Castillo beantragt Asyl in Mexiko
Von Volker Hermsdorf
Der abgesetzte peruanische Präsident Pedro Castillo hat Asyl in Mexiko beantragt. Dies bestätigte das mexikanische Außenministerium am Donnerstag (Ortszeit). In der Angelegenheit werde nun Kontakt mit der peruanischen Regierung aufgenommen, die Castillo nach dessen Absetzung inhaftierte. Derweil protestieren Tausende Anhänger des linken Politikers in Lima und anderen Städten gegen die von ihnen als Putsch bezeichnete Maßnahme. Sie fordern Freiheit für Castillo, eine verfassunggebende Versammlung und Neuwahlen. Der neuen Staatschefin Dina Boluarte werfen sie vor, mit der rechten Mehrheit im Kongress zu paktieren. Mittlerweile sollen die Unruhen das ganze Land erfasst haben.
Der Kongress hatte den am 6. Juni 2021 für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählten ehemaligen Gewerkschaftsführer Castillo am Mittwoch abgesetzt, nachdem er im Fernsehen angekündigt hatte, das Parlament aufzulösen. Zugleich wollte Castillo Neuwahlen des Parlaments einleiten und das Justizsystem reorganisieren, um »die politische Krise zu beenden und die Regierbarkeit wiederherzustellen«. Mit der Absetzung des Staatschefs verhinderte die Mehrheit der Abgeordneten, von denen etliche offenbar fürchteten, ihr Mandat zu verlieren, diese Schritte. Damit habe die »auf Rassismus und Klassismus basierende Strategie der Ultrarechten, den Willen des Volkes zu brechen und Castillo zu entfernen«, Erfolg gehabt, erklärte die Aktivistin der sozialdemokratischen Partei »Nuevo Peru«, Lucia Alvites, gegenüber Telesur.
Castillo war am Mittwoch abend auf dem Weg in die Botschaft Mexikos, das ihm politisches Asyl angeboten hat, verhaftet, in Handschellen in eine Kaserne gebracht und von dort in ein Gefängnis überführt worden. Am Donnerstag ordnete ein Richter eine zunächst siebentägige Untersuchungshaft für den ehemaligen Präsidenten an. Während die rechte Opposition ihren Erfolg offen feierte, kritisierten die Regierungen lateinamerikanischer Länder, darunter Mexiko, Bolivien, Kolumbien und Honduras die Absetzung eines »vom Volk gewählten Präsidenten«. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte am Donnerstag, dass Moskau die Situation in Peru verfolge und darauf hinweise, dass die weitere Entwicklung »ohne destruktive Einmischung aus dem Ausland« vonstatten gehen sollte.
Aufklärung statt Propaganda
Die Tageszeitung junge Welt liefert Aufklärung statt Propaganda! Ihre tägliche Berichterstattung zeigt in Analysen und Hintergrundrecherchen auf, wer wie und in welchem Interesse handelt. Jetzt das Aktionsabo zum Preis von 75 Euro für 75 Ausgaben bestellen!
Ähnliche:
- Guadalupe Pardo)/AP Photo/dpa08.10.2022
Selenskij macht auf Bolívar
- Toya Sarno Jordan/REUTERS28.04.2022
Gute und schlechte Flüchtende
- Luis Echeverria/REUTERS20.01.2021
Schlagstöcke und Tränengas
Mehr aus: Ausland
-
Roma-Gemeinschaft weiter in Aufruhr
vom 10.12.2022 -
»Es geht um die Vorherrschaft des Westens«
vom 10.12.2022 -
Färöer wählen rot
vom 10.12.2022 -
Gujarat bleibt hindu-nationalistisch
vom 10.12.2022 -
Macron, Macht, Monarchie
vom 10.12.2022 -
Rom und London rüsten mit Japan auf
vom 10.12.2022 -
»Für die Arbeiter hat das keine Vorteile«
vom 10.12.2022