Starke soziale Bewegungen gefragt

Live zugeschaltet aus Kalifornien lieferte der US-amerikanische Wirtschaftshistoriker Jack Rasmus während der XXVIII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin einen Überblick über den krisenhaften Zustand der Weltökonomie. Ausgangspunkt war die These, dass das seit den 1970er Jahre herrschende Regime des Neoliberalismus seit der Krise von 2008/2009 nie wieder ganz auf die Beine gekommen ist. Die seitherigen Kennzeichen seien ein verlangsamtes Wachstum, eine Erhöhung der Staatsverschuldung und eine anhaltende Niedrigzinspolitik. Gleichzeitig erhöhte sich die Ausbeutung, und Kapital floss immer weniger in den produktiven Sektor. An diese Lage schlossen sich die Covidkrise und die geopolitischen Zuspitzungen an. In den USA ist die aggressive neokonservative Außenpolitik zur Norm geworden, in den kapitalistischen Staaten vollzieht sich ein Rechtstrend. Von der gegenwärtigen Inflation nahm Rasmus an, sie werde auf einem Niveau von vier bis fünf Prozent chronisch sein. Derweil wollen die US-Zentralbank und die US-Regierung nicht viel von einer Abhilfe für die Arbeiterklasse wissen, erhöhte Arbeitslosigkeit werde in Kauf genommen, gleichzeitig fließt viel mehr Staatsgeld in die Rüstung – in einer Zeit zugespitzter weltpolitischer Konflikte.
Sein Ausblick fiel zugleich düster und optimistisch aus. Rasmus befand lapidar: Der Kapitalismus werde nicht bis zur Mitte des 21. Jahrhundert überdauern. Denn er könne die Klimakrise nicht lösen, der US-Imperialismus werde Amok laufen und sich auf militärische Abenteuer gegen die Nuklearmächte China und Russland einlassen. Außerdem besorge der technologische Wandel ein solches Maß der Überflüssigmachung menschlicher Arbeit, dass weltweit starke soziale Bewegungen erstehen werden, die etwas anders verlangen als permanente Krise, Krieg und Kapitalismus. (brat)
Drei Wochen kostenlos lesen
Wir sollten uns mal kennenlernen: Die Tageszeitung junge Welt berichtet anders als die meisten Medien. Sie bezieht eine aufklärerische Position ohne Besserwisserei und wirkt durch Argumente, Qualität, Unterhaltsamkeit und Biss.
Testen Sie jetzt die junge Welt drei Wochen lang (im europäischen Ausland zwei Wochen) kostenlos. Danach ist Schluss, das Probeabo endet automatisch.
Mehr aus: Inland
-
Wo bleiben die Massen?
vom 14.01.2023 -
Einstimmigkeit der Herde
vom 14.01.2023 -
So wie ihr Vater
vom 14.01.2023 -
Erinnerung an Víctor Jara
vom 14.01.2023 -
»Wir haben eine Jugend, die aufsteht!«
vom 14.01.2023 -
Neue Hoffnung für Mumia Abu-Jamal
vom 14.01.2023 -
»Linke muss sich auf ihre Werte besinnen«
vom 14.01.2023 -
Aufruf zum Zweifel
vom 14.01.2023 -
Für den Frieden kämpfen!
vom 14.01.2023 -
»Das ist der sozialistische Weg«
vom 14.01.2023 -
Die RLK ist eröffnet!
vom 14.01.2023 -
Knackige Liveband gibt Startschuss
vom 14.01.2023 -
Lützeraths letztes Aufgebot
vom 14.01.2023 -
Es kann nur eine geben
vom 14.01.2023 -
Stabiler Wackelkandidat
vom 14.01.2023 -
Nukleare Transformation
vom 14.01.2023 -
»Wer gehört zu unserer Gesellschaft – und wer nicht?«
vom 14.01.2023