3 Monate jW-digital für 18 Euro
Gegründet 1947 Donnerstag, 1. Juni 2023, Nr. 125
Die junge Welt wird von 2709 GenossInnen herausgegeben
3 Monate jW-digital für 18 Euro 3 Monate jW-digital für 18 Euro
3 Monate jW-digital für 18 Euro
Aus: Ausgabe vom 25.05.2023, Seite 2 / Kapital & Arbeit
Micron

Zoff um Halbleiter

US-Speicherchips von chinesischem Markt verbannt, Washington schäumt
Von Susanne Knütter
RTRMADP_3_CHINA-ECONOMY.JPG
Chipfabrik in Suqian in der chinesischen Provinz Jiangsu

Wie du mir, so ich dir. So könnte man den Streit um die Nutzung von Speicherchips des US-Konzerns Micron in chinesischen IT-Systemen zusammenfassen. Am Sonntag hatten Chinas Aufsichtsbehörden den US-Chiphersteller als Sicherheitsrisiko eingestuft und in der Folge vom chinesischen Markt verbannt. Nun kritisierte das Weiße Haus, dieser Vorwurf basiere nicht auf Fakten, wie Reuters am Mittwoch meldete. Das Außenministerium in Beijing wies im Gegenzug darauf hin, dass die US-Regierung zahlreiche chinesische Firmen auf schwarze Listen gesetzt und mit Sanktionen belegt habe. Eine solche »wirtschaftliche Nötigung« sei inakzeptabel.

Der Vorsitzende des China-Ausschusses im US-Repräsentantenhaus forderte, den chinesischen Speicherchip-Anbieter CXMT auf die Sanktionsliste zu setzen. Außerdem müsse verhindert werden, dass Firmen aus Drittstaaten die wegfallenden Micron-Lieferungen ersetzten, sagte Mike Gallagher. Die USA müssten »der Volksrepublik China klarmachen, dass sie wirtschaftliche Nötigung gegen ihre Unternehmen oder ihre Verbündeten nicht dulden werden«.

CXMT ist der führende chinesische Speicherchiphersteller. Allerdings hinken die Produkte denen westlicher Anbieter wie Micron, Samsung oder SK Hynix (beide Südkorea) noch hinterher. Samsung und SK Hynix betreiben Werke in der Volksrepublik und könnten in Zukunft deutlich mehr Aufträge im Reich der Mitte bekommen. Genau das hatten die USA in Verhandlungen mit Südkorea zu verhindern versucht.

Existenzbedrohliche Verluste bedeuten die chinesischen Sanktionen für Micron nicht. Dem US-Konzern zufolge werden sie den Umsatz im niedrigen bis hohen einstelligen Prozentbereich schmälern. Im vergangenen Jahr erzielte Micron Erlöse von knapp 31 Milliarden Dollar. Der Konzern macht sein Hauptgeschäft in China mit Firmen, die dort Smartphones und Unterhaltungselektronik montieren lassen.

Im übrigen soll die chinesische Regierung bereits seit 2020 ihre Bestellungen von Micron-Speicherchips stark heruntergefahren haben, wie Reuters unter Berufung auf staatliche Unterlagen berichtete, und seitdem verstärkt bei heimischen oder eben südkoreanischen Firmen ordern. Dementsprechend wird der Bann des US-Unternehmens auch der Volksrepublik kaum schaden.

Onlineaktionsabo

Das Onlineaktionsabo der Tageszeitung junge Welt bietet alle Vorteile der gedruckten Ausgabe zum unschlagbaren Preis von 18 Euro für drei Monate. Das Abo endet automatisch, muss also nicht abbestellt werden. Jetzt Abo abschließen und gleich loslesen!

Ähnliche:

  • Mit US-amerikanischer Hilfe wurden im südkoreanischen Kwangju 19...
    11.11.2022

    Zerstörerische Weltpolitik

    Vorabdruck.Schlaglichter der imperialistischen Praxis der USA in den Zeiten des Kalten Krieges
  • Ein Fernsehbildschirm im Bahnhof von Seoul zeigt die ballistisch...
    08.10.2022

    Müdes Säbelrasseln

    Japan: Gelassene Reaktionen auf nordkoreanische Raketentests
  • Reduktion der Abhängigkeit von traditionellen Handelsrouten und ...
    16.06.2022

    Kapitale Durchdringung

    »Lock-In« statt »Grand Strategy«. Chinas regionale Strategien in der Regulierung der transnationalen Ökonomie in Asien

Mehr aus: Kapital & Arbeit

Startseite Probeabo