Nie wieder Krieg von deutschem Boden!

Zur Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht erklärte Lars Leopold, Landesvorsitzender der Partei Die Linke Niedersachsen, am Donnerstag:
Kaum vereidigt, liebäugelt der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius mit einem Comeback der Wehrpflicht. Klar, wer die Aufgabe hat, die Bundeswehr im Eiltempo mit einem 100-Milliarden-Sondervermögen hochzurüsten, braucht auch Kanonenfutter. Doch weder der aktuelle Krieg in der Ukraine noch künftige Konflikte lassen sich mit einer hochgerüsteten deutschen Streitmacht lösen. Deutschland sollte angesichts seiner Geschichte kein Staat sein, der Konflikte befeuert oder aktiv an ihnen mitwirkt, im Gegenteil: Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen! Deshalb lehnen wir die Wehrpflicht als rückwärtsgewandte Idee strikt ab. Sie gehört nicht nur ausgesetzt, sondern abgeschafft. Statt wieder Zehntausende junge Menschen zum Zwangsdienst an der Waffe zu rekrutieren und in Kasernen aufs Töten zu trimmen, sollte die Bundesregierung lieber ein Konzept vorlegen, wie Kriegseinsätze beendet und die Soldatinnen und Soldaten nach Hause zurückgeholt werden können. Die Gelder, die für einen antiquierten Kriegsdienst wie die Wehrpflicht verfeuert würden, wären im Gesundheitswesen oder in der Bildung besser investiert. (…)
Die deutsche Sektion der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) kritisierte am Mittwoch eine Umfrage im Auftrag der Münchner »Sicherheitskonferenz«:
Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW kritisiert eine in der Ukraine durchgeführte Umfrage der Münchner Sicherheitskonferenz als gezielte Auftragsforschung. Die Ergebnisse würden genutzt, um vermehrte Aufrüstung zu legitimieren und eigene Ziele voranzutreiben, so die Mediziner*innen. In der Umfrage sprechen sich die befragten Ukrainer*innen mehrheitlich für eine Fortsetzung des Kampfes gegen Russland aus – selbst im Falle des russischen Einsatzes einer »taktischen Atomwaffe«.
Die IPPNW-Vorsitzende Dr. med. Angelika Claußen, Expertin in der psychotherapeutischen Behandlung von Kriegstraumatisierten, urteilt: »Die befragten Ukrainer*innen befinden sich seit fast einem Jahr im Überlebensmodus. Da müssen sich alle entscheiden, entweder Kampf ums tägliche Überleben bzw. Kampf an der Front oder Flucht. Aus psychotraumatologischer Sicht ist es für betroffene Kämpfer bzw. die Zivilbevölkerung im Krieg unerlässlich, jegliche Gefahren für Leib und Leben systematisch und möglichst komplett auszublenden, um überleben zu können. So reagieren Menschen überall auf der Welt in Kriegsgebieten. Diejenigen Menschen, die das nicht können, brechen psychisch zusammen und erleiden posttraumatische Belastungsstörungen.« (…)
Gefühle von Realangst als Warnung für die drohende Gefahr sind dann besonders schädlich. Sie müssen abgespalten werden. Schaffen die Betroffenen das nicht, entstehen zersplitterte Persönlichkeiten oder gelähmte, von Angst überwältigte Persönlichkeiten. Durch diese Art der Befragung in der Umfrage der Münchner Sicherheitskonferenz werden die betroffene Menschen aus der Ukraine zum Propagandainstrument gemacht. »Für mich ist das eine sehr sorgfältig und intelligent vorbereitete Kriegspropaganda im Dienste von Kriegsbefürwortern und der Waffenindustrie, die suggerieren will, dass weitere Waffenlieferungen und weitere Eskalation des Ukraine-Krieges alternativlos sind«, so Dr. med. Angelika Claußen. (…)
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