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Aus: Ausgabe vom 14.02.2024, Seite 16 / Sport
Fußball

Vor heimischem Publikum

Beim Afrika- und Asiencup gewannen die Gastgeber
Von Glenn Jäger
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Jordaniens Musa Al-Taamari am Ball gegen Katars Akram Afif

Bist du groß genug, wirst du besungen: »Wir haben Al-Taamari. Er ist so viel besser als Harry (Kane) und Dele Alli. Taamari, Taamari, der jordanische Messi«, war aus den Kurven zu hören, als Musa Suleiman Al-Taamari, auch als der »jordanische Mo Salah« bekannt, zwischen 2018 und 2020 beim zypriotischen Erstligisten APOEL Nikosia auflief. Mit drei Toren und einer Vorlage verhalf er Jordanien ins Finale des Asiencups. Dort war am Sonnabend Endstation. Auch wenn man mehr ins Spiel investierte, so trat Katar als die reifere Mannschaft auf. Drei Foulelfmeter, allesamt verwandelt von Akram Afif, reichten dem Emirat zum 3:1-Sieg und damit zur Titelverteidigung vor heimischem Publikum. Alle drei Elfer konnte man geben, auch wenn zwei davon erst nach Eingriff des Videoschiris zustande kamen. Wenn der einschreitet und die Bilder einen Körperkontakt belegen, so dankbar dieser auch angenommen wird, bleibt dem Unparteiischen, hier dem Chinesen Ma Ning, kaum eine andere Wahl, als auf den Punkt zu zeigen. Damit avancierte Afif mit insgesamt acht Treffern zum Torschützenkönig des Turniers, gefolgt von dem Iraker Ayman Hussein, der für seine sechs Buden fast genau 400 Spielminuten weniger benötigte.

Die Titelverteidigung Katars war von Anfang an nicht unwahrscheinlich, die Finalteilnahme Jordaniens hingegen war eine mittlere Sensation. Zum Emirat ist seit der WM 2022 eigentlich alles gesagt. Aber Jordanien, das sich nun überhaupt erst auf die Fußballlandkarte setzte? Für ein wenig Aufsehen hatte bisher bestenfalls die Rivalität der Hauptstadtklubs gesorgt. Zum einen Al-Faisaly Amman, der Verein des Königshauses, benannt nach ­Faisal I., einst irakischer König aus der Haschemiten-Dynastie, zum anderen der Al-Wihdat SC, der Verein aus jener Vorstadt, die in den 1950er Jahren als palästinensisches Flüchtlingslager entstand und zum Hauptquartier der PLO wurde – Jahrzehnte bevor die »Eurofighter« des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 der Bundeswehr die jordanische Muwaffaq Salti Air Base zu Übungszwecken nutzten. Erstmals 1980 Meister, durchbrach Al-Wihdat in den 90er Jahren die fußballerische Vorherrschaft von Al-Faisaly. Doch derlei Widersprüche zählten beim Asiencup nicht, weder im Land noch innerhalb des Teams. So überraschend wie verdient im Finale, bot man dort Katar Paroli, auch wenn am Ende die Qualität nicht ganz reichte.

Tags darauf krönte sich Côte d’Ivoire vor heimischem Publikum beim Afrikacup mit einem hochverdienten 2:1 gegen Nigeria. Wäre es nicht das Turnier im eigenen Land gewesen, hätte Nigeria als klarer Favorit gegolten. Bereits in der Vorrunde Côte d’Ivoire besiegt (1:0), ein einziges Spiel nicht gewonnen (1:1 gegen Äquatorialguinea), traf man auf eine ivorische Auswahl, die die Gruppenphase nach zwei Niederlagen und zwei zu fünf Toren als viertbester Gruppendritter so knapp wie nur möglich überstanden hatte. Doch nach einem Trainerwechsel avancierte die Elf zur Turniermannschaft und dominierte schließlich das Finale gegen Nigeria, dessen zuvor so überzeugende Stürmer Victor Osimhen und Ademola Lookman abgemeldet waren. Zwar stellten die Super Eagles durch das unerwartete 0:1 (38. Minute, William Troost-Ekong) noch den Spielverlauf auf den Kopf. Doch Ecke – Kopfball – Tor: Das konnten die Ivorer auch, in der 62. Minute war Franck Kessié zur Stelle. Als in der 81. Minute Sébastien Haller per hoher Fußspitze eine mustergültige Flanke von Simon Adingra zum 2:1 verwertete, gab es im »Stade National« in Abidjan kein Halten mehr.

Sicherlich setzte der Auftritt vor heimischem Publikum Kräfte frei. Es kam hinzu, dass Côte d’Ivoire zuvor gegen die DR Kongo mit vergleichsweise wenig Aufwand weitergekommen war, während Nigeria gegen Südafrika Körner gelassen hatte. Über 120 Minuten plus Elfmeterschießen hatte man im Halbfinale im »Stade de la Paix« gehen müssen – jenem »Stadion des Friedens« in Bouaké, das in den Jahren vor seiner Umbenennung 2007 noch militärisch genutzt worden war.

Mit einem Spiel um Platz drei hielt sich der Asiencup nicht auf. Das kleine Finale beim Afrikacup gewann derweil Südafrika gegen die spielbestimmende DR Kongo (6:5 i. E.). Nach 90 torlosen Minuten ging es laut Regelwerk direkt zum Elfmeterschießen, in dem der südafrikanische Keeper Ronwen Williams einmal mehr zum Matchwinner wurde.

Als Politikum bleibt nachzutragen: Bei der Hymne im Halbfinale gegen Côte d’Ivoire demonstrierten die Kongolesen mit Hand vor dem Mund und zwei Fingern an der Schläfe gegen die Gewalt im Land.

Bereits im Sommer 2025 soll in Marokko der nächste Afrikacup steigen. Der nächste Asiencup ist für Januar 2027 angesetzt, der »jordanische Messi« ist dann erst 29. Und wer ist der Gastgeber? Natürlich Saudi-Arabien.

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