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Aus: Ausgabe vom 27.09.2023, Seite 10 / Feuilleton

Werner, Moser, Lengren, Striesow, Edenharter

Von Jegor Jublimov
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Ursula Werner 2010 in »Früchte des Zorns« am Berliner Maxim-Gorki-Theater

Weil die Familie vor den Bombenangriffen aus Berlin aufs Land flüchtete, wurde Ursula Werner am 28. September vor 80 Jahren in Eberswalde geboren. Als Kind ging sie ihrem Onkel, einem Zimmermann, gern zur Hand und begann eine Tischlerlehre, doch Regisseur Helmut Nitzschke entdeckte die 18jährige für seinen ersten Film »Wind von vorn«, der leider nie auf die Leinwand kam. Die aufgeschlossene Berlinerin Uschi, wie sie allgemein genannt wird, hatte Feuer gefangen, studierte Schauspiel und wurde gleich ans Kabarett Distel engagiert. Aber auch das Landestheater Halle bot ihr schnell große Aufgaben. So spielte sie die Charlie in der Uraufführung der Bühnenfassung von Ulrich Plenzdorfs »Die neuen Leiden des jungen W.«. Rudi Strahl schrieb für sie die Komödie »In Sachen Adam und Eva«. Doch 1974 in Berlin wurde für über 30 Jahre das Maxim-Gorki-Theater ihr künstlerisches Zuhause. Ihre Auftritte in Inszenierungen wie »Drei Schwestern« oder »Die Übergangsgesellschaft« (beide unter Thomas Langhoff auch im DFF) wurden legendär. Daneben stand Ursula Werner oft vor der Filmkamera, etwa neben Manfred Krug in »Frau Venus und ihr Teufel« (1967) oder neben Peter Reusse in »Ein irrer Duft von frischem Heu« (1977). Aus den frühen Jahren schätzt sie besonders ihre Rolle der Kommunistin Polja in dem Zweiteiler »Zement« nach Fjodor Gladkow unter Manfred Wekwerths Regie (1973). Auch neue Generationen haben ihr später einiges abverlangt. Andreas Dresens preisgekrönter Film »Wolke 9« über Liebe im Alter gab 2008 den Startschuss. Die Werner startete noch mal neu durch. Wer sie 2023 in der Titelrolle von »Lenas Tante« aus der »Tatort«-Reihe neben Ulrike Folkerts als mordverdächtige Staatsanwältin sah, wünscht sich mehr davon.

Wenn gefeiert werden soll, dass Hans Moser am Sonnabend 85 Jahre alt wird, dürfte klar sein, dass nicht die Wiener Schauspiellegende gemeint sein kann. Hans Moser aus Halle wurde Trickkameramann, arbeitete fürs populärwissenschaftliche Studio der Defa und für Dewag-Werbefilme. Gemeinsam mit Thomas Rosié gründete er 1968 ein eigenes Trickatelier, das bis 2013 an beinahe 2.000 Filmen von Andrew Thorndike, Gitta Nickel, Konrad Wolf oder Günter Meyer beteiligt war. Weil er ein »Typ« ist, übernahm er auch kleine Rollen in Filmen von Wim Wenders und Gordian Maugg. Moser hat sich zurückgezogen, aber Sohn Sascha setzt seine Arbeit fort.

Im Trickfilm tauchte Professor Filutek mit seinem Hündchen Filus in den 50er Jahren erstmals auf und gab später sogar ein Gastspiel beim »Sandmännchen«. Die polnische Stripserie um den zerstreuten Professor wurde international nachgedruckt, sehr oft in der DDR. Ihr Schöpfer war der Grafiker Zbigniew Lengren, der am 1. Oktober vor 20 Jahren hochgeehrt in Warschau starb.

Beim Theater hat Devid Striesow, der am Sonntag vor 50 Jahren in Bergen auf Rügen geboren wurde, eine bemerkenswerte Laufbahn in Hamburg, Düsseldorf und Berlin absolviert. Dem breiten Publikum ist er seit 1999 durch viele TV-Rollen bekannt, etwa als Partner von »Bella Block« (2005–2018) oder als Saarländer »Tatort«-Kommissar (2013–2019). Fürs Kino entwickelte er eine besondere Wandelbarkeit und wirkte in zwei Filmen mit, die mit dem »Oscar« ausgezeichnet wurden: »Die Fälscher« (2007) sowie »Im Westen nichts Neues« (2022).

Vom Film Abschied genommen hat Birgit Edenharter nicht, auch wenn sie seit Jahren keine neuen Rollen spielte. Die Schauspielerin, die ab 2004 zu den Kabarettstars der Berliner Stachelschweine zählte, ist weiter im Synchronstudio aktiv. Besonders in der DDR war sie ständiger Bildschirmgast, wenn sie in meist heiteren Produktionen neben Gisela May, Agnes Kraus oder mit Michael Pan in der Familie von »Maxe Baumann« als charmanter Wirbelwind agierte. Gerade weil sie am Donnerstag 70 wird, würden wir sie gern mal wieder sehen – statt nur zu hören.

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