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Aus: Ausgabe vom 31.08.2023, Seite 11 / Feuilleton
Kulturpolitik

Fürs Archiv

Mit etwa 2,3 Millionen Euro will der Bund in diesem Jahr 87 Projekte in Deutschland unterstützen, die historisch wertvolles Schriftgut erhalten. »Archive, Bibliotheken, Museen und andere Gedächtniseinrichtungen ermöglichen uns den Zugang zu unserer Geschichte und Kultur«, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) am Mittwoch. Es sei eine gemeinsame Aufgabe, die dort verwahrten Schriftstücke für die nachfolgenden Generationen zu erhalten.

Zu den schriftlichen Zeugnissen gehören laut Roth Bestände aus nationalen Institutionen ebenso wie aus »kleineren, regionalen Einrichtungen«. Deshalb sollen bundesweit Projekte von unterschiedlicher Trägerschaft gefördert werden - wie etwa die Deutsche Kinemathek in Berlin oder das Gemeindearchiv im oberfränkischen Reckendorf.

Mit dem Sonderprogramm zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes unterstützt die Bundesregierung seit 2017 die Erhaltung umfangreicher Bestände. Bisher seien für 628 Projekte 18,5 Millionen Euro bereitgestellt worden. (dpa/jW)

  • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (31. August 2023 um 10:30 Uhr)
    »Mit etwa 2,3 Millionen Euro will der Bund in diesem Jahr 87 Projekte in Deutschland unterstützen, die historisch wertvolles Schriftgut erhalten. ›Archive, Bibliotheken, Museen und andere Gedächtniseinrichtungen‹« – pro Projekt dann im Schnitt 26.437 Euro. Wenn man den Aufwand bedenkt, der notwendig ist, ein einziges Buch zu restaurieren, ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber es ist eher ein eiskalter Stein, denn gerade diese Bundesregierung entsorgte gründlich, aber noch nicht vollständig, die zuvor noch vorhandenen Reste von historischem Gedächtnis in Deutschland und investierte die vielfache Summe in Propaganda, dass dies auch zuverlässig geschieht, besonders die Partei von Claudia Roth. Der personifizierte Gedächtnisschwund erschien dann auf der Bühne als Bundeskanzler und Außenministerin. Wenn wir nicht aufpassen, müssen die nächsten Generationen wie die Archäologen ihre Geschichte in Archiven zusammen suchen oder – noch schlimmer – die wenigen Überlebenden am Lagerfeuer mündlich die Überlieferungen erhalten, aber nur dort, wo es noch viel Wald gibt. Berlin hatte ja 1945 viel Wald, aber keine Transportmittel. Daher wurde der ganze Tiergarten verheizt. Man sollte die Millionen dafür ausgeben, dass die Erinnerung an den Mai 1945 bei der Jugend nicht verblasst, also für einen Geschichtsunterricht, der diesen Namen verdient. Aber verblassen kann nur etwas, was noch vorhanden ist. Am 8. Mai 2023 hörte ich im deutsch-russischen Museum (Unterzeichnung der Kapitulation am 8. Mai 1945) die höchst revisionistische Rede eines Professors aus Österreich, die drauf hinauslief, hier hätten zwei verbrecherische Regime gegeneinander gekämpft, eines davon eben verloren. Nazideutschland und die UdSSR wurden gleichgesetzt. Solch gleichsetzende Geschichtsvergessenheit bemerkt man jetzt auch unter Linken betreffs des Stellvertreterkrieges in der Ukraine. Vor dem Museum hing nur die ukrainische Fahne. Man wird die Ausstellung im Museum vorerst schließen.

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