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Aus: Ausgabe vom 08.05.2023, Seite 5 / Inland
Naturschutz

Unterwegs mit Wünschelrute

Brandenburg: Neuer Grundwasserleiter in Grünheide. Ökoverbände befürchten »Wasserklau« durch Tesla
Von Oliver Rast
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Gefährdetes Naturschutzgebiet: Löcknitztal bei Fangschleuse im Landkreis Oder-Spree

Da waren sie wohl mit einer Wünschelrute unterwegs: Fachkräfte vom Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR) entdeckten jüngst eine neue Wasserader im Landkreis Oder-Spree zwischen den Grünheider Ortsteilen Hangelsberg und Kienbaum. Ein zweiter flächendeckender Grundwasserleiter, »20 bis 50 Meter mächtig«, wie Birgit Futterer vom LBGR dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) am vergangenen Donnerstag freudig mitteilte. Und: Er habe für die Trinkwasseraufbereitung geeignete Grundwasserqualität. Übrigens in dem Landstrich, wo der US-Elektroautobauer Tesla seit März vergangenen Jahres seine »Gigafactory« betreibt – und Unmengen des kühlen Nass für seine Produktion verbraucht.

Nur, mehr als der Abschluss der Vorerkundung ist das nicht; gewissermaßen ein erster Schritt zu einer wasserrechtlichen Erlaubnis zum Grundwasserpumpen für den regionalen Versorger Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE). Erst nach einem sogenannten Leistungspumpversuch könne man wissen, wie viel Wasser ohne Nachteile für den Gebietswasserhaushalt oder die Naturräume gewonnen werden kann, zitierte der RBB eine Sprecherin des Landesamtes für Umwelt. Die Kosten dafür müsste der WSE als Antragsteller übernehmen. Das Land habe für die Vorerkundung mehr als 400.000 Euro aufgebracht.

Auch wenn eine weitere Wasserförderung in der Region erst in fünf bis zehn Jahren zu erwarten ist, mahnen regionale Ökoverbände und Bürgerinitiativen bereits seit längerem vor dem »Wasserklau« durch Tesla, dessen Fabrik in Grünheide teilweise in einem Trinkwasserschutzgebiet liegt. Dabei monieren sie ferner die bereitwilligen Zusagen von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gegenüber Tesla-Boss Elon Musk, bis zum Sommer dieses Jahres beim Wasser- und Energiezugang für eine Fabrikerweiterung »Lösungen zu finden«. Bereits jetzt sei Tesla einer der größten Emittenten von klimaschädlichem Kohlendioxid im Bundesland, hatten der Nabu Brandenburg, die Grüne Liga und der Verein für Natur und Landschaft kürzlich in einer gemeinsamen Mitteilung kritisiert. »Zudem wurden während der Ansiedlung mehrere hundert Hektar Wald gerodet und bedeutende Populationen an Schlingnattern und Zauneidechsen fast vollständig vernichtet.« Das ist aber längst nicht alles. Unklar sei ebenso, wie das durch den Wassermehrverbrauch entstehende Abwasser entsorgt werden soll. Über allem stehe jedoch die Versorgungssicherheit der Bevölkerung »mit dem wichtigen Lebensmittel Wasser«, so das Verbändetrio weiter.

Kritische Beobachter fürchten insgesamt eine ungesteuerte »Industrialisierung Brandenburgs«, insbesondere in waldreichen Regionen, sagte der Landesvorsitzende der Umweltpartei ÖDP, Thomas Löb, am Sonntag zu jW. »Eine Wasserförderung darf auf keinen Fall das Naturschutzgebiet Löcknitztal zusätzlich gefährden oder die ausgedehnten Waldflächen.« Denn rund um Hangelsberg seien bereits zahlreiche Bäume gefällt worden. Nicht wegen des »Rodungswahns« der Landesregierung, sondern weil sie »trockengefallen sind«, weiß Löb. Der Grund: Bei sinkendem Grundwasserspiegel und Dürre erreichen die Baumwurzeln kein Wasser mehr – die Folge ist Baumsterben. Nicht nur deshalb, so Löb: »Wasserentnahmen müssen begrenzt werden, der Bedarf von Investoren muss sich den Schutzinteressen von Mensch und Umwelt unterordnen«. Und nicht umgekehrt.

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