Rosa-Luxemburg-Konferenz am 13.01.2024
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Aus: Ausgabe vom 27.09.2023, Seite 5 / Inland
Energiepreiskrise

Luxusgut Heizung

Auswertung von Hunderttausenden Heizkostenabrechnungen zeigt drastische Kostensteigerungen von teilweise mehr als 80 Prozent
Von Gudrun Giese
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Nur wer das Geld hat: Im vorigen Winter wurde das Thermostat bei den meisten selten über »2« hinaus aufgedreht

Heizen hat sich im Jahr 2022 gegenüber den Vorjahren enorm verteuert – mit allen Energieträgern. Wie aus dem »Heizspiegel« der Beratungsgesellschaft Co2online hervorgeht, stiegen von 2021 zu 2022 die Kosten für das Heizen mit Holzpellets am stärksten, nämlich um 81 Prozent. Die Vergleichsberechnungen basieren auf der Auswertung von über 250.000 Abrechnungen von Haushalten für Heizung und Strom. Wer in einem Mehrfamilienhaus eine Gasheizung betrieb, musste demnach 80 Prozent mehr für die warme Wohnung zahlen, bei Betreibern von Wärmepumpen gab es ein Plus von 50, bei Heizölheizungen um 48 Prozent.

Am geringsten fiel der Preisanstieg für Fernwärme aus: fünf Prozent. In absoluten Beträgen bedeutete das für viele Familien eine Erhöhung der Heizkosten etwa beim Betrieb mit Erdgas um durchschnittlich 650 Euro im Jahr, bei Heizöl um etwa 450 Euro, bei Holzpellets um knapp 500 Euro, bei einer Wärmepumpe um 320 Euro, bei Fernwärme um 50 Euro, wie Co2online ausrechnete. Der Spiegel schloss in einem Bericht am Dienstag aus den Daten den kurzen Schluss, der Ukraine-Krieg sei für den Preisanstieg der Heizkosten ursächlich. Das gegen Russland verhängte Embargo blieb hingegen unerwähnt.

Unstrittig dürfte die Kettenreaktion nach dem Aus für den Import russischen Erdöls und der starken Drosselung der Einfuhr russischen Erdgases sein. Die weltweit erhöhte Nachfrage nach Öl, Gas und weiteren Heizenergieträgern ließ die Preise durch die Decke gehen. Dadurch seien insbesondere auch die an den Gaspreis gekoppelten Strompreise deutlich gestiegen, was wiederum die Produktionskosten für Holzpellets ebenso verteuerte wie die für Wärmepumpen, die Strom für ihren Betrieb benötigen.

Die Zahlungen in Höhe von 300 Euro brutto an Privathaushalte und auch der verhältnismäßig milde Winter 2022/23 hätten die Preisentwicklung kaum gedämpft, heißt es im Spiegel. Wie drastisch die Erhöhung ausfällt, zeigt ein Blick auf die Steigerungen der Energiepreise pro Kilowattstunde: Bei Erdgas waren das 2022 laut Co2online 16,3 Cent gegenüber 6,7 Cent im Vorjahr. Der Strom für die Wärmepumpe kostete vergangenes Jahr 43,2 Cent, 2021 noch 25,8 Cent. Der Kilowattstundenpreis bei Holzpellets stieg von 4,6 auf 10,8 Cent, bei Heizöl von 7 auf 12,9 Cent und bei Fernwärme von 9,4 auf 11,9 Cent.

In diesem Jahr werde das Heizen wieder etwas günstiger ausfallen, prognostiziert die Beratungsgesellschaft – die Preise würden aber immer noch über dem Niveau von 2021 verharren. So könnten die Kosten für eine Gasheizung um elf, für Holzpellets um 17 Prozent, für Heizöl um 19 und für Wärmepumpen um 20 Prozent sinken. Dafür werde Fernwärme voraussichtlich um etwa zehn Prozent teurer. Für Entspannung sorgten die generell zurückgehenden Energiepreise und die derzeit noch wirksamen Preisbremsen der Bundesregierung.

Empfehlenswert sei es jedoch weiterhin, individuell Energie einzusparen. Die regelmäßige Entlüftung von Heizkörpern, der Einbau von Thermostaten und das korrekte Abdichten der Fenster in der Wohnung könne sich kostensenkend auf die Heizkostenrechnung auswirken, rät Co2online. Grundsätzlich kann natürlich am meisten sparen, wer die Heizung immer ausgeschaltet lässt und sich in Mäntel und Decken hüllt – wobei dann bedauerlicherweise immer noch die Grundkosten des Heizungsbetriebs berechnet werden. Allzu weit kommen einzelne vermutlich nicht mit solchen »Spartipps«: Ein gesellschaftliches Problem lässt sich nicht individuell lösen.

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