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Aus: Ausgabe vom 20.11.2023, Seite 16 / Sport
Falscher Acker

Walk-over

Von René Hamann
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Vielleicht doch lieber im Bett bleiben? Einfache Siege im Tischtennis

Neulich ist auch das zum ersten Mal passiert: Es gab einen »w.o.« für uns. Die eigentlich favorisierte Mannschaft der KSV Hauptgruppe 1, der Tischtennisabteilung der österreichischen »Daseinsgewerkschaft« Younion (was auch immer eine »Daseinsgewerkschaft« sein mag), war nur zu zweit angetreten statt zu dritt und das noch nicht einmal in Bestbesetzung. Drei Spiele würden also automatisch an uns gehen, es würde dreimal ein »w.o.« auf dem Spielzettel erscheinen.

Ein was? Ein »w.o.«. Ein »wahrscheinlich ohnmächtig«? Nein, ein »Walk-over«. Man kennt den Begriff aus dem Tennis, ursprünglich stammt er aus dem Pferdesport. Im Tischtennis »walkt« natürlich niemand »over«, also auf die andere Seite des Netzes. Das ist ein bisschen schwierig bei einem Tisch. Recht eigentlich »walkt« gar niemand – der »Walkende« ist schließlich zu Hause geblieben. Ein »Walk-over« ist also, wenn ein Spieler dadurch gewinnt, dass der Gegner nicht antritt und das Spiel für diesen als verloren gewertet wird. (Beim Pferderennen muss das Pferd, das als einziges angetreten war, nur die Ziellinie überschreiten, um zu gewinnen. Deswegen »Walk-over«.)

Für die Einzelwertung bringt ein »w.o.« leider nichts. Dass ein Team ein »w.o.« produziert, kommt öfter vor, besonders in den jährlichen Hochphasen diverser Erkältungskrankheiten. Trotzdem seltsam, da man ja nur drei Leute an den Start bringen muss – und meist hat man genauso viel Ersatz bei der Hand wie Stammspielende. Und weiß man rechtzeitig von Ausfällen, lässt sich ein Match sogar verschieben. Aber ja, manchmal reicht das alles nicht.

In den 90er Jahren in Westdeutschland brauchte es sogar vier Spieler für ein Team. Ich erinnere mich noch, wie oft wir zitternd auf D. gewartet haben – sein Antritt war oft Glückssache, die Wahrscheinlichkeit lag bei runden 50 Prozent. Das waren noch Zeiten, als es keine Handys gab. Und wer kannte schon die Nummer der Sporthalle (in der immer irgendwo so ein grünes Diensttelefon an der Wand hing). Heutzutage kommt öfter mal jemand nicht, meist eher wegen als trotz Dauererreichbarkeit – aber immerhin weiß man Bescheid. Vielleicht auch deswegen die Beschränkung auf drei Spieler.

So gewannen wir zu dritt gegen die zwei von der Hauptgruppe mit 6:2. Ob wir bei ausgeglichenem Verhältnis auch gewonnen hätten, sei mal dahingestellt. Immerhin hatten wir keinen »w.o. in Person« dabei, also einen Spieler, der eh jedes Spiel verliert. Auch die gibt es.

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