Bomben auf Baumwollfabrik
Von Ina Sembdner
In der Zentralafrikanischen Republik hat ein unbekanntes Flugzeug Sprengstoff über der Stadt Bossangoa abgeworfen. Wie die Regierung in Bangui am Montag erklärte, habe sich der Angriff gegen einen Stützpunkt der Armee und ihrer russischen paramilitärischen Verbündeten im Nordwesten des Landes gerichtet, auch eine Baumwollfabrik sei getroffen worden. Es habe »erhebliche materielle Schäden« gegeben, hieß es in der Erklärung weiter. Ein Flugzeug »bombardierte den russischen Stützpunkt um 2.50 Uhr, wir hörten mindestens vier Bomben, aber da es Nacht war, sahen wir das Flugzeug nicht, das keine Scheinwerfer hatte und wenig Lärm machte«, sagte Etienne Ngueretoum, Regionaldirektor für Wasser und Wälder in Bossangoa gegenüber AFP.
Das Flugzeug sei »nachdem es diese Untaten begangen hatte« in Richtung Norden geflogen, hieß es weiter von seiten der Regierung. Eine Untersuchung werde eingeleitet, um die Verantwortlichen ausfindig zu machen. »Es wurden bereits alle Vorkehrungen getroffen, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.« Das Parlament veröffentlichte ebenfalls eine Erklärung, in der gefordert wurde, »dieses Flugzeug, seine Herkunft und seine Auftraggeber zu identifizieren«. Die Regierung solle »alle erforderlichen Maßnahmen« ergreifen, »um die Unverletzlichkeit unseres Luftraums zu gewährleisten«. Die Zentralafrikanische Republik grenzt nördlich von Bossangoa an den Tschad. Die Beziehungen der beiden Länder sind angespannt. Bangui wirft N’Djamena vor, bewaffneten Gruppen zu gestatten, sein Territorium als Rückzugsgebiet zu nutzen.
2019 schloss die tschadische Regierung mit 14 bewaffneten Gruppen ein Friedensabkommen, dem im September 2021 ein »gemeinsamer Fahrplan für den Frieden« folgte. Einen Monat später kündigte Präsident Faustin Archange Touadéra einen einseitigen Waffenstillstand für das gesamte Gebiet der Zentralafrikanischen Republik an. Im Juni dieses Jahres berichtete die Leiterin des UN-Einsatzes »Minusca« im Land, Valentine Rugwabiza, jedoch von »anhaltenden Waffenstillstandsverletzungen«. Das US-Portal Atlas berichtete nun am Montag unter Berufung auf lokale Berichte, dass Kämpfe im ganzen Land ausgebrochen seien, so auch in Bangui selbst. Gemeinsam mit den Streitkräften seien nach Angaben von Augenzeugen auch Angehörige des privaten russischen Militärunternehmens »Wagner« an den Kämpfen beteiligt und würden mit Helikoptern und gepanzerten Fahrzeugen gegen die bewaffneten Gruppen vorgehen. Diese sind seit 2017 auf Ersuchen Banguis im Land aktiv.
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte am Montag zudem einen Angriff auf »Minusca« nahe der südtschadischen Stadt Obo. Ein marokkanischer Soldat der UN-Truppe wurde dabei demnach am 24. November getötet. Der Rat forderte die Regierung auf, diese Attacke schnellstmöglich zu untersuchen und drohte zugleich, »dass die Beteiligung an der Planung, Leitung, Unterstützung oder Durchführung von Angriffen gegen ›Minusca‹-Friedenstruppen eine Grundlage für die Ausweisung von Sanktionen gemäß den Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen darstellt«.
Aufklärung statt Propaganda
Die Tageszeitung junge Welt liefert Aufklärung statt Propaganda! Ihre tägliche Berichterstattung zeigt in Analysen und Hintergrundrecherchen auf, wer wie und in welchem Interesse handelt. Jetzt das Aktionsabo zum Preis von 75 Euro für 75 Ausgaben bestellen!
Ähnliche:
- Jim Bourg/REUTERS18.11.2022
Kiew nervt Washington
- Hyacinthe Ndolenodji/via REUTERS18.11.2022
Oppositionelle traumatisiert
- EPA/AMNESTY INTERNATIONAL28.05.2014
Kein Kampf der Kulturen
Regio:
Mehr aus: Ausland
-
Kurzfristig avisierte Kriegsübung
vom 30.11.2022 -
Schwacher Schutz
vom 30.11.2022 -
Verschwunden, vermisst, verscharrt
vom 30.11.2022 -
Am »Siedepunkt«
vom 30.11.2022 -
»Paramilitärische Polizei hat in Stadien nichts zu suchen«
vom 30.11.2022