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Aus: Ausgabe vom 19.09.2023, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Pakistan: Airline Privatisierung

Flaggschiff in Not

Pakistans nationaler Airline droht Insolvenz. Vollständige Privatisierung steht im Raum
Von Thomas Berger
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Seit Jahren im Sinkflug: Pakistan International Airlines

Pakistans nationale Fluggesellschaft steht offenbar vor der Privatisierung. Da sich die Regierung in Islamabad weigert, der Pakistan International Airlines (PIA) finanziell unter die Arme zu greifen, gilt die Privatisierung laut jüngsten Meldungen als letzter Ausweg. Zwar hatten sich Gerüchte, die Airline werde am Freitag ihren Betrieb komplett einstellen, als falsch erwiesen. Dennoch steht PIA weiterhin vor der Insolvenz, belastet durch einen enormen Schuldenberg – Gesamtverpflichtungen in Höhe von 740 Milliarden Rupien (2,34 Milliarden Euro) laut Samaa TV. Von einem ähnlich hohen Betrag hatte The Dawn schon Ende 2022 geschrieben. Das sei das Fünffache vom Unternehmenswert, wurde das Luftfahrtministerium damals zitiert.

Verschiedene Medien berichten nun, dass Boeing und Airbus die Kooperation bei der Ersatzteillieferung ausgesetzt haben. Sowohl das als auch der Umstand, dass das Management nicht in der Lage scheint, die Raten für geleaste Maschinen zu zahlen, hat zur Folge, dass sich die Flotte der eingesetzten Flugzeuge von 23 auf 16 verringert habe, wie Geo News Mitte der Vorwoche meldete. Vier Maschinen waren vorübergehend in Dubai gestrandet, nachdem sogar das Geld gefehlt hatte, sie für den Weiterflug zu betanken. Nach der Zahlung einer »Notfallsumme« in Höhe von 3,5 Millionen US-Dollar soll die internationale Flugaufsichtsbehörde IATA aber von einem drohenden Lizenzentzug abgesehen haben, hieß es an gleicher Stelle.

Schon am 7. September hatte die Airline fünf ihrer 13 geleasten Maschinen bis auf weiteres am Boden lassen müssen. Seither hat sich die Lage nicht grundsätzlich gebessert, eher im Gegenteil. Die bisherige mediale Berichterstattung über die unstrittig vorliegenden Probleme hat allerdings eher Öl ins Feuer gegossen. Denn manches war offenbar aufgebauscht, nicht wirklich von harten Fakten getragen. Und selbst an sich vertrauenswürdige Quellen griffen scheinbar zu panikmachender Wortwahl. Geo News berief sich in dem vorgenannten Beitrag von Mitte der Vorwoche auf ein nicht namentlich genanntes Mitglied des PIA-Direktoriums, das davon gesprochen habe, die Airline stehe »unmittelbar vor dem Kollaps«.

Belastbar scheinen Nachrichten, laut denen auch die Lohn- und Gehaltszahlungen an die Belegschaft zuletzt ins Stocken geraten sein sollen. Wie hoch der Zahlungsrückstand insgesamt ist und wie viele Beschäftigte betroffen sind, wurde nicht publik. Die monatlichen Ausgaben der Airline sollen zuletzt bei 34 Milliarden Rupien, die Einnahmen bei 22 Milliarden gelegen haben. Aufgrund großer Kredite mit einem Volumen von 260 Milliarden Rupien kommen Zinszahlungen von acht Milliarden Rupien pro Monat hinzu.

Bisher hält der pakistanische Staat 92 Prozent des Unternehmens. Nun scheint Premier Anwarul Haq Kakar die Devise ausgegeben zu haben, sich möglichst schnell von dem verlustgeplagten Flaggschiff zu trennen. Das Finanzministerium arbeite bereits an einem Privatisierungsplan, berichtete Samaa TV. Die Pakistan Tribune verwies auf eine zusätzliche Sorge: Vor Ablauf der aktuellen PIA-Lizenz am 31. Januar hätten bei den insgesamt 35 Maschinen der Airline noch keine Kontrollen der nationalen Flugaufsichtsbehörde CAA stattgefunden. Zumindest zwei neue Überbrückungskredite soll die Airline von Nationalbank (13 Milliarden) und Askari Bank (sieben bis zehn Milliarden) erhalten haben. Die Finanzbehörde verzichtet vorerst auf jene 1,3 Milliarden Rupien, die PIA ihr schuldet. Nach den neuen Krediten sollen mehrere zuvor ausgefallene Verbindungen wieder in Betrieb genommen worden sein.

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