Warten auf die Panzer
Von Ina SembdnerZwar mehren sich die rhetorischen Forderungen an Israel, einen geplanten Angriff auf die letzte Zufluchtsstätte für vertriebene Palästinenser im südlichen Gazastreifen abzubrechen, die jüngsten Waffenstillstandsgespräche in Kairo am Dienstag endeten jedoch ergebnislos. Offiziell hieß es, so Reuters am Mittwoch, die Gespräche seien konstruktiv gewesen und würden fortgesetzt. Für die Menschen im bedrohten Rafah an der Grenze zu Ägypten bedeutet es jedoch weiter die Angst vor einem israelischen Einmarsch. »Die Nachricht war enttäuschend, wir hatten gehofft, dass in Kairo eine Einigung erzielt werden könnte. Wir zählen jetzt die Tage, bis Israel Panzer schickt. Wir hoffen, dass sie das nicht tun, aber wer kann sie daran hindern?«, erzählte der Vertriebene Said Jaber Reuters über eine Chat-App.
Er ist einer von 1,3 Millionen Menschen, die »unter furchtbarsten Bedingungen« auf engstem Raum ausharren müssen, konstatierte auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am Mittwoch vor ihrer Abreise zu einem zweitägigen Besuch in Israel. Ebenso richtig schlussfolgerte die Grünenpolitikerin, dass sich die Menschen »nicht einfach in Luft auflösen« könnten. Statt auf einen Waffenstillstand nach mehr als vier Monaten Bombardement zu drängen, wollte Baerbock jedoch mit der israelischen Regierung darüber sprechen, wie das humanitäre Leid gelindert und zugleich die Freilassung der Geiseln erreicht werden können. Ihrer Meinung nach werde dies nur erreicht, wenn der internationale Druck auf die Hamas so gesteigert werde, »dass die Terroristen endlich ihre Waffen niederlegen«. Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP werden noch 130 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. 29 von ihnen sollen nicht mehr am Leben sein.
Die Türkei erklärte sich unterdessen nach Darstellung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan bereit, beim Wiederaufbau des zu mehr als der Hälfte zerstörten Gazastreifens mit Ägypten zusammenzuarbeiten. Die Katastrophe für die Bevölkerung in dem palästinensischen Gebiet sei das wichtigste Thema bei seinem Gespräch mit Präsident Abdel Fattah Al-Sisi gewesen, sagt er am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Kairo. Es war Erdoğans erster Besuch in Ägypten seit 2012.
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