junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Freitag, 10. Mai 2024, Nr. 108
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Aus: Ausgabe vom 15.02.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

jW_Leserbriefe_Standart.jpg

Ideale nicht aufgegeben

Zu jW vom 13.2.: »Christine Buchholz: Warum ich das Bundestagsmandat nicht annehme«

Ich ziehe meinen Hut und verbeuge mich vor der menschlichen und politischen Größe von Christine Buchholz. Die Ignoranz und der Opportunismus der Parteiführung von Die Linke hat sie in eine Ecke gestellt, in die sie nicht gehört. Das beweist ein weiteres Mal, wie weit diese Funktionsträgerinnen und Funktionsträger sich von der Lebensrealität ihrer möglichen Wähler entfernt haben.

Dass sie nicht zu den Populisten und »Wagenknechten« gewechselt ist, lässt mich trotz alledem darauf hoffen, dass die Partei Die Linke noch eine Zukunft hat. Es ist so dringend notwendig, dass eine linke Fraktion im Bundestag präsent ist, und das sollten nicht Personen sein, die mit populistischen Parolen versuchen, Nationalismus und Sozialismus zu vereinen. (…) Von Christine Buchholz kann jeder lernen, was es heißt, ein demokratischer Sozialist zu sein, ohne die eigenen Ideale aufzugeben. Danke auch an die jW, dass Ihr diese Erklärung veröffentlicht habt.

Ronald Prang, Berlin

Kommunikationserfolg

Zu jW vom 8.2.: »Im Tal der heiligen Goldgräber«

Die Kommunikation zwischen den Lesern und dem Autor bei der jungen Welt klappt. Der neue Artikel zum Thema Bullenreiten hat mich überrascht. (…) Diesmal gibt es einen Sichtwechsel im Bericht, lässt uns der Autor in die Augen des Tieres schauen. Ein Foto des Tiersklaven hinter Gittern, nicht das übliche Bild des aggressiv ausschlagenden tierischen Gladiators in der Manege. Ein Hinschauen auf die Lebensqualität des Reitviehs, ein Vergleich mit dem Tier als Schlachtvieh, sogar ein Vergleich mit dem Häftlingsvieh. Ein investigativer Ansatz, der tiefgründiger beleuchtet als bislang. Denn im globalen Spiel des Kapitalismus sind sie alle Ausgebeutete des Systems, sowohl Mensch als auch Tier. Auch wenn sich hier in diesem verrohten Spiel Reiter und Zuschauer grundsätzlich für die Spieler halten.

Toralf Köhn, Wandlitz

Gräber schaufeln

Zu jW vom 13.2.: »Schaufeln für den Sieg«

Krieg ist ein schmutziges Geschäft, sagte schon 1935 Generalmajor Smedley Butler (ehemaliger Angehöriger der US-Marines) – das Schmutzigste überhaupt, ergänze ich. Vor einem Jahr war die Rheinmetall-Aktie bei einem Börsenwert von 226,65 Euro, gestern wurde diese Mordsaktie bei 360,95 Euro geschlossen.

In einem Forum auf Börsennews.de freuen sich die Anleger aktuell mit Sprüchen wie: »Schon 400 Euro diese Woche« oder »Ich habe Lockheed Martin und Northrop Grumman auch, aber Rheinmetall hat sich einfach am besten entwickelt«. Und wer zählt die Toten, die mit diesen Waffen »erzeugt« wurden? Gibt es dafür auch Dividende? Wer diese Firmen unterstützt, macht sich in vorderster Reihe mitschuldig am Tod Zehntausender Menschen nicht nur in der Ukraine.

Die verbalen »Ausrutscher« diverser Politikgranden des »Wertewestens« über Lithiumvorkommen im Donbass, über landwirtschaftliche Produkte aus der Schwarzerderegion der Ukraine, die wir zu billigen Preisen möchten, usw. zeigen doch, dass Marx und Lenin recht hatten: Jeder Krieg, den imperialistische Staaten vom Zaun brechen, zielt auf die Rohstoffe und Ressourcen, die der kriegführende Staat nicht oder nicht ausreichend hat.

Man kann es auch kürzer schreiben bzw. sagen: »Uns fehlt Lebensraum.« Und der Kanonen-Roderich von der CDU will das »Sondervermögen« der Bundeswehr mindestens verdreifachen. Merken die noch was? Wer soll das bezahlen? Ach so ja, die Renten sind ja zu hoch, das Bürgergeld muss (wieder) gekürzt werden, andere Sozialleistungen fallen dem militärischen Rotstift zum Opfer. Bürgerinnen und Bürger wissen nicht mehr, wie sie die explodierenden Lebenshaltungskosten stemmen sollen. Aber Papperger und seine Vorstände, Marie-Agnes Strack-Rheinmetall, Panzer-Toni, Haubitzen-Micha und die anderen Rüstungslobbyisten lassen die Champagnerkorken knallen. Alle diese machen sich mitschuldig an dem Elend und dem Tod vieler tausend Menschen. Statt die Schaufel in die Lüneburger Heide zu rammen, sollten sie eher Gräber schaufeln.

Andreas Eichner, Schönefeld

Gefilterte Buchstabensuppe

Zu jW vom 9.2.: »Mit KI reden«

Sehr unterhaltsam, allerdings tappt auch der Autor Pierre Deason-Tomory in die Falle, die ihm wie auch den Politclowns durch das Marketing von Big Tech gestellt wurde: Mit Intelligenz hat so etwas rein gar nichts zu tun, auch nicht mit künstlicher. Man sollte vielmehr von maschinellem »Lernen« (ML) sprechen. Und schon wird klar, wie dumm es ist, hinter einer Turingmaschine Intelligenz zu vermuten. Es ist schon seit Jahrzehnten klar, dass mit einer solchen intelligentes, weil verstehendes, Handeln unmöglich ist. Dank des enormen Zuwachses an Rechenleistung kann man aber zumindest, unter außerordentlichem Einsatz derselben, die Illusion erschaffen, dass da irgendwas denkt.

Kleiner Exkurs, weil wir ja im Feuilleton sind: Bei »Bladerunner« wird deshalb auch nicht der unzureichende Turing-Test verwendet, um die Maschinen zu entlarven, sondern der fiktionale Voight-Kampff-Test. Was Bing, also Chat-GPT, hier tut, ist nichts weiter als plausibel erscheinende Sätze zu erzeugen – Turing-Test also bestanden? Das ist es dann auch, was die Maschine »lernt«, und nicht etwa inhaltliches Verstehen. Ich muss immer an einen Flaschengeist denken, wenn mir wer mit KI kommt: Hast du deinen eigenen Wunsch mit all seinen Implikationen überhaupt verstanden? Im vorliegenden Fall hat man die Maschine mit quasi allem, was Text ist, trainiert – nicht angelernt! –, Sätze zu bilden, die so oder so ähnlich schon gebildet wurden, nichts weiter.

Aufgrund der Komplexität des Unterfangens versteht auch kein Mensch mehr das Maschinenprogramm (Code), welches dabei erzeugt wurde. Niemand wäre in der Lage in einem Menschenleben alle Texte, mit der die Maschine gefüttert wurde, auch nur zu lesen, geschweige denn zu prüfen, ob jene »Verständnisprobleme« hat. Also hat im vorliegenden Fall ML nicht KI als Ergebnis, sondern lediglich ein Large Language Model (LLM) bzw. Response Surface Methodology – Buchstabensuppe aus der Großküche sozusagen, durch einen Satzbaufilter gedrückt, welcher dann auf dem Teller »Intelligenz« vorgaukelt – wenn man sich denn verschaukeln lassen will.

Marcus Blumhagen, per E-Mail

Jeder Krieg, den imperialistische Staaten vom Zaune brechen, zielt auf die Rohstoffe und Ressourcen, die der kriegführende Staat nicht oder nicht ausreichend hat.

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe. Alle Standorte finden Sie unter diesem Link.