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Aus: Ausgabe vom 04.05.2023, Seite 8 / Ansichten

Zerrspiegel des Tages: »Reporter ohne Grenzen«

Von Nick Brauns
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»Ja zur Pressefreiheit« - Aufkleber von »Reporter ohne Grenzen« zur US-Präsidentschaftswahl (Berlin, 7.10.2020)

Alljährlich zum Tag der Pressefreiheit am 3. Mai veröffentlichen die »Reporter ohne Grenzen« (ROG) ihre 180 Plätze umfassende Rangliste der Pressefreiheit. Zwar schneidet Deutschland aufgrund zunehmender Übergriffe auf Journalisten – vorwiegend von rechts – mit Platz 21 um fünf Stellen schlechter ab als im Vorjahr. Dass aber die Bundesregierung offen eingesteht, junge Welt mit dem Inlandsgeheimdienst zu bekämpfen, um der Tageszeitung »den weiteren Nährboden entziehen zu können«, spielt für ROG keine Rolle.

Die NGO mit Hauptsitz in Paris gibt sich objektiv, doch ihr Ranking spiegelt primär geostrategische Interessen des Westens und seiner Konzernmedien wider. »Wenig überraschend« verschlechterte sich Russland um neun Plätze auf 164. Denn dort seien seit Kriegsbeginn »fast sämtliche unabhängigen Medien verboten, blockiert und als sogenannte ausländische Agenten eingestuft« worden. Das ist in der Ukraine zwar nicht anders. Doch wurde das Land gleich um 27 Plätze auf Rang 79 gehoben. »Das liegt vor allem an der wirtschaftlichen Stabilisierung der meisten Medien« – infolge ihrer Gleichschaltung mit dem Kriegspropagandaapparat der Selenskij-Regierung, vergaßen die ROG hinzuzufügen.

Während China auf Platz 179 landete, da Staats- und Parteichef Xi Jinping seinen »Feldzug gegen den Journalismus« fortsetze, konnte sich das von den Taliban beherrschte Afghanistan um vier Stellen auf Platz 152 verbessern. Die Türkei, wo zuletzt wieder kurdische Journalisten eingesperrt wurden, rangiert auf 165 – sechs Plätze vor Kuba. Auf der sozialistischen Insel sitzen zwar keine Journalisten im Knast, doch ausländische Medienkonzerne und CIA-Propagandaschleudern können nicht so frei schalten, wie es dem Wertewesten beliebt. »Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein«, wusste zwar schon Karl Marx. Dieses Kriterium allerdings kommt bei ROG nicht vor.

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  • Leserbrief von Hans-Joachim Wolfram aus Sondershausen (4. Mai 2023 um 15:56 Uhr)
    Im Deutschlandfunk hat der deutsche Vertreter ein Interview gegeben und auf typische manipulative Art das Herabstufen der BRD mit Hilfe statistischer Einflüsse erklärt. Dabei zeigte doch bereits sein Interview, wie es um die wahre Pressefreiheit in diesem Land bestellt ist. Der bundesdeutsche Journalist ist ein Mietmaul. Daher herrscht für ihn Pressefreiheit allerorten, denn er hat ja die Freiheit, das zu sagen, was man von ihm hören will! Ich finde, das ist doch schon ein Prädikat für einen funktionierenden Ultratrechtsstaat. Man kann solche Organisationen nicht mehr ernst nehmen. Preisverleihungen werden auch nur noch nach politischen Erwägungen vorgenommen. Morgen nimmt ja Selenskyj den Karlspreis entgegen, kein Literaturpreis, der nicht an verselnde oder schriftstellernde Ukrainerinnen und Ukrainer geht. Ukrainische Kultur ist besonders hoch im Kurs. Ja, die Medien sind voll von einem Totenkult – denn bald dürfte es keine ukrainischen Bürger mehr geben, weil sie als Kanonenfutter verheizt wurden. Das ist aber kein Grund zum Aufatmen. Denn dann werden die Polen verfeuert, bis alles in Scherben fällt und heute gehört Biden Westeuropa und morgen die ganze Welt.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Josie M. aus 38448 Wolfsburg (4. Mai 2023 um 11:38 Uhr)
    Dank an Nick Brauns für seinen Hinweis darauf, wessen Interessen die von unseren »Leitmedien« so gern zitierte NGO, »Reporter ohne Grenzen« (ROG), vertritt. Bekanntlich wurde sie seinerzeit von Robert Menárd als »Reporters sans Frontieres« (RSF) gegründet und von den maßgeblichen Organisationen der US-Strategen wie »USAID« und »NED« finanziert. Einer ihrer vehementesten Vertreter war der fanatische Kuba-Gegner wohl nicht zufällig Otto Reich, der auch die Verabschiedung des »Helms-Burton-Law« durchsetzte, wonach Kuba mit der bis heute andauernden Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade belegt und vom internationalen Handel ausgegrenzt wurde und wird. – Der kanadische Journalist Jean-Guy Allard veröffentlichte bspw. am 9. Mai 2005 in der englischen Ausgabe der »Granma Internacional« die Ergebnisse seiner Recherchen, deren deutsche Übersetzung unter http://www.miami5.de/informationen/kubaner-050509.html wiederzufinden sind. Die Überschrift lautet: »Menard gibt jetzt zu, was er früher bestritt – RSF angeheuert von Otto Reich – kassiert Schecks aus Washington«.

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