Gefeuert wegen Palästina-Reise
Von Nick Brauns
Die mediale und politische Hexenjagd auf öffentliche Personen in Deutschland, die sich für die Rechte der Palästinenser stark machen, hat ein neues Opfer gefordert. Der frühere Moderator des Kinderkanals (KiKa), Matondo Castlo, gab bekannt, dass der Sender beschlossen habe, die Zusammenarbweit »nicht mehr zu aktivieren«. »Ich bin also raus«, schrieb Castlo am Montag auf Instagram.
Seit 2021 hatte der auch als Schauspieler und Sozialpädagoge tätige, in Berlin-Neukölln geborene Sohn kongolesischer Eltern als Moderator der KiKa-Sendung »Baumhaus« die Zuschauer des von ARD und ZDF betriebenen Kanals für Kinder und Jugendliche unterhalten. Zum »Verhängnis« wurde dem 29jährigen seine Teilnahme an einem von der linken Palästinensischen Volkspartei im Dorf Farkha bei Nablus auf der Westbank ausgerichteten Jugendfestival mit internationaler Beteiligung im Juli dieses Jahres .
Nachdem Bilder von Festivalteilnehmern bei einem Protest gegen völkerrechtlich illegale zionistische Siedlungen in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden, wurde Castlo Anfang August in Bild unterstellt, an einem »israelfeindlichen« Festival teilgenommen und an der Seite »radikaler Steinewerfer« demonstriert zu haben. Wer sich »mit Israelhass und Antisemitismus« gemein mache habe im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nichts zu suchen, bekundete der FDP-Bundestagsabgeordnete Max Mordhorst. Und der CDU-Abgeordnete Philipp Amthor sekundierte, wer keinen Anstoß daran nehme, dass »Kinder für Israelhass instrumentalisiert werden«, der erscheine ihm nicht dafür geeignet, »in Deutschland den gebührenfinanzierten Bildungsauftrag zu erfüllen.«
Zur Prüfung des Sachverhalts habe man sich aufgrund der Vorwürfe im gegenseitigen Einverständnis dafür entschieden, die Zusammenarbeit ruhen zu lassen, hieß es am 5. August von Seiten des KiKa. »Als Haus« habe man sich nun »nach gewissenhafter Abwägung gegen eine Fortsetzung der Zusammenarbeit« mit Castlo entschieden, erklärte KiKa-Sprecherin Christiane Rohde am Dienstag gegenüber jW. Aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen könnten dazu keine weiteren Informationen abgegeben werden.
Ein anderer Festivalteilnehmer aus Deutschland gab gegenüber jW am Dienstag seine Einschätzung wieder, das Castlos Herz zwar links schlage, dieser allerdings nicht sonderlich politisch sei, sondern vor allem aus sozialpädagogischem Interesse an der Reise teilgenommen habe. Dieser Eindruck wird durch Castlos Erklärung auf Instagram bestätigt. Die schwierige Lage der palästinensischen Kinder und Jugendlichen habe ihn stark emotionalisiert, schrieb er dort. Daher sei er spontan der Einladung zu einer friedlichen Demonstration gefolgt, was »aus heutiger Sicht falsch« gewesen sei, da er die politische Brisanz unterschätzt habe. »Ich wollte mit meiner Teilnahme an der Demonstration kein politisches Statement abgeben und mich erst recht nicht gegen Israel positionieren«, stellte der Schauspieler klar. Er stehe auf »keiner Seite«, sondern wolle »Kinder unterstützen, fördern und glücklich machen«.
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