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Aus: Ausgabe vom 12.01.2023, Seite 2 / Ausland
Ukraine-Krieg

Soledar auf der Kippe

Heftige Häuserkämpfe in Donbass-Stadt. Westen will mehr Waffen liefern
Von Reinhard Lauterbach
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Ukrainische Soldaten schauen auf Soledar (11.1.2023)

In der seit Wochen umkämpften Donbass-Stadt Soledar ist die Lage für die Ukraine offenbar inzwischen kritisch. Zwar dementierte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch frühere Berichte des Finanziers der Söldnertruppe »Wagner«, Jewgeni Prigoschin, über die angeblich bereits erfolgte Eroberung des Ortes. Doch bestätigte es die Umfassung der Stadt an der Nord- und der Südseite, wodurch auch die Nachschubwege unter Beschuss geraten. Auf ukrainischer Seite war die Informationspolitik widersprüchlich: Der Generalstab forderte, keinen »ungeprüften Erzählungen« zu trauen und auf offizielle Informationen zu warten. Präsidentenberater Olexij Arestowitsch dagegen sagte im ukrainischen Fernsehen, selbst wenn Soledar falle, sei dies für Russland nur ein symbolischer Sieg. Der US-Sender CNN brachte ein Interview mit einem in Soledar kämpfenden ukrainischen Soldaten. Laut dem Mann sei die Lage »sehr kritisch«. Niemand zähle mehr die Toten auf der eigenen Seite, es fänden erbitterte Häuserkämpfe statt, in denen jedes Haus mehrfach den Besitzer wechsle.

Unterdessen rief NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Mitgliedstaaten des Bündnisses auf, die Ukraine schneller mit schweren Waffen zu beliefern. Die Unterstützung durch die NATO mache für die Ukraine derzeit den entscheidenden Unterschied, sagte Stoltenberg am Mittwoch in Brüssel und umschrieb damit seine implizite Einschätzung, dass Kiew auf sich gestellt den Krieg bereits verloren hätte. In derselben Richtung hatte sich zuvor Bundesaußenministerin Annalena Baerbock geäußert. Sie trat nach einem Kurzbesuch in Charkiw am Dienstag abend in den ARD-»Tagesthemen« auf und verlangte weitere Waffenlieferungen für Kiew auch aus Deutschland. Die Ukraine dürfe nicht das Gefühl bekommen, alleingelassen zu werden, so Baerbock. Die britische Zeitung Independent schrieb am Mittwoch unter Berufung auf eine Regierungsbesprechung in London, ohne Panzerlieferungen aus NATO-Ländern könne Kiew an eine Gegenoffensive nicht denken. Unterdessen wurde bekannt, dass Polen im Rahmen einer internationalen Koalition zur Lieferung von »Leopard«-Kampfpanzern an die Ukraine bereit sei. Das sagte der polnische Präsident Andrzej Duda am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij im westukrainischen Lwiw.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (12. Januar 2023 um 11:19 Uhr)
    (…) Von Soledar aus könnte die Stadt Bachmut vom Norden her belagern werden. Der ukrainischen Armee könnte ein russischer Sieg in Soledar – auf dem größten Salzvorkommen Europas liegender Stollen von Salzminen, einer der wichtigsten militärischen Standorte in der Ostukraine – sogar das Genick brechen!

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