Faschisten mit Verbindungen
Von Gerhard Feldbauer
Italienische Neonazis sollen zusammen mit Komplizen aus der Ukraine bewaffnete Ausschreitungen im süditalienischen Kampanien geplant haben. Das berichteten mehrere lokale Medien am Mittwoch. Demnach habe die Abteilung für allgemeine Ermittlungen und Sonderoperationen der Carabinieri (DIGOS) im Rahmen einer »Anti-Terror-Operation« zwischen Neapel, Casera und Avellino am Dienstag eine Gruppe von Faschisten verhaftet. Diese habe laut den Ermittlungen »Anschläge in unserem Land« geplant, berichtete unter anderem das linke Onlinemagazin Contropiano.
Nach einer langen Phase der »Überwachung« von Facebook-Profilen und anderen von den Beteiligten verwendeten Plattformen seien rund 30 Hausdurchsuchungen in »rechtsextremen« Kreisen durchgeführt worden. Unter Leitung eines Ausbilders des ukrainischen »Asow«-Regiments, Anton Radomski, hätten die Neonazis unter anderem einen Überfall auf die Carabinieri-Kaserne in Marigliano bei Neapel geplant gehabt. In Italien ansässige ukrainische Faschisten wollten zudem einen »Anschlag« auf das Einkaufszentrum »Volcano Buono« in Neapel durchführen.
Verhaftet wurden laut Medienberichten vier Mitglieder der faschistischen Vereinigung »Ordine di Hagal«, die als »Sympathisanten ukrainischer neofaschistischer Organisationen« bezeichnet werden. Zu diesen gehören der Gründer des »Ordens«, Maurizio Ammendola, Michele Rinaldi, Vizevorsitzender und Betreiber des Telegram-Kanals der Gruppe, sowie Giampiero Testo aus Marigliano, dem Standort der Kaserne, die attackiert werden sollte. Die Gruppe sei an den Protesten gegen den sogenannten Green Pass beteiligt gewesen, ebenso während des Wahlkampfs für die »Brüder Italiens« von Giorgia Meloni sowie die Lega von Mateo Salvini, so Contropiano weiter.
Der ukrainische Staatsbürger Radomski sei hingegen nicht auffindbar gewesen, da er wohl »an die Kriegsfront in der Ukraine« zurückgekehrt sei. Laut dem investigativen Magazin The Grayzone unterhielten Mitglieder des »Hagal«-Ordens über Telegram nicht nur »direkte und häufige« Kontakte mit dem »Asow«-Bataillon, sondern auch mit den neonazistischen ukrainischen Militärformationen »Rechter Sektor« und dem »Militärorden Centuria«. Das lasse auf »eine mögliche Rekrutierung in deren Kampfgruppen« schließen.
Die Untersuchungen hätten zudem ergeben, dass sich die Verdächtigen – neben Elementen einer typisch rassistisch-faschistischen Einstellung – mit der »vorbehaltlosen Unterstützung« für die Ukraine identifiziert hätten. Erst die finanzielle Unterstützung sowie die mit Waffen unter anderem durch die italienische Regierung seien es gewesen, die zur Radikalisierung des Faschismus in der Ukraine geführt hätte, so Contropiano.
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