Verschuldet und sauer
Von Mawuena Martens
Hohe Lebenshaltungskosten, Jobknappheit und steigende Preise sowie eine hohe Unzufriedenheit mit der Regierungsarbeit haben in den vergangenen Tagen in Ghana Hunderte Demonstranten auf die Straßen der Hauptstadt Accra getrieben. Ziel der Protestler war der Regierungssitz, das sogenannte Golden Jubilee House. Aufgrund von Polizeisperren wurde dieser jedoch nicht erreicht. Im Gegensatz zu ähnlichen Protesten im vergangenen Jahr, bei denen es zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen war, scheint die Lage jedoch weitestgehend friedlich geblieben zu sein.
Hintergrund des Unmuts ist die größte wirtschaftliche Krise seit Jahren, in der sich das westafrikanische Land derzeit befindet. Während das Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 noch mit 3,1 Prozent angegeben worden war, gehen Experten aktuell nur noch von 1,5 Prozent aus. Hinzu kommen Korruption und Misswirtschaft, unter der viele Menschen seit Jahren leiden. So zitierte die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag einen Demonstranten, der wahrscheinlich stellvertretend für viele der Anwesenden sprechen dürfte: »Der Durchschnittsghanaier kann sich keine drei anständigen Mahlzeiten pro Tag leisten und die Regierung kümmert das nicht.«
Ghana ist eines der afrikanischen Länder, die am stärksten beim Internationalen Währungsfonds verschuldet sind. Erst im Mai hatte die Regierung ein neues milliardenschweres Darlehensprogramm abgeschlossen. Angesichts der sinkenden Zustimmungswerte und der anstehenden Wahlen im kommenden Jahr zeigten sich am Montag auch Risse in der Regierungspartei. Alan Kyerematen, der im Januar bereits als Handelsminister zurückgetreten war, verkündete seinen Austritt aus der New Patriotic Party (NPP) und gab an, als unabhängiger Kandidat antreten zu wollen.
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