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Aus: Ausgabe vom 13.03.2023, Seite 6 / Ausland
Seenotrettung Mittelmeer

Tausende in Not

Asylsuchende erreichen Italien. Rassismus in Tunesien verschärft Lage
Von Ina Sembdner
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»Feministin. Tunesierin. Afrikanerin«: Widerstand in Tunis gegen den von Präsident Saïed angeheizten Rassismus (25.2.2023)

Während Italien am Wochenende mehr als 1.200 schiffbrüchige Asylsuchende aufgenommen hat, rangen am Sonntag weitere 47 Menschen auf einem überfüllten Boot vor der libyschen Küste um ihr Leben. Wie die Organisation Alarm Phone auf Twitter mitteilte, sei auch nach mehr als 24 Stunden nach dem Absetzen des Notrufs keine Hilfe eingetroffen. Am frühen Nachmittag befanden sich demnach drei Frachtschiffe in unmittelbarer Nähe, ob sie die Schiffbrüchigen retten oder der sogenannten libyschen Küstenwache übergeben würden, blieb unklar. Den telefonischen Kontakt zu den Insassen des Bootes hatte Alarm Phone verloren – Warnungen wurden laut, dass die Asylsuchenden gewaltsam zurück in das Kriegsland und damit in Internierungslager gebracht würden.

Am Sonnabend hatte ein Boot mit 487 Menschen an Bord die italienische Hafenstadt Crotone in der südlichen Region Kalabrien erreicht, wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Ein Schiff der Küstenwache brachte weitere 584 Menschen in Reggio Calabria an Land. Hinzu kam demnach ein weiteres Schiff mit einer kleineren Gruppe. Seit Anfang Januar hat Italien nach offiziellen Zahlen bereits rund 17.000 Bootsflüchtlinge aufgenommen – mehr als doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Und es wurden am Sonnabend sechs weitere Leichen vor Steccato di Cutro aus dem Wasser gezogen. Damit stieg die Zahl der Ende Februar Verunglückten auf mindestens 79, darunter 32 Kinder und Jugendliche, wie ein Kommandant der Carabinieri auf Anfrage von dpa bestätigte.

Schon am Freitag hatte ANSA gemeldet, dass innerhalb von 24 Stunden rund 1.350 Asylsuchende mit Booten auf der Insel Lampedusa angekommen waren. Laut Berichten waren darunter Menschen aus Syrien, Jemen und verschiedenen afrikanischen Ländern. Die Boote starteten demnach in der tunesischen Küstenstadt Sfax, das knapp 190 Kilometer entfernt liegt. Dort war es zuletzt zu einem deutlichen Anstieg rassistischer Attacken gegen »Schwarzafrikaner« gekommen, die durch Aussagen des Präsidenten Kaïs Saïed, der am 21. Februar von »Horden von irregulären Migranten aus Subsahara-Afrika« gesprochen hatte, noch angeheizt wurden. Weiter hatte er von einem »Plan« geredet, der darauf abziele, »die demographische Zusammensetzung zu verändern« und Tunesien in »ein weiteres afrikanisches Land zu verwandeln, das nicht mehr zu den arabischen und islamischen Nationen gehört«.

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