Kraftvolle Gegenstimme
Von Jürgen Heiser
In vielen Ländern ist der 1. Mai auch ein Kampftag für die Befreiung von politischen Gefangenen wie dem seit mehr als 41 Jahren inhaftierten US-Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal. Auch dieses Jahr begannen die Solidaritätsaktionen für ihn schon zu seinem Geburtstag am 24. April. Kundgebungen gab es in London, Paris, Berlin und Ciudad Juárez (Mexiko) und in den USA von Houston über San Diego, Sacramento, Los Angeles und New York City bis Philadelphia, seiner Heimatstadt.
Zum 1. Mai rief in der US-Zeitung Workers World das Prisoners Solidarity Committee dazu auf, an vorderster Front »die sofortige Freilassung von Mumia zu fordern«, denn »sein Freiheitskampf beziehe alle anderen Gefangenen mit ein«. Basisgewerkschaften müssten die Forderungen der Gefangenen zu ihren eigenen machen, denn derzeit sei in den USA ein Prozent der Werktätigen »bei beschissenem Essen und vergiftetem Wasser in Gefängniszellen eingesperrt und den schlimmsten Demütigungen und Gewalt ausgesetzt«. Die Arbeiterklasse habe einen »enormen Einfluss«, wenn sie ihre Macht in organisierter Form ausübe. Dass Abu-Jamal noch lebe, sei »allein schon ein Beweis für den Druck, den die Massen ausüben können, wenn sie gemeinsam handeln«.
Das war auch der Tenor der Abschlusskundgebung einer Demonstration, die am 23. April, dem Tag vor Abu-Jamals diesmal 69. Geburtstag, in Philadelphia stattfand. In den Redebeiträgen wurde gegen die jüngste gerichtliche Ablehnung eines neuen Prozesses für Abu-Jamal protestiert. Sie waren jedoch auch optimistisch, dass der Kampf für die Freiheit Abu-Jamals und aller politischen Gefangenen siegreich fortzuführen sei.
Clarence Thomas, Veteran der Internationalen Hafenarbeitergewerkschaft (ILWU) aus Oakland, erinnerte daran, wie die ILWU am 24. April 1999 aus Protest gegen die damals geplante Hinrichtung Abu-Jamals alle Häfen an der US-Westküste blockiert hatte. Mumia sei als Journalist selbst organisierter Gewerkschafter, »der stets die Gewerkschaftskämpfe unterstützt« habe.
Unter großem Beifall prangerte Omali Yeshitela, Vorsitzender der African People’s Socialist Party (APSP), den Rassismus und Imperialismus der USA an und erklärte, der Kapitalismus sei »ein sterbendes System in einer furchtbaren Krise«. Als er das US-Justizsystem ein »Unrechtssystem« nannte, sprach Yeshitela aus eigener Erfahrung. Er und andere APSP-Mitglieder waren am 18. April wegen »Verschwörung zum Säen von Zwietracht und Verbreitung russischer Propaganda« angeklagt worden. Laut dem US-Newsblog Struggle for Socialism hatten sie »Gegenöffentlichkeit hergestellt zur Regierungspropaganda über den Stellvertreterkrieg der USA und der NATO in der Ukraine«.
Auch Abu-Jamal hat früher als Redakteur des The Black Panther und Radiojournalist nichts anderes getan, als Kritik an Rassismus und Polizeigewalt zu äußern. Auf der Kundgebung in Philadelphia wurde dazu aufgerufen, nicht zu ruhen, bis der »revolutionäre Denker und Autor« frei sei. Mumia und seine »kraftvolle Stimme« würden gebraucht, »um den weltweiten Kämpfen weiter Auftrieb zu geben«.
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