Neuer Apfel

Medizinern in den USA ist nach eigenen Angaben weltweit erstmals die Transplantation eines kompletten Auges gelungen. Unklar ist allerdings, ob der Patient mit dem Auge jemals wird sehen können, wie das Ärzteteam des New Yorker Universitätskrankenhauses NYU Langone Health am vergangenen Donnerstag mitteilte. Der direkte Blutfluss zur Retina, also dem Bereich, der Licht empfängt und damit Bilder an das Gehirn sendet, sei aber ein gutes Signal. Allgemein habe sich das Auge seit der Operation im Mai 2023 gut entwickelt. Die Klinik sprach deswegen von einem »bahnbrechenden« Erfolg in der Transplantationsmedizin. Auch nicht an dem Eingriff beteiligte Mediziner würdigten die Operation als wichtigen Fortschritt.
Der Patient Aaron James hatte 2021 bei einem Arbeitsunfall einen 7.200 Volt starken Stromschlag erlitten, als er mit seinem Gesicht eine Stromleitung berührte. Er verlor dabei sein linkes Auge, Teile seines Gesichts und Teile seines linken Arms.
Der 21stündige Eingriff wurde den Angaben zufolge von mehr als 140 Chirurgen, Pflegekräften und anderen Gesundheitsfachleuten rund um den plastischen Chirurgen Eduardo Rodriguez vorgenommen. Möglich war die Transplantation, weil bei der Entfernung von James linkem Auge der Sehnerv so nah wie möglich am Augapfel durchtrennt wurde, wie Rodriguez erklärte. Je größer die Nervenlänge sei, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit einer späteren Transplantation, teilte das NYU Langone Health weiter mit.
Während Transplantationen der Augenhornhaut seit langer Zeit ein gängiger Eingriff sind, war die Transplantation eines ganzen Auges bislang noch nie gelungen. Offen ist allerdings, ob durch einen solchen Eingriff die Sehfähigkeit wiederhergestellt werden kann, weil der Sehnerv mit seinen rund eine Million Nervenfasern durchtrennt ist.
Mediziner forschen bereits dazu, wie der Sehnerv wieder hergestellt werden könnte, etwa durch Gentherapie. Untersucht wird auch, ob eine Verbindung zwischen Auge und Gehirn unter Umgehung des zerstörten Sehnervs hergestellt werden könnte. »Wir machen große Fortschritte bei Behandlungen, um eine Regeneration des Sehnervs zu erreichen, die eine Augentransplantation begleiten könnte«, sagte Jeffrey Goldberg von der Stanford-Universität. (AFP/dpa/jW)
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