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Aus: Ausgabe vom 11.11.2023, Seite 1 / Titel
Arbeiter gegen Krieg

Streik für den Frieden

Italien: Hafenarbeiter in Genua blockieren Waffenlieferungen nach Israel. Ende der weltweiten Kriegseskalation gefordert
Von Alex Favalli, Rom
»Wir führen Krieg gegen den Krieg«: Hafenarbeiter am Freitag morgen in Genua
Haben sich den Hafenarbeitern am Freitag in Genua angeschlossen: Mitglieder der linken Partei »Potere al Popolo«

»Der Krieg beginnt hier«: Unter diesem Motto haben Hafenarbeiter im italienischen Genua am Freitag morgen Waffenlieferungen nach Israel blockiert. Zum Protest gegen die »Kriegslogistik« hatte das Kollektiv autonomer Hafenarbeiter (CALP) aufgerufen. Rund 500 Menschen beteiligten sich an der Aktion, neben den Hafenarbeitern auch zahlreiche Mitglieder der Basisgewerkschaft USB und des linken Parteienbündnisses Unione Popolare. Auch mehrere pazifistische Studentenorganisationen waren dabei. »Der Feind ist zu Hause. Wir führen Krieg gegen den Krieg«, hieß es in einer Presseerklärung.

»Wir sind dem Aufruf der palästinensischen Gewerkschaften zur Blockade der Waffenlieferungen gefolgt und haben uns den Hafenarbeitern von Genua angeschlossen«, erklärten Giuliano Granato und Marta Collot, die beiden Kosprecher von »Potere al Popolo«, das zur Unione Popolare gehört, am Freitag gegenüber jW. Solidarität dürfe sich nicht auf Worte beschränken, sondern müsse Initiativen hervorbringen, »die in der Lage sind, die Kriegsmechanismen zu stören, die den Tod nach Gaza bringen«.

Die CALP forderte in ihrem Blockadeaufruf ein Ende aller Waffengeschäfte im Hafen und wies auf die Bedeutung des Ortes für andere Konflikte hin. »Während in der Ukraine seit fast zwei Jahren ein Krieg zwischen Blöcken kapitalistischer Länder tobt, während der Staat Israel die Palästinenser massakriert, während ein Atomkrieg vor der Tür steht, zeichnet sich der Hafen von Genua weiterhin als Drehscheibe der Kriegslogistik aus«, so das Arbeiterkollektiv.

Tatsächlich gilt der Genueser Hafen als wichtige Drehscheibe für europäische, vor allem aber deutsche Waffenlieferungen. Sogar am Terminal, wo sonst nur Passagierboote anlegen, seien in den vergangenen Wochen Militärlastwagen mit Ziel Tunesien beladen worden, erklärte CALP-Sprecher José Nivoi. Diese seien »wahrscheinlich für die Unterdrückung von Migranten bestimmt«.

Konkret ging es am Freitag um die Blockade einer Lieferung des Frachtunternehmens ZIM, das regelmäßig im Hafen von Genua operiert, die in den frühen Morgenstunden Genua in Richtung Israel verlassen sollte, um frisches Kriegsmaterial aus der EU zu liefern.

Eine ähnliche Mobilisierung gab es diese Woche von Hafenarbeitern in Sydney, Australien, die ebenfalls gegen das Anlegen eines Frachters der israelischen Firma ZIM protestierten. Am Montag organisierten sich auch die Hafenarbeiter von Barcelona und kündigten an, »die Aktivitäten von Schiffen mit Kriegsmaterial« zu verhindern. Als Arbeiter, so hieß es in der Erklärung der Spanier, »verteidigen wir vehement die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte«. Es gebe »keinen Grund«, der »das Töten von Zivilisten rechtfertigt«.

Auch in Belgien weigert sich das Flughafenpersonal seit mehreren Wochen, Waffen zu verladen, mit der Begründung, dass »das Be- und Entladen von Kriegsmaterial zur Tötung unschuldiger Menschen beiträgt«. In den Vereinigten Staaten, in der Nähe von Seattle, blockierten Aktivisten vergangene Woche den Hafen von Tacoma, weil ein vor Anker liegendes US-Schiff Munition und Waffen für Israel geladen hatte. Das Schiff war bereits einige Tage zuvor von Arbeitern im Hafen von Oakland in der Bucht von San Francisco aufgehalten worden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (11. November 2023 um 14:04 Uhr)
    Wann können die internationalen Agenturen endlich Ähnliches aus Deutschland berichten? Dem Land, in dem Millionen dem Karnevalsbeginn beiwohnen, Hunderttausende wöchentlich zum Fußball pilgern und Friedensbekundungen mit tausend Teilnehmern schon als gut besucht gelten. Mit einem Volk, dem empfohlen wird, kriegsbegeisterter zu werden und das immer noch weitgehend auf dem Sofa sitzt. Als wäre Krieg nur ein fernes Spiel, das einen selbst nichts angeht. Kriege aber haben die unangenehme Eigenschaft auch dorthin zurückzukehren, woher sie kamen. Also auch in die Schmieden, in denen jene Waffen gefertigt werden, die heute scheinbar nur in der Ferne töten. Und trotzdem unser aller Leben bedrohen.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Andreas E. aus Schönefeld (11. November 2023 um 06:05 Uhr)
    Wo bleiben die medienwirksamen Aktionen deutscher Hafenarbeiter, Eisenbahner, LKW-Fahrer und Flughafenmitarbeiter und ihrer Gewerkschaften? Warum klebt sich die »Letzte Generation« nicht vor Kasernentore? Warum werden von der »Letzten Generation« nicht Militärzüge mit Farbe beschmiert? Sind die alle schon »kriegstüchtig«, wie es der Kriegsminister Pistorius forderte? Wo bleibt die Verhinderung der unsäglichen »Werbung« für die Bundeswehr in den deutschen »Leitmedien«? Es ist unsäglich, wenn in TV-Sendern wie »Welt« abendelang zur besten Sendezeit das »Werben fürs Sterben« über den Bildschirm flimmert. Rheinmetall und Co. reiben sich die Hände über diese für sie kostenlose Werbung für Waffensysteme aus ihrer Produktion. Diese Systeme kosten die Steuergelder, die Herr Lindner angeblich nicht hat – für Kindergrundsicherung, Erleichterungen für Menschen, die mit ihrem Einkommen nicht über den Monat kommen, für das von (…) Lauterbach kaputtgesparte Gesundheitssystem, für Schaffung eines für alle erschwinglichen ÖPNV usw. usf. Das »Nein« Liebknechts gegen die Kriegskredite von 1914 muss wieder laut erschallen, nicht nur bei der kommenden Großdemo am 25. November in Berlin. Die oben angeführten Kolleginnen und Kollegen sollten sich wieder bewusst werden: Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will – Mann der Arbeit aufgewacht! Und der Ruf an alle Eltern: »Nein, meine Söhne geb ich nicht« ist aktueller denn je. Der Ruf an die jungen Erwachsenen: Verweigert euch der Kriegsbesoffenheit! Ihr seid das Kanonenfutter, wenn ihr euch dafür entscheidet. Ihr seid die Friedenskräfte, wenn ihr euch verweigert! Wir müssen den Militaristen endlich mit Macht in den Arm fallen, sonst werden wir das alle mit unserem ach so kurzem Leben bezahlen!
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Christa K. (10. November 2023 um 20:16 Uhr)
    Die Solidarität der Basis, der arbeitenden Menschen, lässt sich nicht durch das andauernde Kriegsgebrüll der herrschenden Klasse unterdrücken! Es wird einem warm ums Herz, wenn man immer wieder erfährt, dass sich die Menschlichkeit durchsetzen kann, wenn auch nur punktuell, aber so unglaublich wichtig. Wäre ja so notwendig, diese revolutionären Zellen zu verbinden und weiter auszubauen, nur von unten her können wir das System in Gefahr bringen und stürzen, was natürlich ein langer, mühsamer Weg sein wird, aber das Beginnen ist das Wichtigste! Avanti, avanti populo …

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