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Aus: Ausgabe vom 11.11.2023, Seite 3 (Beilage) / Wochenendbeilage

Der schlimmste Krieg

Von Arnold Schölzel
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Der weitere Verlauf oder das Ende des Ukraine- wie des Gazakriegs sind gegenwärtig eine Variable des Rennens um die US-Präsidentschaft. Am Freitag illustrierte das ein Bericht der FAZ über die jüngste Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber. Der Biotechunternehmer Vivek Ramaswamy habe als einziger gefordert, die Unterstützung für Kiew komplett einzustellen: »Wolodimir Selenskij sei ein ›Komiker in Cargojosen‹, die Ukraine kein ›Inbegriff der Demokratie‹.« Außerdem habe Joseph Biden fünf Milliarden US-Dollar Schmiergeld aus Kiew erhalten. Gegenargument der Mitbewerberin Nikki Haley, früher UN-Botschafterin, war der Einfluss solcher Äußerungen auf den Speichelfluss Wladimir Putins und Xi Jinpings, die »bei der Vorstellung sabbern, dass so jemand amerikanischer Präsident werden könnte«. Floridas Gouverneur Ron DeSantis kam wie stets flugs auf die Weltgefahr Migranten an der US-Südgrenze zu sprechen. FAZ: »Dort würden die Truppen gebraucht. Er werde niemals ›unsere Söhne und Töchter in die Ukraine schicken‹ – eine Aussage, die auch Biden wiederholt hervorgehoben hat.« In Umfragen führt Trump, der an der Show nicht teilnahm, mit mehr als 50 Prozent das Bewerberfeld für die Kandidatur der Republikaner vor solchen Figuren an.

Mit Müll-TV dieser Art im Hintergrund wollen sich angeblich Biden und Xi Jinping am kommenden Mittwoch in San Francisco treffen. Offiziell bestätigt war das bis Freitag noch nicht, dennoch schrieb Matthias Nass schon am Donnerstag in der Zeit erleichtert: »Auch wenn das Treffen weitab von den gegenwärtigen Kriegsgebieten stattfindet – für den Weltfrieden könnte es die in diesen Zeiten wichtigste Begegnung sein.« Sprächen »die Führer der beiden mächtigsten Staaten nicht miteinander«, meint der internationale Korrespondent der Wochenzeitung, sei »die Gefahr noch größer, dass sich die Regionalkriege in der Ukraine und in Nahost zu einem Weltenbrand ausweiten«. Offenbar sei ihnen bewusst geworden, »wie gefährlich der sich verschärfende Konflikt zwischen beiden Weltmächten zu werden drohte«.

Nass hält fünf Punkte dieser Konfrontation fest: erstens ein machtpolitisches Ringen um »Vorherrschaft im indopazifischen Raum und um die Frage, wer künftig in der Weltpolitik den Ton angibt«. Zweitens eine wirtschaftlich-technologische Konkurrenz. Drittens ein »Wettrüsten, nun auch bei den Atomwaffen«. Viertens ein Systemwettbewerb Demokratie gegen Autokratie. Fünftens ein Ringen um die künftige Weltordnung, wobei es laut Nass um »universelle Menschenrechte« gegen Staaten geht, »die sich jede Einmischung von außen ver­bieten.«

Bei den letzten beiden Punkten handelt es sich um alte Hüte, die verschlissen sind. Plausibler ist, was Nass aus einem Foreign Affairs-Artikel des früheren US-Verteidigungsministers Robert Gates zur Situation der USA zitiert: »Niemals standen sie gleich vier verbündeten Antagonisten gegenüber – Russland, China, Nordkorea und Iran –, deren Atomwaffen­arsenal insgesamt in wenigen Jahren fast doppelt so groß sein könnte wie ihr eigenes. Seit dem Koreakrieg mussten sich die Vereinigten Staaten nicht mehr mit mächtigen militärischen Rivalen in Europa und Asien gleichzeitig auseinander­setzen. Und niemand, der heute lebt, kann sich an eine Zeit erinnern, in der ein Gegner eine so große wirtschaftliche, wissenschaftliche, technologische und militärische Macht hatte wie China heute.«

Nass erwartet von dem möglichen Gipfel in San Francisco keinen Frieden in der Ukraine und in Nahost, schreibt aber doch das Entscheidende zum vielleicht beginnenden Dialog: »Gleichgültig, wie mühsam dieser sein wird. Solange er nur einen dritten Krieg, den schlimmsten von allen, verhindert.«

Nass erwartet von dem möglichen Gipfel in San Francisco keinen Frieden in der Ukraine und in Nahost, schreibt aber doch das Entscheidende zum vielleicht beginnenden Dialog: »Gleichgültig, wie mühsam dieser sein wird. Solange er nur einen dritten Krieg, den schlimmsten von allen, verhindert.«

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (13. November 2023 um 23:04 Uhr)
    Weniger wäre mehr gewesen! »Der schlimmste Krieg« von Arnold Schölzel behandelt verschiedene Themen, darunter die politische Landschaft der US-Präsidentschaftsbewerber, die Fernsehdebatte der Republikaner, und die mögliche Bedeutung eines Treffens zwischen den Präsidenten Biden und Xi Jinping in San Francisco im Kontext des Ukraine- und Gazakonflikts. Ein sehr großes Spektrum, jedoch nur sehr oberflächlich! Der Artikel springt zwischen verschiedenen Themen hin und her, darunter die republikanische Präsidentschaftsdebatte, das Treffen zwischen Biden und Xi Jinping, und die geopolitischen Herausforderungen der USA. Eine klarere Struktur und nahtlosere Übergänge zwischen den Abschnitten könnten die Verständlichkeit und Kohärenz verbessern. Der Artikel zitiert Nikki Haley, die den Einfluss bestimmter Äußerungen auf Putin und Xi Jinping betont. Es wäre interessant zu wissen, wie diese Äußerungen im Kontext der geopolitischen Dynamik stehen und ob sie wie einen bedeutenden Einfluss auf die internationale Politik haben. Der Artikel stellt einige Punkte aus dem Foreign-Affairs-Artikel von Robert Gates dar, ohne eine kritische Analyse dieser Punkte anzubieten. Eine vertiefte Analyse könnte dem Leser helfen, die genannten Herausforderungen besser zu verstehen und in einen umfassenderen Kontext zu setzen. Der Artikel wiederholt am Ende einen Abschnitt, was zu Redundanz führt. Eine präzisere Formulierung könnte die Lesbarkeit verbessern. Insgesamt scheint der Artikel eine Vielzahl von Themen zu berühren, könnte jedoch von einer klareren Struktur und einer tieferen Analyse profitieren, um die präsentierten Argumente und Informationen besser zu verbinden und zu erläutern.

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