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Aus: Ausgabe vom 15.11.2023, Seite 1 / Inland
Wirtschaftskrise

Die Pleitewelle rollt

Konjunkturflaute in BRD lässt Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Oktober um gut 22 Prozent steigen
Von Raphaël Schmeller
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Bezogen auf 10.000 Betriebe gab es im August in der BRD 4,6 Unternehmensinsolvenzen

Die Zahl der Firmenpleiten in der BRD nimmt spürbar zu. Im Oktober wurden 22,4 Prozent mehr Regelinsolvenzen beantragt als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Bereits im September hatte es ein Plus von 19,5 Prozent gegeben, seit Juni waren die Zuwachsraten im Jahresvergleich stets zweistellig.

Die Statistikbehörde begründete die Entwicklung mit der anhaltenden Konjunkturflaute. So war die deutsche Wirtschaft im Sommer um 0,1 Prozent geschrumpft und dürfte mit einer von zahlreichen Instituten erwarteten Abschwächung im laufenden Quartal in eine sogenannte technische Rezession rutschen.

Im August meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 1.556 Unternehmensinsolvenzen, ein Plus von 35,7 Prozent binnen Jahresfrist. Die Forderungen der Gläubiger aus den angemeldeten Insolvenzen bezifferte die Justiz auf rund 1,8 Milliarden Euro nach rund 0,8 Milliarden Euro vor einem Jahr.

Aufgrund der konjunkturellen Flaute stehen nach Angaben des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) einige Branchen besonders unter Druck. Neben energieintensiv produzierenden Unternehmen und Einrichtungen des Gesundheitswesens seien vor allem Konzerne der Bau- und Immobilienwirtschaft betroffen. »Erhöhte Zinsen und deutlich zurückgehende Nachfrage werden nicht nur große Projektentwickler und Bauträger in Bedrängnis bringen, sondern schon bald auch Handwerksbetriebe treffen«, sagte der VID-Vorsitzende Christoph Niering am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Bezogen auf 10.000 Betriebe gab es im August insgesamt 4,6 Unternehmensinsolvenzen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, entfielen mit 9,9 Fällen die meisten Insolvenzen auf den Bereich Verkehr und Lagerei. Dann folgten die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, wozu auch Zeitarbeitsfirmen gehören, mit 7,7 Fällen. Die geringste Insolvenzhäufigkeit gab es mit 0,6 Fällen je 10.000 Unternehmen bei den Energieversorgern. Die Verbraucherinsolvenzen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 Prozent auf 5.843 Fälle.

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Die junge Welt ist oft provokant, inhaltlich klar und immer ehrlich. Als einzige marxistische Tageszeitung Deutschlands beschäftigt sie sich mit den großen und drängendsten Fragen unserer Zeit: Wieso wird wieder aufgerüstet? Wer führt Krieg gegen wen? Wessen Interessen vertritt der Staat? Und wem nützen die aktuellen Herrschaftsverhältnisse? Kurz: Wem gehört die Welt? In Zeiten wie diesen, in denen sich der Meinungskorridor in der BRD immer weiter schließt, ist die junge Welt unersetzlich.

  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (14. November 2023 um 22:47 Uhr)
    Es lässt sich nicht leugnen, dass die Anzahl der Firmenpleiten in der Bundesrepublik Deutschland bedauerlicherweise ansteigt. Dies ist zweifellos ein besorgniserregender Trend, der jedoch nur eine Facette der aktuellen wirtschaftlichen Situation darstellt. Ein entscheidender Aspekt, der in diesem Kontext oft übersehen wird, ist die Tatsache, dass in Zeiten wirtschaftlicher Flaute auch die Gründung neuer Unternehmen erheblich zurückgeht. In Rezessionszeiten wird die Unsicherheit auf dem Markt verstärkt, was potentielle Unternehmer dazu veranlassen kann, riskante Investitionen zu meiden. Dies führt zu einer Verringerung der Anzahl neuer Firmengründungen. Das hat wiederum weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaftsleistung und die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt. Die Beschränkung und Schwächung der Wirtschaftsleistung sind dabei unmittelbare Folgen dieser Entwicklung. Firmenpleiten allein sind somit nicht isoliert zu betrachten; sie sind eng mit dem Mangel an neuen Unternehmen verbunden. Es entsteht ein Teufelskreis, in dem sowohl etablierte Unternehmen als auch potentielle Neugründer unter den negativen Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheit leiden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist es entscheidend, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, die die Gründung und das Wachstum neuer Unternehmen fördern. Dies kann beispielsweise durch die Bereitstellung von finanzieller Unterstützung, erleichterten Marktzugang oder die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen geschehen. Nur durch einen umfassenden Ansatz können wir die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft stärken und langfristig die negativen Auswirkungen von Firmenpleiten während wirtschaftlicher Abschwünge mildern.
    • Leserbrief von Bernd Albrecht aus Köthen (Anhalt) (16. November 2023 um 06:49 Uhr)
      Das ist sehr oberflächlich betrachtet es ist ein Baustein, aber nicht die Ursache und keine Lösung. Wenn BASF schreibt, dass es 14.000 Seiten mit Genehmigungen benötigt, um seine Firmen zu betreiben, dann sieht man das Hauptproblem. Die Auflagen und behördliche Willkür ersticken jeden konstruktiven Gedanken im Keim. Dann unsere super ungebildete Regierung, für die das Wort Wirtschaft und Innovation nicht existiert.

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