antworten auf die Frage, warum in manchen Staaten der USA Bücher an Schulen verboten werden – unter anderem Romane von Margaret Atwood oder Toni Morrison –, hat ­Lara Lorenz im Feature »Banned Books« (Fr., 19.30 Uhr, DLF Kultur). Ein knisterndes Beispiel US-amerikanischer Radiopropaganda gegen die Nazis hat der exilierte Satiriker Walter Mehring mitten im Zweiten Weltkrieg bei einer New Yorker Radiostation aufgenommen: das Hörstück »Der Freiheitssender« (WHOM 1943, Fr., 21.05 Uhr, Bayern 2). Fast hundert Jahre alt ist die vollständig erhaltene Erstaufnahme von Alfred Döblins »Alexanderplatz«, gesendet als »Die Geschichte vom Franz Biberkopf« mit Heinrich George in der Titelrolle (RRG 1930, Sa., 15.05 Uhr, Bayern 2).

Die im Alten Testament sehr beliebte Beinaheopferung eigener Kinder hat Georg Friedrich Händel im Oratorium »Jephtha« (HWV 70) verarbeitet, der Saarländische Rundfunk sendet eine Aufführung von Orchester und Chor des Royal Opera House in London vom vergangenen November (Sa., 20.04 Uhr, SR 2). »Stammeln« und »Lautgeröll« auf höchstem Niveau verspricht die Premierenankündigung des Hörspiels »Echo. Burlesque« von Sven-Ingo Koch, Leonard Koppelmann und Jan Wagner; es ist der dritte und letzte Teil ihrer »Trilogie über mythische Themen in populären Darbietungsformen« (DLF/SWR 2023, Sa., 23.03 Uhr, SWR 2). Die »Radio­texte« lassen Auszüge aus Suzie Millers Debütroman »Prima facie« hören, der als Bühnenmonolog zum weltweiten Theatererfolg wurde und die Unmöglichkeit beschreibt, als Vergewaltigungsopfer vor Gericht Gerechtigkeit zu erlangen (So., 12.30 Uhr, Bayern 2). Mit der Gerechtigkeit hadern auch  »Die Räuber« von Friedrich Schiller, hier in einer Nachkriegsproduktion mit Bernhard Minetti und dem künftigen »Schwarzwaldklinik«-­Guru Klausjürgen Wussow. Im Radio geht der schon klar, man sieht sein sediertes Grienen nicht (HR 1952, So., 22 Uhr, HR 2 Kultur).

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