»Land der Rassisten«
Von Jens Walter
Nachdem der brasilianische Fußballnationalspieler Vinicius Júnior erneut Opfer rassistischer Anfeindungen geworden ist, hat sein Klub Real Madrid nun Anzeige erstattet. Die Anzeige sei bei der für Hassverbrechen und Diskriminierung zuständigen Staatsanwaltschaft in Madrid erstattet worden, teilte der spanische Rekordmeister am Montag mit.
Der 22jährige war im Spiel beim FC Valencia (0:1) am Sonntag laut Spielbericht von mindestens einem Zuschauer rassistisch beleidigt worden. Vinicius warf auf Twitter der spanischen Profiliga nach dem Vorfall vor, Rassismus als »normal« zu betrachten. Der Ligapräsident Javier Tebas wies diesen Vorwurf zurück. Diese Saison habe man bereits neun rassistische Vorfälle bei der Justiz angezeigt, acht davon allein gegen Vinicius.
Real Madrid wiederum verurteilt den Rassismusvorfall »auf das schärfste«. »Diese Vorfälle stellen einen direkten Angriff auf das Modell des Zusammenlebens in unserem sozialen und demokratischen Rechtsstaat dar«, heißt es in der Mitteilung des Klubs.
Dem von Medien veröffentlichten Spielbericht zufolge war Vinicius in der 73. Minute in Valencia von einem Fan beleidigt worden. Daraufhin sei das dreistufige Rassismusprotokoll eingeleitet worden, das in letzter Instanz zum Spielabbruch hätte führen können.
Auch die brasilianische Regierung wies die wiederholten rassistischen Angriffe gegen Vinicius in einer Mitteilung am Montag vehement zurück und bedauerte zutiefst, dass bisher keine wirksamen Maßnahmen ergriffen worden seien, um die Wiederholung dieser rassistischen Handlungen zu vermeiden. Sie rief den Weltverband FIFA, die spanische Liga und den spanischen Verband zum Ergreifen solcher Maßnahmen auf.
In den vergangenen Monaten war es immer wieder zu rassistischen Beleidigungen gegen Vinicius gekommen. Der Spieler schrieb in seinem ersten Tweet, in Brasilien gelte Spanien deshalb als »Land der Rassisten«. Tebas warf ihm daraufhin vor, die Liga zu verleumden. Welche Bestrafungen er fordert, sagte Vinicius nicht. Tatsächlich werden rassistische Vorfälle im spanischen Fußball verfolgt und geahndet. Der FC Valencia kündigte am Sonntag abend an, man werde den oder die Täter von allen Heimspielen ausschließen. Ähnlich hatten in der Vergangenheit andere Clubs der Primera División reagiert.
FIFA-Präsident Gianni Infantino erklärte sich ebenfalls mit Vinicius solidarisch und forderte ein hartes juristisches Vorgehen. »Wir müssen Strafanzeige gegen Rassisten erstatten – denn Rassismus ist ein Verbrechen! Und Rassisten müssen strafrechtlich verurteilt werden«, schrieb er bei Instagram. Darüber hinaus wolle er ein »weltweites Stadionverbot für Rassisten« einführen. Zugleich sprach er sich für eine gezielte Aufklärung an Schulen aus, um Rassismus an der Wurzel zu bekämpfen.
Unterdessen hat die spanische Polizei am Dienstag in Madrid vier junge Leute festgenommen, die vor einigen Monaten eine braune, aufblasbare Puppe mit einem Trikot von Vinicius an einer Brücke in Madrid aufgehängt haben sollen. Bei den Festgenommenen soll es sich um Fans des Rivalen Atlético Madrid handeln. Die Puppe war kurz vor einem Stadtderby Ende Januar entdeckt worden. Am Geländer der Brücke war damals zudem ein großes Banner mit der Aufschrift »Madrid hasst Real« angebracht gewesen. Den Festgenommenen werde ein Hassverbrechen zur Last gelegt, teilte die Polizei weiter mit.
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