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Aus: Ausgabe vom 27.01.2023, Seite 16 / Sport
Handball

Aus Fehlern lernen

Deutschland unterliegt Frankreich im Viertelfinale der Handball-WM. Die Weltspitze ist noch ein Stück entfernt
Von Jens Walter
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Kommt auch nicht durch die französische Abwehr: Julian Köster (18)

Seinen Frust über das schmerzhafte Viertelfinalaus schluckte Alfred Gislason tapfer runter. Wieder hatte es gegen eine Weltklassemannschaft nicht gereicht, wieder war für Deutschlands Handballer schon vor den Spielen um Medaillen Endstation. Doch der Bundestrainer betonte nach dem 28:35 (16:16) am 25. Januar in Gdansk gegen Olympiasieger Frankreich vor allem die positiven Dinge.

»Mich stimmt vieles zuversichtlich. Die Jungs haben viel dazu gelernt«, sagte Gislason, als er die erste Enttäuschung überwunden hatte. Das DHB-Team sei »in der Breite und auf Schlüsselpositionen immer noch eine unerfahrene Mannschaft«. Deswegen sei es »extrem wichtig, diese Erlebnisse zu haben. Ich bin ganz sicher, dass alle Spieler von ihren Fehlern lernen. Wir können viel Positives mitnehmen.«

Kritik übte er allerdings auch. »Was mich ein bisschen ärgert, ist der Spielplan. Es ist ein Unterschied, ob man zwei Tage frei hat vor solch einem Spiel oder nur einen, so wie wir. Das war ein großer Faktor«, sagte der 63jährige Isländer.

Während der Olympiasieger und Rekordweltmeister aus Frankreich sein letztes Hauptrundenspiel bereits am Sonntag bestreiten konnte, musste die DHB-Auswahl am Montag abend noch gegen Norwegen ran und am spielfreien Dienstag von Katowice nach Gdansk fliegen. »Das war schon eine große Belastung. Wir konnten uns auf das Spiel gar nicht richtig vorbereiten«, klagte Gislason.

Es sei »schade«, dass es bei einer WM-Austragung in verschiedenen Ländern »die eine Mannschaft deutlich mehr treffe als die andere«, monierte der Bundestrainer und fügte hinzu: »Es ist natürlich nicht ideal, wenn eine WM in zwei Ländern ausgetragen wird und der eine mehr reisen muss als der andere. Natürlich kann man das schönreden, aber die Wahrheit ist: Das ist eine deutliche Mehrbelastung für die Mannschaft, die reisen muss.«

Die WM ist für das deutsche Team nach der zweiten Niederlage im siebten Turnierspiel aber noch nicht beendet. An diesem Donnerstag morgen war der Flug nach Stockholm geplant. Anstatt in der schwedischen Hauptstadt am Wochenende aber nach 16 Jahren mal wieder um die Medaillen zu spielen, geht es nun um die Plätze fünf bis acht. Gegner am Freitag (15.30 Uhr) ist zunächst Afrikameister Ägypten.

»Wir wollen es vernünftig zu Ende bringen und am besten mit dem fünften Platz nach Hause fahren«, beschwor Kapitän Johannes Golla sein Team. Und Torhüter Andreas Wolff meinte: »Für mich sind diese Spiele sehr, sehr wichtig. Es ist ein Riesenunterschied, ob du bei einer WM Fünfter oder Achter wirst. Wenn du Fünfter wirst, zeigst du, dass du zur erweiterten Weltspitze gehörst. Das muss unser erklärtes Ziel für die nächsten beiden Spiele sein.«

Nach der sehr schlechten WM vor zwei Jahren (Platz zwölf) machte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) mit ihren Auftritten in Katowice und Gdansk einen Schritt nach vorne. Und doch wurmte die am Ende deutliche Niederlage gegen Rekordweltmeister Frankreich. »Das tut extrem weh und wird uns eine Lehre sein«, sagte Golla. An guten Tagen, so der Kreisläufer, »können wir begeisternden Handball spielen. Wenn wir aber um die Titel mitspielen wollen, müssen wir uns stabilisieren und Spiele über 60 Minuten konstant gestalten.«

Die Verbandsspitze zeigte sich zufrieden in ihrem (Zwischen-)Fazit. »Die Handball- und Sportfans in Deutschland haben wahrgenommen, dass hier etwas wächst«, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Die Mannschaft »ist nicht am Limit, aber wir haben viele Grundlagen gelegt und sehr gute Leistungen gezeigt. Wir haben nächstes Jahr eine Heim-EM, da wollen wir den nächsten Schritt gehen.«

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