Protest gegen Scholz’ globale Shoppingtour
Von Nick Brauns
Den Auftakt des Protestwochenendes zum G7 Gipfel in Bayern machte die Klimabewegung Fridays for Future (FFF). Mehrere hundert Menschen demonstrierten am Freitag nachmittag beim »Klimastreik« am Odeonsplatz. Rund um den Platz war die Polizei mit einem beim Thema Klima ungewöhnlich starken Aufgebot vertreten.
Die G7 Regierungen müssten endlich ihrer Verpflichtung nach einer klimagerechten Welt nachkommen, forderte Lisa von der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die auch zu den Organisatoren einer Großdemonstration von 15 Sozial-, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen am Samstag gehört. »Olaf Scholz wollte Klimakanzler werden, doch jetzt ist er auf Shoppingtour, um die russischen fossilen Brennstoffe durch Öl und Gas aus anderen Ländern zu ersetzen«, beklagte die Aktivistin auf der Bühne.
Vor allem hatten FFF an dem Tag Aktivistinnen und Aktivisten aus dem Globalen Süden das Wort überlassen – und die appellierten nicht höflich an Scholz und die anderen Herrscher der sieben stärksten westlichen imperialistischen Länder, sondern hatten klare Botschaften für diese dabei:

»Lassen Sie das afrikanische Gas im Boden«, forderte Ina Maria Shikongo den deutschen Kanzler auf. Die Aktivistin aus Namibia war gerade mehrere Wochen lang mit der »Karawane für das Leben statt G7« durch Deutschland gezogen. »Warum hat der weiße Mann in meinem Land mehr zu bestimmen, als ich«, fragte Shikongo. Der Kolonialismus habe auf dem afrikanischen Kontinent nie geendet. Insbesondere die Gas- und Ölindustrie seien kriminell. »Es wurde genug Blut vergossen, mein Kontinent hat genug verloren«, rief Shikongo. Doch »wir sind die Massen und wir fordern jetzt Rechenschaft.«
Eine klare Gegnerbestimmung nahm auch der argentinische Anti-Fracking-Aktivist Esteban Servat vor. »Die G7 sind die Hauptverursacher der Klimakrise. Kommt alle nach Elmau, um diese Finanzkriminellen unter Druck zu setzen«. Der Argentinier, der der Graswurzel-Initiative
»Debt for Climate!« angehört, die soziale Gerechtigkeits- und Klimagerechtigkeitskämpfe zusammenführen will, sprach vor allem über den Zusammenhang von Kolonialismus, Verschuldung und der Klimakrise. Die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung im Globalen Süden und Norden sowie Klimaschützer wie Fridays for Future müssten für die Überwindung der »Diplomatie der Schuldenfalle« durch den Erlass der Schulden von verarmten Ländern eintreten, so dass diese es sich leisten können, fossile Energieträger im Sinne einer Klimawende im Boden zu lassen.
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