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Aus: Ausgabe vom 09.02.2024, Seite 8 / Ansichten

Flamingo des Tages: Ingo

Von Michael Saager
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Ein Vormittag im Berliner Zoo: Ingo (Mitte) und Artgenossen

Ach du Kacke! – Ingo, der Flamingo, ist tot. Der beliebte Zoobewohner starb bereits am Mittwoch. Beim Abendbrot im Abendrot? Wohl kaum bei dem scheiß Berliner Wetter. Ingo wurde stattliche 75. Ist doch kein Alter – mein Riesenschwamm ist 10.000 Jahre alt. Gemach, älter geht immer. Grönlandhaie können 500 Jahre alt werden, die Galapagos-Riesenschildkröte über 200, mein Vater wurde 76. Auch älter.

Es kommt auf die richtigen Referenzen an, den Kontext. In freier Wildbahn werden Flamingos im Schnitt schlappe 30. Aber klar, Tiere im Zoo sind gern mal die ältesten. Ist ja auch easy. Keine fiesen Fressfeinde, die den halben Tag nach einem schnappen, Happa – zum Beispiel carotinoidhaltige Krebse – gibt’s frei Haus. Man muss halt mit der Gefangenschaft umgehen können. Schlecht, wenn die einen depressiv werden lässt, weil das bekanntlich hart auf die Lebenserwartung drückt. Andererseits: Würden Tiere spazierengehen, wenn sie könnten?

Ingo, laut einer Inschrift am Ring seines Standbeines am 23. Juni 1948 in Kairo geboren und seit 1955 in Westberlin lebend, ging es anscheinend recht gut. Gut geht es übrigens auch Flamingi, dem Plüschflamingo mit Sandhintern meiner vierjährigen Tochter, seit wir ihn von seinem zwar verantwortungsvollen, aber einsamen Türstopperdasein befreit haben und er bei den privilegierteren Kuscheltieren im Bett abhängen darf. Okay, ich schweife ab.

Zurück zu Ingos Alter. Das nicht ganz unumstritten war, weil die Inschrift erst vor ein paar Jahren entdeckt wurde, anscheinend zu spät für eine hundertprozentige Verifizierung. Anerkannt wurde es trotzdem, was für Ärger, Wut und Enttäuschung bei Gorilladame Fatou sorgte, die nicht länger die Zooälteste war. Aber das, liebe Leserinnen und Leser, ist eine andere Geschichte.

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