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Aus: Ausgabe vom 22.03.2023, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Arbeitskampf

Abschluss bei britischer Bahn

Beschäftigte der Infrastrukturgesellschaft Network Rail erhalten zwischen 9,2 und 14,4 Prozent mehr Lohn. Bahnbetreiber werden weiter bestreikt
Von Dieter Reinisch
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»Der Ball liegt bei der Regierung«: Aufruf zur Unterstützung der RMT-Streiks in Londoner U-Bahn

Die Mitglieder der britischen Eisenbahnergewerkschaft RMT haben mit deutlicher Mehrheit für ein Angebot der Infrastrukturgesellschaft Network Rail gestimmt. Damit erhalten sie zwischen 9,2 und 14,4 Prozent Lohnerhöhung. Das Unternehmen ist erleichtert, die Gewerkschaft spricht von einem »großen Sieg«. Sie hatte ihren 20.000 Mitgliedern geraten, dem Angebot zuzustimmen. Bei einer Wahlbeteiligung von 90 Prozent folgten 76 Prozent diesem Ratschlag, wie die RMT am Montag abend bekanntgab.

Der vergleichsweise hohe Lohnabschluss ist ein Ergebnis der Arbeitskämpfe. Als sie vor zwölf Monaten begannen, bot Network Rail ganze zwei Prozent Lohnerhöhung. Die konservative Regierung betonte immer wieder, dass Abschlüsse über 3,5 Prozent nicht finanzierbar seien und die Inflation antreiben würden. Nun sind es im Schnitt 10,2 Prozent – in etwa die Höhe der Inflationsrate in Großbritannien. Aber bei weitem nicht hoch genug für den ehemaligen RMT-Stellvertreter Steve Hedley, wie er am Dienstag gegenüber junge Welt erklärte. Mit dem gefeierten Abschluss lägen die Reallöhne immer noch mehr als elf Prozent unter dem Vorpandemieniveau.

Der Abschluss beinhaltet eine Gehaltserhöhung zwischen 14,4 Prozent für die niedrigsten Gehaltsgruppen und 9,2 Prozent für die am besten bezahlten Angestellten sowie eine Erhöhung des Grundgehalts zwischen 15,2 Prozent für die niedrigsten Besoldungsgruppen und 10,3 Prozent für die am besten bezahlten. Dadurch erhöht sich das Durchschnittsgehalt um weitere 1,1 Prozent.

Zudem wurden Nachzahlungen erhöht. Network Rail bestand nicht auf der Bedingung, dass RMT die Umstrukturierung der Wartungsarbeiten unterstützt. Die Gewerkschaft warnt unermüdlich, dass die geplanten Maßnahmen die Sicherheit der Arbeiter gefährden und legt die Umstrukturierung auch weiterhin entschieden ab.

Zum Abschluss, mit dem ein Jahr Arbeitskampf bei Network Rail »mit sofortiger Wirkung« endet, wie die RMT in ihrer Aussendung betonte, gehören auch die Verlängerung eines Sozialplans bis Januar 2025 und höhere Ermäßigungen bei Bahnreisen in der Freizeit.

RMT-Generalsekretär Mick Lynch erklärte am Montag abend nicht ohne Triumph: »Streikaktionen, Solidarität und Entschlossenheit der Mitglieder haben neues Geld und ein neues Angebot erzwungen, das von unseren Mitgliedern klar angenommen wurde. Der Streit ist nun beendet.«

Network Rail ist im Besitz der gesamten Infrastruktur der britischen Bahn, Gleise und Bahnhöfe eingeschlossen. Mit den Bahnbetreibern, die die Infrastruktur von Network Rail anmieten, liegt RMT weiter im Clinch, wie Lynch betonte: »Unser Kampf mit den Bahnbetreibern hält an, und die jüngsten, hochwirksamen Streikaktionen unserer Mitglieder bei den 14 Bahnunternehmen haben unsere Entschlossenheit gezeigt.«

Für 30. März und 1. April sind die nächsten Streiks der RMT und anderer Gewerkschaften bei 14 Bahngesellschaften geplant: »Der Ball liegt bei der Regierung«, so Lynch. Bei den letzten Streiks der RMT-Eisenbahner am vergangenen Samstag fielen laut BBC mehr als die Hälfte aller Zugverbindungen aus. Der Abschluss gilt als richtungsweisend für weitere Verhandlungen im öffentlichen Verkehr.

Besonders bei den Bus- und U-Bahn-­Angestellten scheint eine Befriedung derzeit in weiter Ferne. Bei einem der größten öffentlichen Busunternehmen traten die Angestellten am Montag in einen »unbefristeten« Streik, wie die Gewerkschaft Unite bekanntgab. Das Unternehmen National Express West Midlands beschäftigt 3.100 Fahrer und befördert täglich mehr als 600.000 Passagiere. Die Angestellten haben ein 14,3-Prozent-Lohnplus-Angebot des Unternehmens abgelehnt.

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