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Aus: Ausgabe vom 13.02.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Arbeitskampf

Bahnstreik legt Italien lahm

Beschäftigte fordern höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und Stopp der Privatisierungen. Gewerkschaft will Referendum gegen Verarmung organisieren
Von Gerhard Feldbauer
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Bahnhof Roma Termini

In Italien hat der »heiße Frühling« der Arbeitskämpfe begonnen: Am Montag traten Tausende Beschäftigte der verschiedenen Eisenbahngesellschaften – vom Zugpersonal bis zu den Schichtarbeitern – für acht Stunden in den Ausstand und legten damit den Bahnverkehr im Land fast vollständig lahm. Die Arbeitsniederlegungen betrafen alle Bereiche der Trenitalia, der Tochter der staatlichen Ferrovie dello Stato Italiane (FS), der NTV, die die Hochgeschwindigkeitszüge zwischen den Großstädten betreibt, und der Trenord, die hauptsächlich für den Regionalverkehr in der Lombardei zuständig ist.

Auch die Beschäftigten der RFI, die das Schienennetz und die Infrastruktur verwaltet, legten die Arbeit nieder. Am Morgen protestierten Hunderte von ihnen auf der Piazza della Croce Rossa in Rom, unter dem Sitz der Ferrovie dello Stato Italiane, wie die staatliche Nachrichtenagentur ANSA berichtete.

Aufgerufen zu dem Arbeitskampf hatte ein breites Gewerkschaftsbündnis: Neben der Sindacale di Base, der CUB, der SGB und den selbstorganisierten Eisenbahnern waren die Gewerkschaften FILT-CGIL, FIT-CISL, Orsa Ferrovie, UILT Trasporti, UGL AF, FAST-SLM und RFI Spa beteiligt. Sie fordern eine bessere Einhaltung der Tarifverträge, deutliche Lohnerhöhungen, eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 36 auf 32 Stunden, die Einhaltung der täglichen und wöchentlichen Ruhezeiten sowie die Besetzung offener Stellen, wie es in einem gemeinsamen Aufruf heißt, der von mehr als 2.500 Bahn-Beschäftigten unterzeichnet wurde.

Die Proteste am Montag richteten sich auch gegen die von der Regierung Meloni forcierten Privatisierungsmaßnahmen, die zu einem drastischen Personalabbau mit katastrophalen Folgen auf organisatorischer und betrieblicher Ebene auch bei den Eisenbahngesellschaften führen. Denn die Privatisierungspläne betreffen nicht nur den Energiekonzern ENI, die Telekom oder die Post, sondern auch die Trenitalia. Sie soll laut Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ebenfalls schnellstmöglich für private Anteilseigner geöffnet werden.

Die mit mehr als fünf Millionen Mitgliedern größte Gewerkschaft CGIL rief am Montag ebenfalls zu einem Referendum auf, um gegen die Prekarisierung vorzugehen und das in Artikel 36 der Verfassung verankerte Recht durchzusetzen, wonach jeder Arbeiter das Recht hat »auf eine angemessene Entlohnung, die der Quantität und Qualität der geleisteten Arbeit entspricht und es ihm und seiner Familie ermöglicht, ein Leben in Würde und Freiheit zu führen«. Der Generalsekretär der CGIL, Maurizio Landini, erklärte, dass die zunehmende Verarmung nicht länger hingenommen werden könne.

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