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Aus: Ausgabe vom 22.05.2023, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Bangen um die Kinder

Zu jW vom 15.5.: »Tödliche Geschenke«

Unserer Regierung ist es egal, was ihre Wähler sagen (wie Annalena Baerbock erklärte). Andersdenkende haben es immer schwerer. Entspannungspolitiker werden niedergemacht. Einseitige Momentaufnahmen der »Öffentlichen« über den Ukraine-Krieg widerspiegeln nicht die Realität von Ursache und Wirkung. Was brachten all die Kriege der USA und NATO nach 1945 den Menschen in Vietnam, Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Syrien …? Freiheit, »westliche Werte«? Was immer Politiker und Profiteure der Kriegführenden darunter verstehen? Die Ziele der UN-Charta vom 26. Juni 1945 werden demontiert und ersetzt durch »Wertegemeinschaft« – wessen Werte? Mein Vater kam mit den letzten Verwundetentransporten aus dem Stalingrader Kessel, von meinem Schwiegervater sind zwei Brüder bei Kiew und auf der Krim beerdigt. Mein Sohn Jörg hatte sich als Zeitsoldat für die Friedenssicherung zur NVA verpflichtet. Im Mai 1990 haben wir im ­Wehrkreiskommando Perleberg seine Verpflichtung zurückgezogen. Der Sohn sollte nicht als NATO-Soldat in den Krieg gegen andere Völker ziehen. Der zuständige Oberstleutnant meinte: Die NVA und die Bundeswehr bleiben bestehen, und es gibt keine Osterweiterung. Dazu Genscher: »Es gibt keinen Grund dafür.« Von der Realität schnell überholt. Fritz Reuter begrüßte die Reichsgründung 1870/71, schrieb aber auch in einem Brief: »Schade, dass die Jugend das Blut gibt und die Eltern das Eisen bezahlen.« Welch Parallele im Gleichnis! Meine Frage an alle Mütter: Welche Kriegsziele der NATO-, EU- und US-Kriegstreiber unterstützen wir durch Preistreiberei, Wirtschaftskrieg, Waffenlieferungen und den Einsatz des Lebens unserer Kinder? Ich habe Freundinnen in der Ukraine, Russland und Lettland, sie sind Mütter und bangen um ihre Kinder, warum? Für Kriegstreiberziele!

Rita Schwarzenberg, Ludwigslust

Klare Worte

Zu jW vom 11.5.: »Härte vor Humanität«

Die Geister, die ich rief, könnten wir denken. Der Fluch der bösen Taten passt vielleicht schon eher. Warum findet ein Gysi heute nicht mehr die klaren Worte wie vor Jahren: »Wir leben auf Kosten der »dritten Welt« und wundern uns, wenn das Elend anklopft.« Wir wollen weiter auf anderer und der Ärmsten Kosten leben. Ganz nach verlogenem, geheucheltem Menschenrecht wollen wir Menschen nicht als Menschen, sondern als Ausbeutungsobjekte, wo sie uns als Fachkräfte oder billigste Malocher fehlen und dienlich sind. Die anderen, die zu uns ganz menschlich, notgedrungen, von Existenzangst getrieben, nicht Wirtschaftsflüchtlinge mit DDR-Pass wie einst, vor Krieg, Bomben, Zerstörung, Elend, Not, Armut, Umweltzerstörung fliehen, ein besseres Leben erreichen wollen, die behandeln wir wie Dreck und Müll, der zu entsorgen ist. Ist das das Menschenrechtsverständnis, was uns seit mehr als drei Jahrzehnten im Osten eingehämmert wird? Sagt es! An jeder Straßenecke, jedem Stammtisch ist der dumme Satz davon zu hören, dass die ja alle reingeholt würden. Menschen, auch Schwarze, sind Menschen. Für viele scheinbar nicht. Wie, von wem, woher kommt das in die Köpfe?

»Es besteht kein Zweifel, dass nur äußerstes Elend die Menschen veranlasst, die Heimat zu verlassen, und dass die Kapitalisten die eingewanderten Arbeiter in gewissenlosester Weise ausbeuten« (Lenin). Das saudumme Genöle fremdenfeindlicher Landsleute könne er nicht mehr hören, meinte vor Jahren der Kabarettist Venske. Warum wollen oder können Millionen im Lande nicht sehen, begreifen, wer und wo das Problem ihrer »Flüchtlingsflut« wirklich liegt. Warum sehen sie nicht, aus welchen Ländern vor allem Menschen zur Flucht getrieben werden? Warum sehen sie nicht, wer wo mit seinen Kriegen und Ausplünderungen für das sorgt, was hier und heute beklagt wird? Wo ist der Menschenrechtsverstand der Deutschen? Wo ist je Verstand gewesen, als vor Jahren der Globalisierungsjubel nicht enden wollte? (…)

Roland Winkler, Aue

Almosen

Zu jW vom 17.5.: »Weiterhin ein Fünftel arm«

Diese Armut ist systemimmanent. Es braucht keine Erhöhung von Bürgergeld und Co. Es braucht einen Umbau, bei dem Menschen von sinnvoller Arbeit leben können. Zu tun gibt es ja genug. Dieses ewige Hochpreisen von Almosen ist sehr zweischneidig. Miete etc. werden in der Regel vom Amt übernommen. Wer sich durchsetzen kann, lebt sehr bequem und braucht keine Angst vor steigenden Nebenkosten zu haben. Die Callcenterangestellte mit Kind oder der kleine Handwerker von nebenan sind diejenigen, die von den 1.250 netto 800 Euro Miete berappen dürfen. Für die ist eine Woche Urlaub ein Traum. Für die ist sogar einmal pro Woche richtig einkaufen gehen etwas Besonderes, weil sie ganz genau schauen müssen, was auf den Tisch kommt.

Hedda Wendt, Schöneiche bei Berlin

Bescheidenheit

Zu jW vom 15.5.: »Nicht von dieser Welt«

»(…) dass die materiellen Güter, mögen sie auch noch so nötig sein, nicht vollkommen das Herz des Menschen erfüllen (…)« – Bischof Romero spricht aus, was auch die indigenen Völker als Lebensbasis ansehen: Materieller Reichtum ist verdammenswert, ausreichende Versorgung mit materiellen Gütern dagegen etwas anderes – nur eben nicht alles (»nicht vollkommen«)! Der Befreiungstheologie in all ihren Facetten wird der Artikel nicht gerecht, denn Armut im Sinne von Bescheidenheit ist vielleicht nicht gottgefällig, aber der südamerikanischen »Pachamama«, der sowjetischen »Mutter Heimat« und auch dem deutschen Wald gefallen Bescheidenheit und Rücksichtnahme – ganz im Gegensatz zum kapitalistischen Wachstumszwang mit seinen katas­trophalen Folgen für Körper, Psyche und Umwelt.

Marian Rose, per E-Mail

Die anderen, die notgedrungen, von Existenzangst getrieben, (…) vor Krieg, Bomben, Zerstörung, Elend, Not, Armut, Umweltzerstörung fliehen, ein besseres Leben erreichen wollen, die behandeln wir wie Dreck und Müll, der zu entsorgen ist.

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