Blutbad in Gaza
Von Karin Leukefeld
Während sich Israels rechte Regierung der anhaltenden US-Unterstützung für ihren völkerrechtswidrigen Krieg gegen Gaza versichert hat, haben die israelischen Streitkräfte am Nachmittag nahezu zeitgleich Bomben auf drei Krankenhäuser abgeworfen. Zudem erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, man habe das Rote Kreuz und die internationalen Vermittler informiert, dass man Krankenwagen in Richtung Süden zum Grenzübergang Rafah schicke – Israel habe diese Ambulanzen mit zu evakuierenden Verletzten an drei verschiedenen Stellen attackiert, zuletzt im Vorhof des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt. Der glich am späten Nachmittag einem Blutbad. Videos in sozialen Netzwerken zeigten Dutzende Tote und Verletzte, erste Angaben nannten die Zahl von 60 Opfern. Der Palästinensische Rote Halbmond schrieb auf X von Luftangriffen auf das Al-Kuds-Krankenhaus, in dem 14.000 Vertriebene Zuflucht gefunden haben. »Rauch und Staub breiten sich im Krankenhaus aus und verursachen unbestimmte Schäden«, es herrsche Angst und Panik. Auch ein Konvoi mit Krankenwagen aus Rafah sowie das Indonesische Krankenhaus seien im westlichen Teil von Gaza aus der Luft angegriffen worden.
Zuvor war US-Außenminister Antony Blinken in Tel Aviv mit israelischen Regierungsvertretern zusammengekommen. Gegenüber dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog bekräftigte er, dass Israel nicht nur das Recht, sondern auch die »Pflicht zur Selbstverteidigung« habe. Israel müsse sicherstellen, dass so etwas wie am 7. Oktober nicht wieder geschehen könne. »Jeden Moment« denke man an »unsere Geiseln – so viele Israelis, Amerikaner und andere Nationalitäten«, so Blinken. Man sei entschlossen, alles zu tun, um sie sicher wieder zurück zu ihren Familien zu bringen. Zu Vorwürfen, Israel halte das humanitäre internationale Recht nicht ein, erklärte Herzog, man habe mehr als eine Million Flugblätter über dem Gazastreifen abgeworfen, um die Menschen zu warnen. Mit sechs Millionen SMS-Botschaften und mehr als vier Millionen Anrufen habe man auf bevorstehende Angriffe hingewiesen, einschließlich des Angriffs auf das Flüchtlingslager Dschabalija.
Im Libanon wandte sich Hassan Nasrallah, Generalsekretär der Hisbollah, mit einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit. Er machte die USA für das anhaltende Bombardement und Massaker an der Zivilbevölkerung in Gaza verantwortlich. Wer erwarte, dass er ein Eintreten in den Krieg verkünde, müsse wissen, dass die Hisbollah bereits seit dem 8. Oktober entlang der südlichen Grenze des Libanon operiere. Mit gezielten Angriffen auf die militärische Infrastruktur der israelischen Armee binde man ein Drittel der israelischen Streitkräfte. Israel habe Soldaten, Waffen und Material von Gaza und von der Westbank an die libanesische Front schaffen und im Mittelmeer umgruppieren müssen. 57 Kämpfer der Hisbollah, der Hamas und des Islamischen Dschihad (im Libanon) seien gefallen, das zeige das Ausmaß der Kämpfe. »Wer einen Krieg der Amerikaner verhindern will, sollte umgehend dafür sorgen, dass die Aggression gegen Gaza aufhört«, so Nasrallah. »Eure Flotten im Mittelmeer, mit denen ihr uns bedroht, ängstigen uns nicht«, sagte der Hisbollah-Führer in Richtung USA. »Wir haben uns auf einen Gegenschlag vorbereitet.«
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies in einer kurzen Fernsehansprache jede Forderung nach einem befristeten Waffenstillstand zurück, der nicht mit der Freilassung der Geiseln verbunden sei. Das habe er dem US-Außenminister Blinken gesagt. Auch Benzin werde Gaza nicht erreichen.
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Weltunordnungskrieg
Ein weiteres Mitglied des Misgav-Instituts ist Elyahu Yosian, der regelmäßig im israelischen Fernsehen auf fast allen Kanälen zu Gast ist. Yosian sagte: »Wir müssen mit maximaler Grausamkeit in den Gazastreifen einmarschieren, um Rache zu nehmen, ohne Moral, mit möglichst vielen Toten.« Genau das geschieht zur Zeit im Gazastreifen. Wenn auch noch der US-Außenminister Blinken jedwede Feuerpause ablehnt und das Gemetzel der IDF an Zivilisten billigend in Kauf nimmt, macht er sich zum Mittäter am Genozid und somit – wie auch Netanjahu – zu einem Fall für den Internationalen Gerichtshof in Den Haag.