Unblock Cuba!
Von Ina Sembdner
Er war der Stargast des Abends, und doch ist Fernando Gonzáles nur ein »einfacher« Abgeordneter der kubanischen Nationalversammlung. Die – bemerkte nicht nur die »Cuban Five«-Legende – seit vergangenem Wochenende erneut mit dem zweithöchsten Frauenanteil weltweit aufwarten kann. Auch wenn die Wahl zur 10. Legislaturperiode und die damit einhergehenden Herausforderungen ihren berechtigten Anteil am Beitrag Gonzáles’ hatte, war das bestimmende Thema im Berliner ND-Haus der Kampf gegen die seit über 60 Jahre bestehende US-Blockade der sozialistischen Inselrepublik.
Der Verein Netzwerk Cuba e. V. hatte Soligruppen und Interessierte zum Auftakt der diesjährigen »Unblock Cuba!«-Kampagne geladen. Rund 80 Menschen waren dem gefolgt, weitere verfolgten die Ausführungen online. »Freundschaft mit Kuba« – so die Moderatorin Miriam Näther von der Kuba-Arbeitsgemeinschaft der Partei Die Linke, Cuba Sí – pflegt seit langem auch die Linken-Politikerin Sevim Dagdelen. Sie berichtete von ihrer Teilnahme auf der internationalen »Konferenz für das Gleichgewicht der Welt« in Havanna im Januar und spann den Bogen von ihrer Rede dort über den antikolonialen Kampf weltweit bis hin zum Ukraine-Krieg. Verbindender Tenor: Die Frage der demokratischen Souveränität »stellt sich mit existentieller Schärfe«. Auch und gerade in bezug auf die völkerrechtswidrige US-Blockade.
Deren Folgen immer wieder darzustellen und zu thematisieren, ist unabdingbar. Sowohl für die von der jungen Welt 2019 initiierten Kampagne als auch für Kubaner selbst. Gonzáles tut dies auch in seiner Position als Präsident des Cubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP), deren Europavertreterin Ibis González beim »Unblock Cuba!«-Auftakt ebenso zu Gast war wie die Botschafterin Juana Martínez González. Das reicht von der Verweigerung überlebenswichtiger Güter wie Sauerstoff und Lungenventilatoren während der Pandemie bis hin zu den ökonomischen Folgen des westlichen Wirtschaftskriegs, von dem auch Kuba nicht verschont bleibt. Stille Wut ballte sich bei den Unterstützern im Saal zusammen, als Dagdelen weitere Folgen der US-beförderten »Strangulierung der Wirtschaft« erwähnte: So ist die Säuglingssterblichkeit wieder gestiegen und es gibt »einen noch nie dagewesenen Exodus« von jungen Kubanerinnen und Kubanern, die – gut ausgebildet – gezwungen sind, die Heimat zu verlassen.
Um so bedeutender sei, dass die erneut gewachsene Wahlbeteiligung bei der jüngsten Abstimmung zeige, dass »die Mehrheit der Bevölkerung die revolutionäre Regierung unterstützt«, so der 2014 aus US-Haft freigekämpfte »Held der Republik Kuba« Gonzáles. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die neugewählte Nationalversammlung alle anstehenden Aufgaben, die sich auch aus der 2019 in Kraft getretenen – und bei einem Referendum bestimmten – Verfassung ergeben, meistern wird.
Wie das von außen unterstützt werden kann, führte Jonas Pohle vom Verlag 8. Mai aus. Denn auch 2023 gilt es, alle Aufmerksamkeit auf den Herbst in New York zu lenken und mit vielen Menschen in Europa, mit Druck auf die jeweiligen Regierungen, zu fordern: Unblock Cuba!
Hinweis: In einer vorherigen Version fehlte die korrekte Veranstalterangabe. Wir bitten um Nachsicht.
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