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Aus: Ausgabe vom 19.04.2023, Seite 16 / Sport
Tennis

Die Jungspunde kommen

Das ATP-Masters-1.000-Turnier in Monte Carlo hat gezeigt: Im Herrentennis steht ein Generationswechsel an
Von Gabriel Kuhn
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Geschafft: Andrei Rubljow siegt am Sonntag in Monte Carlo

In Monte Carlo fand vorige Woche ein ATP-Masters-1.000er-Turnier statt. Es gibt jährlich neun dieser Turniere. Sie sind die größten nach den vier Grand Slams in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York. Doch machte das erste große Sandplatzturnier der Saison deutlich, dass dem Herrentennis ein Generationswechsel bevorsteht, wenn er nicht schon stattgefunden hat.

Die Ära der »großen Drei« – der Schweizer Roger Federer (41), der Spanier Rafael Nadal (36) und der Serbe Novak Djokovic (35) – dürfte an ihr Ende gekommen sein. Federer beendete seine Karriere im September 2022 offiziell, sein letztes Turnier war Wimbledon 2021. Nadal schlägt sich mit gesundheitlichen Problemen herum, hat seit seiner Zweitrundenniederlage bei den Australian Open nicht mehr gespielt und ist in der Weltrangliste auf Platz 14 zurückgefallen. Nun musste der Mallorquiner auch seine Rückkehr zu seinem Heimatturnier absagen, dem 500er-Turnier in Barcelona. Novak Djokovic ist zwar wieder die Nummer eins, hatte die Position jedoch ein halbes Jahr lang an den 19jährigen Spanier Carlos Alcaraz abgeben müssen, der jüngsten Nummer eins der Geschichte.

Alcaraz ist nicht der einzige Jungspund, der Djokovic das Leben schwer macht. In Monte Carlo verlor Djokovic im Achtelfinale gegen den 21jährigen Italiener Lorenzo Musetti. Der eine oder andere Grand-Slam-Titel mag sich für Djokovic noch ausgehen, womit er die alleinige Führung in der ewigen Bestenliste vor Nadal (22 Titel) und Federer (20) übernehmen würde. Doch auch am Serben nagt der Zahn der Zeit. Mit seiner Weigerung, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, hatte er sich im Vorjahr einiger Titelchancen beraubt, auch zum »Sunshine Double«, den 1.000ern in Indian Wells und Miami durfte er nicht in die USA einreisen. Wenigstens kann man dem Mann nicht nachsagen, für seine Prinzipien keine Opfer zu bringen.

Auch gegen den 19jährigen Dänen Holger Rune hat Djokovic schon verloren. Rune ist ein verzogener Bengel, aber auch ein begnadeter Tennisspieler. Von symbolischer Bedeutung war sein Zweitrundenmatch in Monte Carlo gegen den Österreicher Dominic Thiem (29), der einst als wahrscheinlichster Nachfolger der großen drei gehandelt worden war. Durch eine Handgelenksverletzung zurückgeworfen, befindet er sich im Moment nicht mehr unter den Top-100. Beim 2:6, 4:6 gegen Rune verkam er zum Statisten.

Im Halbfinale spielte Rune eine dramatische Partie gegen einen weiteren heißen Jungspund im Rennen, den 21jährigen Südtiroler Jannik Sinner. Der Däne, den ein feindseliges Publikum eher zu motivieren scheint, siegte mit 1:6, 7:5, 7:5. Im Finale indes schenkte er nach einer 4:1-Führung im dritten Satz durch einen unerklärlichen mentalen Breakdown dem 25jährigen Russen Andrei Rubljow den Sieg. Mit 19 gibt es noch Dinge zu lernen.

Rubljow holte den Titel für eine Generation, die wohl zwischen den großen drei und den Jungspunden zermalmt werden dürfte. Sein Landsmann Daniil Medwedew gewann zwar 2021 die US Open und war 16 Wochen lang die Nummer eins der Weltrangliste, doch ob dem Hamburger Alexander Zverev (25), dem Griechen Stefanos Tsitsipas (24) oder dem Norweger Casper Ruud (24) solche Ehren je zuteil werden, wird sich weisen. Der aktuell beste Spieler auf der ATP-Tour ist Medwedew. Er ist die Nummer eins im »Race« (der Weltrangliste des laufenden Jahres), hat nach den Australian Open vier Turniere gewonnen und unterlag in Indian Wells erst im Finale gegen Alcaraz. Allerdings wurde in Monte Carlo abermals deutlich: Medwedew hasst Sandplätze. Das wird sich auch in dieser Sandplatzsaison nicht ändern.

Die Jungspunde wiederum schlagen noch härter, bewegen sich noch besser, gehen noch mehr Risiken ein. Vor allem die spektakulären Duelle zwischen Alcaraz und Sinner begeistern die Fachwelt. Ihr mehr als vierstündiges Viertelfinalduell bei den US Open 2022 gilt vielen als das beste Match der vergangenen Saison. Sinner vergab bei 5:4 im vierten Satz einen Matchball, Alcaraz holte sich schließlich den Turniersieg und die Nummer eins in der Weltrangliste. Sechsmal trafen die beiden bei ATP-Turnieren schon aufeinander, zuletzt im Halbfinale von Miami. Im Head-to-Head steht es 3:3. Selbst Novak Djokovic räumte auf Eurosport vor kurzem ein: »Wir sehen einen großen Zweikampf zwischen Alcaraz und Sinner auf uns zukommen – das ist gut für unseren Sport.«

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