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Aus: Ausgabe vom 10.11.2023, Seite 7 / Ausland
»Tag nach Hamas«

Eskalation beabsichtigt

Krieg in Nahost: Schlagabtausch zwischen USA und Irans Verbündeten in Syrien und Irak. Israel plant Libanon-Offensive
Von Knut Mellenthin
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Trauer um Angehörige: Drei Mädchen und ihre Großmutter wurden durch israelischen Beschuss getötet (Ainata, 6.11.2023)

Die Ausweitung des israelischen Gazakrieges auf andere Teile des Nahen Ostens wird in langsamen Schritten, aber offenbar kontinuierlich vollzogen. Zwei Kampfflugzeuge der US-Luftwaffe vom Typ F-15 haben am Donnerstag in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) ein Objekt in Ostsyrien angegriffen, bei dem es sich einer Pressemitteilung des Pentagon zufolge um ein Waffenlager gehandelt haben soll, das von den Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Gruppen genutzt worden sei. Der »Selbstverteidigungsschlag« sei die »Antwort auf eine Reihe von Angriffen gegen US-Personal in Irak und Syrien«, heißt es weiter in der von Verteidigungsminister Lloyd Austin gezeichneten Erklärung. Die USA seien »vollständig darauf vorbereitet, weitere erforderliche Maßnahmen zu unternehmen«.

Nach unbestätigten Meldungen aus Syrien wurden bei dem Luftangriff mehrere Mitglieder der IRGC getötet oder verletzt. Iranische Medien berichteten zunächst nicht über den Vorfall. Es war die zweite derartige Militäraktion der USA nach vorausgegangen »Vergeltungsschlägen« gegen angebliche IRGC-Basen in Ostsyrien nahe der Grenze zum Irak am 26. Oktober. Seit dem 17. Oktober haben irakische Milizen, die Teil der vom Iran geführten »Achse des Widerstands« sind, 40 Stützpunkte der US-Truppen mit Raketen und unbemannten Flugkörpern (Drohnen) beschossen – 18 in Syrien und 22 im Irak. John Kirby, Pressesprecher des Weißen Hauses, erklärte dazu am Montag, keiner der Angriffe sei »wirksam« gewesen, und viele seien von der Luftabwehr »vereitelt« worden. 46 US-Soldaten erlitten nach Angaben des Pentagon leichte Verletzungen, überwiegend Gehirnerschütterungen durch die Explosion der Geschosse.

US-Außenminister Antony Blinken traf sich am Sonntag in Bagdad mit dem irakischen Premierminister Mohammed Schia Al-Sudani, um über den Konflikt zwischen Israel und Hamas, die humanitäre Lage im Gazastreifen und über die Verhinderung einer Ausbreitung des Konflikts zu sprechen, wie es in der einseitigen, unbestätigten Darstellung des State Departments heißt. Blinken habe Sudani gedrängt, »die für die fortgesetzten Angriffe auf US-Militärpersonal im Irak Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen«. Am Montag flog Sudani überraschend zu einem Gespräch mit seinem iranischen Amtskollegen Ebrahim Raisi nach Teheran – vermutlich, um eine Warnung der US-Regierung zu überbringen.

Die ebenfalls mit dem Iran verbündete Organisation Ansarollah, die den größten Teil des Jemen einschließlich der Hauptstadt Sanaa regiert, meldete am Mittwoch den Abschuss einer US-Drohne vom Typ MQ-9, die sich während einer »feindlichen Spionageoperation« zur »militärischen Unterstützung« Israels im Luftraum über jemenitischem Territorium befunden habe. Pentagon-Sprecher bestätigten den Abschuss des unbemannten Flugkörpers, der eine Spannbreite von 20 Metern hat und auch mit einem Sortiment schwerer Raketen ausgerüstet werden kann. Sie behaupteten aber, die Drohne habe sich über internationalen Gewässern befunden.

Seit Beginn des neuen Gazakriegs vor einem Monat gibt es an Israels Nordgrenze zum Libanon einen fast täglichen Schlagabtausch zwischen den israelischen Streitkräften und der schiitischen Hisbollah, die eine im Parlament vertretene Partei mit einer gut bewaffneten Miliz ist. Während die israelischen Verluste gering sind, wurden auf libanesischer Seite nach einer Berechnung der französischen Nachrichtenagentur AFP bis Mittwoch mindestens 81 Menschen getötet, darunter 60 Mitglieder der Hisbollah.

Die israelische Regierung plant offenbar zu einem für sie günstigen Zeitpunkt die Einbeziehung Libanons in den Krieg. Die Tageszeitung Jerusalem Post zitierte am 31. Oktober den Nationalen Sicherheitsberater von Premierminister Benjamin Netanjahu, Zachi Hanegbi, mit der Aussage, Israel werde »die Bedrohung durch Hisbollah eliminieren« müssen, wolle damit aber bis auf »den Tag nach Hamas«, also bis zum militärischen Sieg im Gazastreifen, warten.

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