4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 13.02.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Taiwankonflikt

Manila spielt mit dem Feuer

In einem möglichen Taiwan-Krieg wäre der Norden der Philippinen strategisch wichtig
Von Jörg Kronauer
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Besuch vom Generalstab: Auch die idyllischen Batanes-Insel sind Aufmarschgebiet gegen China (Batanes, 29.6.2023)

Vom äußersten Norden der Philippinen, den bislang kaum jemand kennt, wird man in Zukunft möglicherweise häufiger hören. Der Verteidigungsminister des Landes, Gilberto Teodoro, teilte in der vergangenen Woche mit, Manila wolle die abgelegene Region nach Kräften weiter militarisieren. Der Grund: Sie liegt relativ nahe an Taiwan.

Bereits vergangenes Jahr wurde bekannt, dass die philippinische Regierung unter Präsident Ferdinand »Bongbong« Marcos den Vereinigten Staaten die Nutzung von vier neuen Militärstützpunkten erlaubt, zusätzlich zu den bisherigen fünf. Liegen letztere vor allem im Zentrum des Landes und im aufstandsgeplagten Süden, so befinden sich drei der neuen, darunter ein Marine- und ein Luftwaffenstützpunkt, ganz im Norden der Hauptinsel Luzon, nur einige hundert Kilometer von Taiwan entfernt. Nördlich von Luzon liegt die Inselgruppe Batanes, in der, wie Agenturen im vergangenen Sommer meldeten, die U. S. Navy einen Hafen bauen will. Die ­nördlichste Insel der Batanes ist Mavulis Island. Sie liegt mit fast 150 Kilometern Entfernung näher an Taiwan als an Luzon, wobei es von ihr bis zum ersten vorgelagerten, zu Taiwan gehörenden Inselchen keine 100 Kilometer sind. Auf Mavulis hat Manila inzwischen einen kleinen Marinestützpunkt angesiedelt.

Dorthin begab sich vergangene Woche Verteidigungsminister Teodoro, um den Ausbau des Stützpunkts anzukündigen und für die Schaffung weiterer militärischer Infrastruktur in den Batanes zu plädieren. Mavulis sei »die Speerspitze« der Philippinen, erklärte er mit Blick auf Taiwan. Nahe der »Speerspitze« starteten Washington und Manila im November 2023 erste gemeinsame Patrouillen zu Wasser und in der Luft. Bereits zuvor, im April 2023, hatten die Streitkräfte der Vereinigten Staaten und der Philippinen einen Teil ihres alljährlichen Großmanövers »Balikatan« in den Batanes abgehalten. Mit mehr als 17.600 beteiligten Militärs war »Balikatan 2023« das bisher größte seiner Art.

In Manila heißt es ausdrücklich, die neuen Stützpunkte im äußersten Norden sollten sich im Fall eines Krieges um Taiwan als nützlich erweisen. Bisherige US-Stützpunkte wie diejenigen auf Guam seien zu weit entfernt, um ein schnelles Eingreifen zu erlauben. Von Bedeutung wäre der äußerste Norden der Philippinen auch dann, wenn Beijing bei einer Eskalation des Konflikts eine Seeblockade starten würde, wie es sie im August 2022 aus Anlass des Besuchs von Nancy Pelosi auf Taiwan angedeutet hat. Der strategische Nutzen der Region für die US-Streitkräfte, die sich dort unmittelbar im Süden Taiwans festsetzen können, ist gewaltig. Kein Wunder, dass der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, vergangene Woche warnte, Manila solle nicht »mit dem Feuer spielen«. Das war höflich formuliert, genaugenommen tun die Philippinen das schon längst.

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