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Aus: Ausgabe vom 27.05.2023, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Luftfahrt

Lufthansa steigt bei ITA ein

Deutsche Airline kauft Minderheitsanteil an der Alitalia-Nachfolgerin. Eine Komplettübernahme der staatlichen Fluggesellschaft könnte rasch folgen
Von Gerhard Feldbauer
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Zunächst übernimmt Lufthansa für 325 Millionen Euro 41 Prozent

Nach monatelangem Feilschen mit der italienischen Regierung hat die Lufthansa den Einstieg bei der staatlichen Fluggesellschaft ITA Airways geschafft. Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti und der Vorstandsvorsitzende der deutschen Airline, Carsten Spohr, verkündeten den Deal am Donnerstag nachmittag nach einem Treffen in Rom.

Zunächst übernimmt der MDax-Konzern für 325 Millionen Euro eine Minderheit von 41 Prozent. Ab 2025 könnte Lufthansa zu bestimmten Bedingungen weitere 49 Prozent der Anteile erwerben. Entgegen der ursprünglichen Absicht der Lufthansa, die italienische staatliche Beteiligung auszuschalten, hat Rom sich damit – zumindest vorerst – den Platz des Kopiloten gesichert.

Als neuer ITA-Chef ist Jörg Eber­hart, derzeit CEO der Regionaltochter Air Dolomiti und »Head of Strategy and Organizational Development« der Lufthansa Group, im Gespräch. Sicher ist, dass die Lufthansa die operative Führung von ITA übernehmen und den CEO sowie weitere insgesamt fünf Verwaltungsratsmitglieder stellen wird. Die Vereinbarung sieht zudem verschiedene Optionen vor, durch die der deutsche Konzern seine Anteile weiter aufstocken oder die Airline komplett übernehmen könnte. Mit dem Deal steigt Italien zum drittgrößten europäischen Markt für die Lufthansa auf. Die Airline will mit ITA Billigfliegern wie Ryanair und Easyjet Paroli bieten, um weitere Marktanteile zu erobern.

Der italienische Staat hatte 2017 die Alitalia übernommen, weil Brüssel eine »Umstrukturierung« des Konzerns forderte. Unter dem damaligen Regierungschef Mario Draghi, früherer EZB-Präsident, wurde im Oktober 2021 die Alitalia zerschlagen und daraus die geschrumpfte ITA Airways gebildet, die mit nur noch der Hälfte der Maschinen von Anfang an nicht konkurrenzfähig war. Von den 12.000 Alitalia-Beschäftigten wurden rund 8.000 auf die Straße gesetzt. Fast 4.000 von ihnen warten heute noch immer auf die ihnen damals zugesagte Übernahme. Im Wahlkampf versprach die heutige Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zwar, dass sie ITA nicht verkaufen werde. Das ist jetzt, wie die meisten ihrer Wahlversprechen, Schnee von gestern.

Der nun geschlossene Deal muss noch die wettbewerbsrechtlichen Prüfungen auf EU-Ebene bestehen. Da Brüssel selbst zum Verkauf von ITA gedrängt hat, wird von der EU-Kommission schnell grünes Licht erwartet. Zumal diese in der Vergangenheit bereits die Übernahmen durch Lufthansa von Eurowings, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss befürwortet hatte. Die portugiesische TAP sowie die skandinavische SAS könnten in naher Zukunft übrigens auch noch vom Kölner Konzern übernommen werden.

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