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Aus: Ausgabe vom 10.02.2024, Seite 8 / Ansichten

Gebeutelte des Tages: Everest-Schickeria

Von Marc Bebenroth
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Was hochkommt, soll auch wieder runterkommen: Bergsteiger auf einem Pfad knapp unterhalb von Lager vier am Mount Everest (Nepal, 29.5.2019)

Diese Mischung aus dem Hauch des Abenteuers und der Gewissheit, rundum versorgt zu sein, ist wohl einmalig: Jährlich machen sich Leistungsträger aus der ganzen Welt auf ins Himalajagebirge, um den Berg der Berge zu besteigen. 8.848 Meter ragt der Mount Everest in den blauen Himmel, bedeckt mit echtem Schnee – also überwiegend Schnee, aber dazu gleich mehr.

Vom Basislager in über 5.000 Meter Höhe aufwärts reichen die Spuren der Zivilisation: Hotels, Teehäuser, Internetanschluss und medizinische sowie sanitäre Einrichtungen. Doch wer ganz hoch hinaus will, ist weiterhin den Naturgewalten ausgeliefert. Innen wie außen. Was bisher dem Berg geschenkt wurde, soll in der bevorstehenden Hauptsaison auf dem Weg nach unten wieder eingetütet werden. Das Mitführen und Benutzen von Kotsäcken ist im Frühling obligatorisch, bestätigte der Spitzenvertreter der zuständigen nepalesischen Kommune Pasang Lhamu gegenüber der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. Man wolle die Verschmutzung der Landschaft bekämpfen, erklärte er.

Sorgen bereitet den Behörden aber auch der Trickle-Down-Effekt. So gebe es immer wieder die Befürchtung, dass Bergsteiger indirekt menschliche Hinterlassenschaften zu sich nehmen könnten, wenn sie Schnee erhitzen, um Trinkwasser zu gewinnen. Keine Beutelpflicht gibt es bislang für den tonnenweisen Abfall in Form von kaputten Zelten, Kleidungsstücken, Verpackungen von Essensrationen, Bierdosen oder Sauerstoffflaschen.

Ob man in Pasang Lhamu auch über eine Sargpflicht nachdenkt, war bis jW-Redaktionsschluss nicht bekannt. Schließlich liegen noch mehrere hundert Verstorbene auf dem Everest. Wer dessen Spitze erklimmen will, macht dafür nicht nur Zehntausende Euro locker, sondern geht auch buchstäblich über Leichen.

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