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Aus: Ausgabe vom 15.02.2024, Seite 16 / Sport
Rugby-Union

Da muss das Kollektiv ran

Freundschafts-Rugby im strömenden Regen: Die Christchurch Crusaders zu Besuch bei den Bristol Bears
Von Bernhard Krebs, Bristol
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Klasse für sich: Die Christchurch Crusaders

Es schüttete wie aus Eimern und der Rauch des Begrüßungsfeuerwerks zog noch in dicken Schwaden über das Spielfeld des altehrwürdigen Ashton-Gate-Stadions in Bristol. Die knapp 20.000 Zuschauer hatten noch nicht Platz genommen, da stand die Gastmannschaft der Crusaders aus dem neuseeländischen Christchurch auch schon in Kampfformation in der Mitte des Feldes und führte den »Takina Te Kawa« auf, eine Version des »Haka«-Tanzes der Maori, den Ureinwohnern Neuseelands. Es wurde markerschütternd geschrien, gestampft, sich auf die Brust getrommelt und den untergehakt gegenüberstehenden Gegnern furchteinflößende Fratzen geschnitten. Das erste Aufeinandertreffen der Bristol Bears und der Christchurch Crusaders am Freitag abend hätte kein Regisseur der Welt besser inszenieren können. Das Publikum war gleich auf Betriebstemperatur, feierte kurz die Herausforderung der Gäste, bevor auch schon die ersten »Bristol, Bristol«-Sprechchöre durch Ashton Gate schallten.

Vom Ankick weg entwickelte sich ein rasantes Freundschaftsspiel, das der zwölfmalige Champion der »Super Rugby«-Meisterschaft – in der neben australischen und neuseeländischen Mannschaften inzwischen auch ein Team von den pazifischen Inseln am Start ist – am Ende doch deutlich mit 31:14 für sich entscheiden konnte. Doch zunächst übernahmen die Engländer die Initiative. Bristol, das ohne den derzeit für die englische Nationalmannschaft im Sechs-Nationen-Turnier abgestellten Superstar Ellis Genge auflief, machte von Beginn an Druck. Vor allem Wing Siva Naulago bot wiederholt spektakuläre Flankenläufe. In der Verteidigung überzeugten die Hausherren mit giftigen Tacklings und blitzschnellen Vorstößen in die neuseeländischen Passwege. Doch das tiefe Geläuf und das glitschige Spielgerät machten es den Bären in der Vorwärtsbewegung alles andere als leicht. Führen im Rugby aber gute Einzelaktionen nicht zum Erfolg, muss halt das Kollektiv ran. So war es dann in der 27. Spielminute, als die Bears nach einem Lineout ein Paket bildeten, in dem am Ende zwölf der 15 Spieler gebunden waren. In einem gewaltigen Kraftakt zwang Bristol die Neuseeländer in den Rückwärtsgang. Im Malfeld angekommen, musste sich Hooker Fred Davies nur noch zum ersten Versuch des Abends auf den Rasen plumpsen lassen. Nach erfolgreicher Erhöhung stand es 7:0 für die Heimmannschaft und das Publikum in Ashton Gate pumpte auf allen Zylindern.

Doch die Crusaders sind nicht irgendein Rugbyteam. Seit Gründung von »Super Rugby« im Jahr 1996 dominieren die Mannen aus Christchurch die Liga, sie haben sich den Ruf einer »Übermannschaft« der südlichen Hemisphäre erarbeitet. Als unermüdlicher Takt- und Impulsgeber erwies sich mit Scrum-Half Willi Heinz aber ein Europäer. Der frühere englische Nationalspieler erkannte kurz vor dem Halbzeitpfiff eine Überzahl seines Teams auf dem linken Flügel, passte auf Fly-Half Rivez Reihana, von wo der Ball über Full-Back Chay Fihaki bei Wing Macca Springer landete, der nach kurzem Sprint den Ball zum Anschluss-Versuch ablegte. Mit dem Pausenpfiff verwandelte Reihana von der linken Außenlinie den Erhöhungskick zum 7:7. Für die Gäste ein eher schmeichelhaftes Ergebnis.

Nach der Halbzeitpause, der Regen hatte aufgehört, übernahmen die Crusaders mehr und mehr das Kommando. Mit einem präzisen Cross-Kick setzte Reihana erneut Springer in Szene, der mutterseelenallein an der linken Außenlinie stand, den Ball fing und ins Malfeld (51./Erhöhung Reihana 52.) lief – die erste Führung für Christchurch. Die Bears schlugen mit dem wohl schönsten Angriff der Partie zurück. Über die beiden Erste-Reihe-Stürmer Jono Benz-Salomon und Andrew Turner landete der Ball bei Scrum-Half Kieran Marmion der gleich drei Verteidiger stehen ließ und im Malfeld abtauchte (57./Erhöhung MacGinty 58.). Anschließend spielten aber nur noch die Crusaders. Center Levi Aumua pumpte sich zunächst in der 63. Spielminute über die Kreidelinie, drei Minuten später schloss er dann einen wunderbaren Konterangriff ab. Der eingewechselte Noah Hotham machte den Deckel drauf (78.). Die zweite Halbzeit war zur Machtdemonstration der Gäste aus Neuseeland geraten.

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