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Aus: Ausgabe vom 27.05.2023, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Unbequem Wahrheiten

Zu jW vom 19.5.: »Wenn ich eine Drohne wäre«

Danke für diesen Bericht zum Auftritt von Roger Waters in Berlin! Auf NDR Kultur war am 9. Mai eine ausführliche »Konzertkritik« des Tourauftakts in Hamburg am 7. Mai zu hören. Es war allerdings keine Konzertkritik im eigentlichen Sinne, sondern eine Abrechnung; die Abrechnung eines gebührenfinanzierten Rundfunksenders mit einem unbotmäßigen, unbestechlichen Künstler, der nicht bereit ist, sich dem Gesinnungsterror der herrschenden Eliten zu unterwerfen. Folgerichtig bleibt einem rat- und hilflosen NDR nichts anderes übrig, als schwerstes propagandistisches Geschütz aufzufahren: Roger Waters sei Antisemit und betreibe Propaganda für Russland. So versucht der norddeutsche Propagandafunk von den moralischen Geländeverlusten abzulenken, mit denen Roger Waters den selbsternannten »Wertewesten« seit Jahren unerschrocken konfrontiert. »Resist the idea, that some pigs are more equal than others. We need to act collectively to stop the pigs destroying this fragile and beautiful planet upon which we live.« (in Deutsch: Glaubt ja nicht, dass ein paar Schweine gleicher sind als die anderen. Wir müssen die Schweine gemeinsam daran hindern, diesen zerbrechlichen und schönen Planeten, auf dem wir leben, zu zerstören.) Es sind diese Wahrheiten (so formuliert am Ende eines von vier Konzerten in Amsterdam im Juni 2018 – im Rahmen der Welttournee »Us and Them«, von 2017 bis 2018), die Waters für die herrschenden Eliten so unbequem machen. (…)

Hermann Taubenberger, Dannenberg (Elbe)

»Blüte der Zivilisation«

Zu jW vom 24.5.: »Ins Ungewisse«

Auch bei den großen Radrundfahrten geht es längst nicht mehr um Sport, sondern nur noch um Kommerz. Dem werden bedenkenlos Gesundheit und Leben von Sportlern geopfert, koste es, was es wolle. Sport als fairer Wettstreit, bei dem der Beste siegen möge – das ist längst Vergangenheit bei den Schlachten, die die Unterhaltungsbranche dort schlagen lässt. Kein Fußballspiel, keine Radrundfahrt mehr ohne Opfer – fremdes Leid verkauft sich gut. Im alten Rom ließ man die Gladiatoren genüsslich los, damit sie sich gegenseitig abschlachten – Nervenkitzel einer niedergehenden Welt. »Zustände wie im alten Rom« – so beschreibt man den nahenden Untergang dessen, was sich einst aufmachte, zur Blüte der menschlichen Zivilisation werden zu wollen.

Joachim Seider, Berlin

»Kosten gescheut«

Zu jW vom 24.5.: »Heizungsgesetz blockiert«

Ein Programm zur weiteren Verarmung der Unterschicht wäre es, den Vermietern weiterhin den Einbau von Gasheizungen zu gestatten. Denn das ist für den Vermieter sehr günstig, die Kosten für die zukünftig steigenden Gaspreise trägt aber der Mieter. Sie werden schon allein deshalb steigen, weil der Unterhalt des Gasverteilernetzes durch immer weniger Gaskunden finanziert werden muss, je mehr von ihnen aussteigen. Das ergibt am Ende einen sich selbst beschleunigenden Effekt – dass langfristig nicht mehr mit Gas geheizt werden kann, ist ja aus Klimagründen klar, irgendwer wird also der letzte sein. Den Unterhalt für die letzten ungefähr zehn bis 15 Jahre des Endkunden-Gasnetzes allein die Ärmsten zahlen zu lassen, deren Vermieter Kosten gescheut und wieder einmal eine nicht zukunftsfähige, aber billige Gasheizung eingebaut haben, wäre wirklich asozial.

Hagen Radtke, Rostock

Westlicher Humanismus

Zu jW vom 22.5.: »Immer Ärger mit Selenskij«

Es ist kennzeichnend für die prinzipienlose, nicht werte-, sondern von US-Interessen geleitete Politik der G7, dass sie in den Beziehungen der Volksrepublik China zu Taiwan (offiziell weiterhin »Republic of China«) Beijing zu einem Gewaltverzicht bei der Reintegration der Inseln, die derzeit von der Regierung in Taibei (Taipeh, jW) kontrolliert werden, in den chinesischen Staat auffordern, was einem kollektiven Protektorat nahekommt – in den Beziehungen des Kiewer Regimes zu den Donbass-Republiken bzw. der zu Russland zurückgekehrten Halbinsel Krim war davon aber nie die Rede. Der Gipfel des westlichen »Humanismus« war da schon die nationalistische Vorgabe »Koffer–Bahnhof–Russland« (»tschemodan–woksal–Rossija«, mit anderen Worten: Wem es in der Ukraine unter der Herrschaft der Nationalisten nicht passt, soll verschwinden und alles zurücklassen). So hat sich z. B. auch mal Gregor Gysi geäußert. Den Separatisten der DPP auf Taiwan hat das jedoch noch niemand geraten.

Der feine Unterschied: Die »prorussischen« politischen Kräfte hatten 2010 und 2012 demokratische Wahlen gewonnen. Und wurden in einem Putsch vom Staatsruder entfernt. Erst dadurch entwickelte sich der Separatismus im Osten und Süden der Ukraine und konnte nur mit Massakern (am 2. Mai 2014 in Odessa, sieben Tage später in Mariupol) gewaltsam unterdrückt werden. Vergleicht man diese Abläufe mit west- und mitteleuropäischen Separationen (der Abspaltung Belgiens von den Niederlanden, Norwegens von Schweden, auch der Slowakei von Tschechien) wird deutlich, warum es da so relativ friedlich, dagegen in der Balkanregion bzw. Osteuropa so brutal zuging, wenn sich zwei oder mehrere ethnisch-religiöse Gruppen »scheiden lassen« bzw. aus einem gemeinsamen Staat verabschieden wollen: durch die massive Unterstützung der militantesten, gewalttätigsten Paramilitärs durch den »werteorientierten« Westen! Den Verbrechern etwa von UCK und »Asow« bzw. Kiew gegenüber hat der Westen nie so auf dem Gewaltverzicht bestanden wie nun Beijing gegenüber. Zweierlei Maß, wie es gerade passt.

Volker Wirth, Berlin

Auch bei den großen Radrundfahrten geht es längst nicht mehr um Sport, sondern nur noch um Kommerz. Dem werden bedenkenlos Gesundheit und Leben von Sportlern geopfert, koste es, was es wolle.

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