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Aus: Ausgabe vom 12.09.2022, Seite 10 / Feuilleton
Festivalfilm

Goldene und andere Löwen

Zum zweiten Mal in der Geschichte des Filmfests Venedig hat ein Dokumentarfilm den Goldenen Löwen gewonnen. Die US-Amerikanerin Laura Poitras bekam die Auszeichnung für ihr Werk »All the Beauty and the Bloodshed« über die Fotografin Nan Goldin. Damit erhielt zum dritten Mal in Folge und zum siebten Mal überhaupt seit 1949 eine Frau den Hauptpreis des Festivals. Die 58jährige Poitras ist für »Citizenfour« bekannt, ein Oscar-prämierter Dokumentarfilm über den Whistleblower Edward Snowden. »All the Beauty and the Bloodshed« erzählt von Goldins Familie, ihrem künstlerischen Schaffen und ihrem Kampf gegen die Familie Sackler, die für die Vermarktung des abhängig machenden Medikaments Oxycontin genauso wie für Kultursponsoring bekannt ist.

Poitras und Goldin haben für »All the Beauty and the Blood­shed« Interviews geführt. Goldins Erzählungen führen als Voiceover durch den Film, dazu werden Videos und Fotos aus Goldins Leben gezeigt. Unter anderem erzählt die Fotografin, dass ihr vor einigen Jahren ein Arzt Oxycontin verschrieb. Goldin wurde schwer abhängig davon.

Der inhaftierte iranische Filmemacher Jafar Panahi wurde in Abwesenheit für »No Bears« mit dem Spezialpreis der Jury geehrt. Darin spielt der 62jährige sich selbst. Aus der Ferne dreht er via Videozuschaltung gemeinsam mit einem Team in der Türkei einen Film über ein Paar, das den Iran verlassen will. Panahi wurde im Juli im Iran festgenommen. »Ich möchte alle im Raum daran erinnern, dass Jafar Panahi nicht hier bei uns sein kann und dass wir alle für seine Freiheit kämpfen müssen«, sagte Poitras nach der Preisverleihung und erinnerte auch an andere inhaftierte Filmemacher.

Den Silbernen Löwen für die beste Regie erhielt der italienische Regisseur Luca Guadagnino für »Bones and All« – ein Liebesfilm über zwei junge Kannibalen. Der Preis für die beste Schauspielerin ging an Cate Blanchett für ihre Rolle in »Tár« (Regie: Todd Field). Sie spielt die fiktive erste Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters namens Lydia Tár, deren Leben wegen Missbrauchsvorwürfen aus dem Ruder gerät. Colin Farrell erhielt für »The Banshees of Inisherin« den Preis als bester Schauspieler. Die Filmfestspiele Venedig zählen neben den Filmfestspielen in Cannes und der Berlinale zu den bedeutendsten der Welt. Im diesjährigen Wettbewerb konkurrierten 23 Werke um die Preise. (dpa/jW)

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