Heynowski, Fensch, Borchert
Von Jegor Jublimov
Wer jW liest, ist bereits auf dem laufenden: Es gibt Neues von Walter Heynowski! Von dem am 20. November vor 95 Jahren in Ingolstadt geborenen Filmdokumentaristen und Autor sind rund zwei Dutzend Filme, die er meist gemeinsam mit Gerhard Scheumann im Studio H & S produzierte, auf fünf DVDs im Schuber erschienen. Sie können lebendig daran erinnern, dass Heynowski und Scheumann in der Zeit des Kalten Krieges als Enthüllungsjournalisten Filme drehten, die in der ganzen Welt Beachtung fanden. Sie richteten sich gegen die Verankerung von Nazitätern in wichtigen Positionen in der BRD oder den Einsatz der internationalen Reaktion gegen demokratische Bestrebungen in Ländern der sogenannten Dritten Welt, sei es der Kongo, Vietnam, Chile oder Kambodscha.
Ursprünglich war Heynowski Redakteur, bald wurde er, noch in jungen Jahren, Verleger. Er half der Satire in der DDR beim Frischen Wind und dessen Nachfolger Eulenspiegel auf die Sprünge, gründete den Buchverlag Eulenspiegel, ehe er zum DDR-Fernsehen und später zur Defa ging. Der Eulenspiegel-Verlagsgruppe, bei der sein erster Memoirenband erschien, ist er noch verbunden. Schon vor fünf Jahren las er aus dem Manuskript zum zweiten Band vor, der nun doch erst in einem guten Jahr mit dem Titel »Generation im Abendlicht« erscheinen soll.
Das neueste Buch von Angela Fensch, die ebenfalls am kommenden Sonntag Geburtstag hat, aber ein Vierteljahrhundert jünger ist als Heynowski, erschien gerade. Die renommierte Fotografin hat ihren Erfolgsband »Kind Frau« zu einer Trilogie erweitert. Schon 1988 hat sie Mütter in der DDR mit ihren Kindern porträtiert, wobei sie die Frauen nicht nur in ihrer Weiblichkeit, sondern auch in ihrem Anspruch auf Selbstverwirklichung darstellte. Zunächst nach 15 Jahren besuchte sie diese Frauen und ihre Kinder erneut, und jetzt, nach über 30 Jahren, erschienen mit ihnen neue Porträts, die viel über die Entwicklung seither erzählen. Die Tochter eines Journalisten und FDJ-Funktionärs aus Schwerin arbeitete nach der Bibliotheksausbildung erfolgreich als Fotomodell für Zeitschriften wie Für Dich, Das Magazin und Sibylle. Bei der Arbeit mit den Fotografen lernte sie viel und konnte in Leipzig Fotografie studieren. Sie fühlt sich noch heute zum Norden hingezogen und engagiert sich in der Uckermark gegen Landschaftsbildzerstörungen durch Windräder.
Das Schaffen des jungen Dichters Wolfgang Borchert blieb durch den Krieg geprägt. Schon zuvor war der 1921 geborene Hamburger ein Unangepasster. Seine Fronterfahrungen ließen ihn zum kämpferischen Pazifisten werden. Der eindringliche Text »Dann gibt es nur eins! Sag nein!« wurde von der Friedensbewegung und unter Kriegsdienstverweigerern in der BRD immer wieder zitiert. Einen Tag vor der Uraufführung seines Dramas »Draußen vor der Tür« starb er, von Krankheiten geschwächt, in Basel. An ihn erinnert das Berliner Theater im Palais zu seinem 75. Todestag am Sonntag mit einer Lesung von Gabriele Streichhahn.
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