Kleptokraten teilen Macht

Nicht nur das Ergebnis der Parlaments- und Regionalwahlen in Pakistan vom 8. Februar überrascht. Allen Schikanen zum Trotz konnten die als »Unabhängige« gelisteten Kandidaten von Imran Khans Gerechtigkeitspartei PTI einen klaren Sieg einfahren. Erstaunlich schnell sind nun auch die Koalitionsverhandlungen vorangeschritten. Am Dienstag erklärten Sprecher der unterlegenen Muslimliga PML-N und der Volkspartei PPP, dass sie entschlossen seien, auch die zukünftige Regierung gemeinsam zu bilden. Premierminister soll einmal mehr Shehbaz Sharif werden. Damit bliebe in Pakistan zunächst alles weitgehend beim alten. Zwei von der PTI als Kleptokraten verschriene Familien teilen sich die Macht: die Sharifs, denen die Muslimliga als Plattform dient, und die Bhuttos und Zardaris, die der Volkspartei vorstehen. Gestützt werden sie vom Militär, das für den Sturz des populären Khan 2022 verantwortlich ist, wie ein internes Papier bestätigte, dessen Veröffentlichung Khan noch kurz vor der Wahl eine lange Haftstrafe wegen Geheimnisverrats eingebracht hatte.

Schon am Wochenende protestierten Anhänger der PTI dagegen, dass ihnen der Sieg gestohlen werden soll. Angefeuert wurden sie von Khan, der am Freitag in einer Rede aus dem Gefängnis behauptet hatte, dass die Abstimmung in großem Stil manipuliert worden sei. Tatsächlich hätten die »Unabhängigen« mit hohem Abstand gewonnen. Als das bemerkt wurde, sei eine großflächige Sperre der Telekommunikation verhängt und die Auszählung verzögert worden. PTI-Vertreterin Yasmin Rashid, die ebenfalls inhaftiert ist, zeigte sich am Dienstag laut Al-Dschasira überzeugt, dass sie in Lahore sogar Shehbaz’ Bruder Nawaz Sharif aus dem Rennen geschlagen habe. Daher habe man dem Ergebnis nachgeholfen. Die PTI, die zuvor angekündigt hatte, selbst in Islamabad die Regierung bilden zu wollen, kann so lediglich in der Provinz Khyber Pakhtunkwa ihren Führungsanspruch durchsetzen. In Punjab wiederum soll es erstmals eine Chiefministerin geben: Nawaz Sharifs Tochter Maryam.