Aus Leserbriefen an die Redaktion

Ausgebremst und abgewandert
Zu jW vom 23.3.: »Habeck im Reinwaschgang«
(…) Wo war denn der Protest der »olivgrünen« Egomanen, Heuchler und Kriegstreiber gegen die gezielte politische Zerstörung der Windenergiebranche in Deutschland während der letzten rund zehn Jahre? Bis Mitte 2014 war ich selbst als Qualitätsmanager und Schweißfachingenieur in diversen Projekten der Offshorewindenergie tätig gewesen und habe das massive Ausbremsen durch Angela Merkel und Peter Altmeier an den damaligen Produktionsstandorten Bremerhaven, Hamburg und Rostock unmittelbar miterleben müssen. Inzwischen sind die seinerzeitigen Fertigungskapazitäten systematisch beseitigt worden sowie die einstigen Fachkräfte entweder längst in andere Bereiche abgewandert oder in Rente. Das spezifische Know-how ist verlorengegangen und der gesamte Offshorewindenergiesektor in Deutschland von der Politik ebenso »erfolgreich« ruiniert worden wie schon zuvor die Solarenergiebranche, in der Deutschland vorübergehend sogar international technologisch führend gewesen war.
Reinhard Hopp, Berlin
Erfolge
Zu jW vom 21.3.: »Krieg und Krise«
Gut, durch die junge Welt zu erfahren, dass sich auf dem Parteitag der DKP die Meinung zur Volksrepublik China durchgesetzt hat, sie sei kein imperialistisches Land. Wenn man die Entwicklung in den letzten Jahren verfolgt hat, dann wird klar, was bisher in der Volksrepublik China geschafft worden ist. Die Armutsbekämpfung stand und steht ganz im Vordergrund. Bei einem Volk von 1,4 Milliarden Menschen ist das nicht so einfach. Da müssen viele Möglichkeiten ausgeschöpft werden, auch die Privatwirtschaft und ihre Profite für dieses Ziel zu nutzen.
Welches der reichen kapitalistischen Länder bekämpft die Armut wirklich? Die herrschende Klasse in den EU-Ländern, den USA, in Kanada usw. hat nur ein Ziel: Profite ohne große Verluste zu machen. Davon wird nur soviel abgegeben, wie sie ihre Existenz sichern kann. Sie nutzt die gewählten Regierungen für ihre Ziele. Das wird unter dem Deckmantel der Demokratie verschleiert. Leider fallen nicht wenige Menschen darauf rein, weil es einem Teil noch sehr gut geht und die Armen immer noch abgestempelt werden, sie seien an ihrem Elend selber schuld.
Danke für Ihre Berichterstattungen.
Annette Grohmann, Ludwigsfelde
Sackgassen
Zu jW vom 22.3.: »London will Uranmunition liefern«
Interessant, dass Großbritannien und die Bundesregierung auf der Seite der ukrainischen Armee stehen, die vielfach aus extrem rechten Freiwilligen und Paramilitärs besteht. Das sollte man bei unserer Vergangenheit eigentlich nicht vermuten. Die ukrainische Armee – oder was davon noch übrig ist – benutzt laut vielen Berichten Zivilisten als Schutzschild: Scharfschützen positionieren sich auf Krankenhausdächern und in verlassenen Wohngebäuden, Zivilisten werden mit in Bunker genommen, wie im Asowstal-Werk, ukrainische Soldaten benutzen zivile Pkw und Pick-ups zum Transport. Und später in den Nachrichten werden dann zerstörte Gebäude und Autos mit Einschusslöchern gezeigt und dann von den bösen Russen berichtet, die Krankenhäuser, Wohngebäude und zivile Autos beschießen und willkürlich Zivilisten abschlachten. (…)
Die USA begehen seit über 20 Jahren unabhängig nachgewiesene Kriegsverbrechen und die westliche Welt schaut kommentarlos zu oder feiert die USA sogar noch für ihre angebliche Verbreitung von Demokratie. Der Internationale Gerichtshof wollte einmal Ermittlungen gegen US-Soldaten wegen Kriegsverbrechen aufnehmen, was dann mit Drohungen der USA und Sanktionen gegen den Gerichtshof geendet hat, den die USA übrigens nicht mal anerkennen – da sie nach eigener Ansicht etwas Besseres sind und über dem Gesetz und dem Völkerrecht stehen.
Die ukrainische Regierung geht bei den Friedensverhandlungen nicht einen Schritt auf Russland zu und hat territoriale Gebietsabtretungen kategorisch ausgeschlossen. Wie will man so erfolgreich verhandeln, ohne Kompromisse? Selenskij verheizt somit bereitwillig sein eigenes Volk für US-Interessen!
Robert Gollnik, Hamburg
Vor den Kadi zerren
Zu jW vom 18./19.3.: »20 Jahre straffrei«
Das, was unsere US-amerikanischen Freunde tun oder getan haben, scheint wohlgetan zu sein – so in etwa könnte man das Verhalten der westlichen Gemeinschaft zu den US-Kriegsverbrechen (Abu Ghraib, Falludscha, Blackwater-Massaker) im Irak bezeichnen. Die USA lehnen den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit der fadenscheinigen Begründung ab, sie fürchteten einen sogenannten politischen Missbrauch! Wenn der sogenannte Wertewesten (ohne die USA) es anders gesehen hätte, müsste die gesamte Clique um George W. Bush wegen begangener Kriegsverbrechen schon längst vor dem Kadi stehen. Seit 20 Jahren führen die damaligen Präsidenten ein angenehmes und ruhiges Leben, ohne für ihre angeordneten Morde zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Umso dreister ist das Verhalten des heutigen Westens – wie auch das des US-Präsidenten –, den Mund groß aufzureißen und zu fordern, dass Putin in Den Haag als Kriegsverbrecher verurteilt wird. Die US-Blutspur, die sich seit vielen Jahrzehnten durch die Geschichte gezogen hat, ist mittlerweile getrocknet, das Erinnerungsvermögen an US-Massaker nur noch vage. Folglich kein Grund, die damaligen Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist skandalös, dass im Falle Putins alle (westlichen) Länder nach Rache schreien, statt die Geschichte zu bemühen und jene nach Den Haag bringen zu lassen, die schon längst hinter Schloss und Riegel gehört hätten.
Rudi Eifert, Langenhagen
Die US-Blutspur, die sich seit vielen Jahrzehnten durch die Geschichte gezogen hat, ist mittlerweile getrocknet, das Erinnerungsvermögen an US-Massaker nur noch vage.
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Leserbrief von Jürgen Fleißner aus Seeheim - Jugenheim (27. März 2023 um 14:46 Uhr)Zu den Leserbriefen » Sackgasse « von Robert Gollnick aus Hamburg und »Vor den Kadi zerren« von Rudi Eifert aus Lanenhagen möchte ich folgendes fragen: Warum werden Kriegsverbrechen aus der Vergangenheit heute immer wieder als Rechtfertigung für die Kriegsverbrechen, die heute von Putin begangen werden, herangezogen? In diesem Zusammenhang möchte ich die Weissagung der Cree: »Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann« in folgende Worte umwandeln. »Erst wenn die erste russische Rakete in Chisinau explodiert ist (abgefeuert aus Belarus!), erst wenn der erste russische Panzer in Warschaus Straßen fährt, erst wenn der erste russische Soldat durch das Brandenburger Tor in Berlin stürmt, werdet ihr merken, dass in Moskau ein Irrer an der Macht ist. Nur dann ist es auch für Euch zu spät. Friede sei mit Euch.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Ralph S. (29. März 2023 um 19:42 Uhr)Die Frage im Leserbrief von Jürgen Fleißner aus Seeheim-Jugenheim »Warum werden Kriegsverbrechen aus der Vergangenheit heute immer wieder als Rechtfertigung für die Kriegsverbrechen, die heute von Putin begangen werden, herangezogen?« ist augenscheinlich aus der Luft gegriffen. Weder im Leserbrief von Herrn Gollnik, noch in dem von Herrn Eifert werden »Kriegsverbrechen, die heute von Putin begangen werden« gerechtfertigt. Es wird in den Leserbriefen der beiden Herren lediglich auf das Pharisäertum geschichtsrevisionistischer Meinungsmacher Bezug genommen, deren propagandistische Intention es ist, die kaum zu zählenden Kriegsverbrechen, die in den letzten 100 Jahren von Staaten begangen wurden, die sich heute zur »westlichen Wertegemeinschaft« zählen, zu leugnen oder, wo dies nicht möglich ist, zu relativieren. Und was die von Herrn Fleißner in seiner Weissagung geäußerte Phobie vom »russischen Soldaten, der durch das Brandenburger Tor in Berlin stürmt« angeht, kann man ihm nur raten – so er das ernst meint – sich professionelle Hilfe zu suchen.
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Leserbrief von Rudi Eifert aus Langenhagen (29. März 2023 um 15:36 Uhr)Schön, dass Sie das thematisieren, Herr Fleißner. Nein, der Bezug zu anderen Kriegsverbrechen ist beileibe keine Rechtfertigung für das, was die Russen in der Ukraine anrichten, sondern eine bittere Feststellung, dass die von US-Amerikanern in der Vergangenheit begangenen Kriegsverbrechen wie selbstverständlich ungesühnt bleiben – womöglich finden Sie das in Ordnung, oder sind Sie etwa der Meinung, das sei »eine andere Zeit« gewesen? Es ist doch an Scheinheiligkeit und peinlicher Doppelmoral kaum zu toppen, dass gerade die USA in der jetzigen Situation so unverschämt sind, das anzuprangern, was in der Ukraine geschieht, wohl wissend, dass sie selber in einem Glashaus sitzen, das mittlerweile erhebliche gefährliche Risse aufweist. Dass die USA Syrien bombardieren, ist wohl eine höchsthumane Angelegenheit, ebenso wie der brutale Krieg der saudischen Kriegskoalition gegen den Jemen mit über 10.000 getöteten Kindern – wohlgemerkt: auch mit Waffen unserer Provenienz. All das ist in unseren und hysterisierten Berichterstattungen allerdings eher ein Nebenkriegsschauplatz und nicht so gut zu verkaufen, wie die Ukraine. Es kann einem nur übel werden …
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